Chemie KV: Wer nicht kämpft…

Wie in allen anderen Branchen haben auch die Bosse der chemischen Industrie ihre üppigen Profite aus der Corona-Zeit (2020-22) – insgesamt 4,4 Mrd. – in Sicherheit gebracht und wollen nun die Beschäftigten für die Krise zahlen lassen. Davon zeugt nicht nur der Lohnabschluss unterhalb der Inflation. Von Martin Halder.
Eine Arbeiterin aus der Chemiebranche in Oberösterreich berichtet:
„Bei uns wird viel über einen möglichen Verkauf der Firma, Massenentlassungen oder andere drastische Maßnahmen spekuliert. Dazu kommen auch noch die Zollandrohungen von Trump aus den USA. Freigewordene Positionen werden nicht nachbesetzt, es wird kaum etwas versucht, um gute und langjährige MitarbeiterInnen zu halten, Bildungskarenzen/Sabbaticals werden nie genehmigt, flexible Arbeitszeitmodelle wie Teilzeit oder mehr Home-Office sind unerwünscht. Es werden Sparmaßnahmen bis hin zum Druckerpapier u. ä. ergriffen, wo eindeutig ist, dass dies keinen großen Einfluss auf die Gewinne haben wird und einzig und alleine das Arbeitsleben erschwert.
Aber auch im Großen soll überall gespart werden. Notwendige Reparatur- und Investitionskosten werden noch ein Jahr verschoben (so wird nachhaltig Infrastruktur kaputtgespart), es wird mit 5-10% weniger Personal kalkuliert und auch die laufenden Kosten sollen überall gesenkt werden.“
Die Klassenauseinandersetzungen werden deutlich härter, doch diese neue Realität geht bislang spurlos an der Gewerkschaftsführung aus PRO-GE und GPA vorbei. Sie setzt den Massenentlassungen und dem ständig steigenden Arbeitsdruck nichts entgegen. Nun stimmten die Verhandler ohne auch nur den Versuch eines Arbeitskampfs – sogar geplante Betriebsversammlungen wurden abgesagt – bei den KV-Verhandlungen für die 50.000 Beschäftigen einer Lohnerhöhung von 2,65% und damit einem Reallohnverlust (Inflation: 2,75%) zu.
Begründet wird das von den Chefverhandlern mit der schlechten wirtschaftlichen Situation. Sicherlich, die Wirtschaft steckt in der Krise und die Bosse wollen nicht mit ihren Profiten dafür zahlen, doch gerade deshalb ist eine passivierende Gewerkschaftspolitik besonders fatal.
Es braucht eine vollständige Kehrtwende in der Gewerkschaftspolitik. Dazu gehört es, den Arbeitskampf ohne Rücksicht auf die Profite der Konzerne zu führen. Wer nicht kämpft, hat schon verloren!
(Funke Nr. 233/24.04.2025)