Rezession verlängert, Defizit explodiert

Alle Kennziffern der österreichischen Wirtschaft zeigen weiter nach unten. Die Rezession geht ins dritte Jahr und ist damit die längste seit dem Zweiten Weltkrieg. Von Laura Höllhumer.
Nach einer Schrumpfung der Wirtschaft um 1,2 % im Vorjahr hatten die Prognoseinstitute für 2025 mit einem leichten Wirtschaftswachstum von 0,6 % gerechnet. Die Hoffnung war, dass Export und Konsum die Wirtschaft ankurbeln würden. In der Realität gab es dafür niemals eine Grundlage, und nun müssen die Prognosen gesenkt werden. Der Vergleich über 6 Jahre spricht ein vernichtendes Urteil über den österreichischen Kapitalismus: Von 2019 bis heute ist das BIP pro Kopf sogar um 2,8 % gesunken.
Besonders in der Industrie klafft ein fettes Minus. Die Güterproduktion ist 2024 um 9,5 % geschrumpft, das ist der größte Rückgang in ganz Europa.
Wachstum verzeichnet Österreich nur bei der Inflation, den Insolvenzen, der Arbeitslosigkeit, der Rüstungsausgaben und der Budgetdefizite. Seit Jahresanfang befindet sich die Inflation abermals im Steigen und liegt nun, angeschoben durch gestiegene Energiekosten, bei 3,3 %. Im Vorjahr gab es in Österreich 6.550 Unternehmensinsolvenzen, plus 22 % gegenüber 2023. Das sind 18 Pleiten pro Tag. Mittlerweile sind 445.513 Menschen in Österreich arbeitslos, ein Plus von 13,5% im Jahresvergleich. Den höchsten Anstieg verzeichnet die Industrieregion Oberösterreich.
Der Versuch, vom schuldengetriebenen Aufrüstungsboom zu profitieren (der Standard: „Panzer statt Autos“), kann die Krise nicht lösen.
Österreich ist Exportnation in einer Welt voller Handelskriege, technologisch abgehängt und die Energiekosten sind seit dem Ukrainekrieg nicht konkurrenzfähig. Die Regierung weiß darauf nur mit Symbolpolitik zu antworten. Nach der sogenannten „Arbeitsklausur“ zu Industrie und Standort gab es nichts zu verkünden, außer dem Gefühl, die Regierung würde arbeiten. Wenn sie dies tatsächlich tut, dann nur unter direkter Anleitung von „Experten“, also der Sprachrohre der „Finanzmärkte“. So auch am 24.03. Im Budgetausschuss wurde unter Anwesenheit von Fiskalratspräsident (Produktivitätsrat-Vorsitzender, Kuratoriumsrat der Erste Bank Stiftung, etc.) Christoph Badelt und Finanzminister Marterbauer verkündet, dass Österreich zusätzlich zum beschlossenen 6,4 Mrd. Sparpaket für 2025, nochmals 6 Mrd. € einsparen müsste, um das Defizit auf 3 % des BIP zu beschränken. Der österreichische Kapitalismus ist in einer Sackgasse und die Arbeiterklasse wird dafür zur Kasse gebeten werden.
(Funke Nr. 232/24.03.2025)