Wem gehört die Stadt? Die KPÖ und die Stadionfrage in Graz

Am 1. Mai bot sich in Graz ein bezeichnendes Bild: Man hatte sich wie jedes Jahr zur Schlusskundgebung am Eisernen Tor eingefunden, als plötzlich wenige Meter entfernt der Fanmarsch der Sturm-Anhänger vorbeizog. Bei der Kundgebung angekommen, hielten sie inne und skandierten lautstark: „Sportklub Sturm Graz braucht eine Heimat!“ und „Hier regiert der SK Sturm“. Von Stefan Bürscher.
Die Forderung nach einem eigenen Stadion für den SK Sturm existiert bereits seit den 1990er-Jahren, wurde jedoch insbesondere 2019 mit der Initiative „Sturm braucht eine Heimat“ wiederbelebt und ist seither regelmäßig Inhalt von Spruchbändern in der Nordkurve des Stadions in Liebenau. Besonders drängend wurde dies, seitdem Champions League Spiele nicht mehr im eigenen Stadion ausgetragen werden können, da es die Anforderungen nicht erfüllt.
An der Spannung zwischen dem kommunistischen Maiaufmarsch und der SK-Sturm-Demo zeigte sich der Wandel, den die KPÖ Graz in den letzten Jahren vollzogen hat. Hatte man zuvor als Oppositionspartei der Koalition unter Siegfried Nagl noch vorgeworfen, die Stadionlösung zugunsten anderer Prestigeprojekte zu vernachlässigen, befindet man sich nun selbst in der Situation, regierend zu sein – und sieht sich angesichts vermeintlicher budgetpolitischer Sachzwänge außerstande, die Stadionfrage zu lösen.
Es offenbarte sich in dieser Situation ein weiteres Muster: Während die Sturm-Fans für ihr Stadion kämpfen, hat die KPÖ Graz nicht vor, sich an diesem Kampf zu beteiligen. Sie akzeptiert die Schranken des Stadtbudgets – inklusive der städtischen Schulden – als gegeben und unveränderlich. Damit zwingt sie sich selbst, innerhalb dieser Schranken dieselbe Sparpolitik durchzuführen, wie sie von bürgerlichen Parteien überall praktiziert wird.
Die Stimmung der Sturm-Fans macht offensichtlich, dass man einen gemeinsamen Kampf um ein eigenes Stadion führen könnte. Die Fans führen ihn schon lange. Er muss jedoch gegen diejenigen geführt werden, die der Stadt finanziell die Luft zum Atmen nehmen: die Banken, die im Interesse ihrer Schuldzahlungen das Budget in Graz diktieren und die Bundesregierung, die ihre Einsparungen über die Kommunen & Gemeinden ausrollt. Da die KPÖ dies nicht tut, gerät sie hier in Widerspruch zur Bevölkerung. Noch ist es jedoch noch nicht zu spät, den Kampf aufzunehmen und den Banken unsere Stadt zu entreißen!
(Funke Nr. 234/28.05.2025)