Die Bosse nutzen die aktuelle Krise, um die Arbeiterklasse in großem Stil anzugreifen und ihre Profite zu sichern. Auf der ganzen Welt kommt es zu Massenentlassungen. Diese Situation erfordert einen entschlossenen Kampf der Arbeiterbewegung, meint Filip Apolin.
In Europa werden über hunderttausend Stellen abgebaut. Die Liste der Jobmassaker wird jeden Tag länger und betrifft alle Sektoren und Länder (siehe Grafik).
Der Steirische Technologiekonzern AVL streicht 200 Stellen. Die in Wien ansässige IT-Tochter der UniCredit wird bis Jahresende schließen, was 280 Arbeitsplätze betrifft. Lenzing AG (500) und Steyr Automotive (360) kündigen Massenentlassungen an. Bei Magna stehen 450 Arbeiter entweder vor der Kündigung oder müssen in Kurzarbeit, was weniger Lohn bedeutet. Das Opel-Werk in Wien-Aspern, das vor zehn Jahren über 2.000 Arbeiter zählte und schrittweise zusammengespart wurde, schließt diesen Sommer endgültig und streicht die verbleibenden 220 Arbeitsplätze.
All diese Konzerne haben in den Jahren der Pandemie üppige staatliche Förderungen bekommen, mit denen sie ihre Profite aufbesserten. 2021 und 2022 waren Jahre des Rekordprofits: Allein die zwanzig größten Konzerne Österreichs (ATX) hatten in dieser Zeit über 25 Mrd. Gewinne gemacht. Das Ziel der Bosse ist es, die Arbeiterklasse weiter auszupressen, um ihre Profite zu sichern.
Der Sportwagenhersteller „Pierer Mobility“ (ehemals KTM) hat 400 Stellen abgebaut. Die Begründung des Vorstands: „Um die Rentabilität der Gruppe zu sichern, wird das Management Kostenreduktionsmaßnahmen im Geschäftsjahr 2024 im zweistelligen Millionenbereich durchführen.“ Anders gesagt: „Unsere Profite – vor eure Arbeitsplätze!“ Der Motorradhersteller bekam ebenfalls rund 11 Millionen Euro Corona-Hilfen. Konzernchef und ÖVP-Großspender Stefan Pierer schüttete im Corona-Jahr an sich selbst sieben Millionen Euro Dividende aus und erhöhte für sich und seine Vorstandskollegen die Bezüge um 30%.
Die Dreistigkeit und Aggressivität der Bosse nehmen immer weiter zu. Diese Erfahrung macht die Arbeiterklasse tagtäglich. Doch die Gewerkschaftsführung versucht stets ein gutes Auskommen mit den Unternehmern zu finden. Das kann nur wie bereits in der Vergangenheit zur Mitverwaltung der Verschlechterungen führen.
Wir stehen für eine vollständige Kehrtwende in der Gewerkschaftspolitik. Wir kämpfen dafür, dass die Gewerkschaften ihre Funktion als Kampforganisation der Arbeiterklasse auch tatsächlich erfüllen. Allzu oft stellen Gewerkschaften sich in die Rolle des „Vermittlers“ zwischen den Belegschaften und der profitgierigen Manager. Mit diesem Ansatz haben die Arbeiter schon verloren. Die Situation erfordert einen entschieden Kampfplan. Der erste Schritt ist immer, dass die Beschäftigten Einsicht in die Bücher des Unternehmens erkämpfen, um die Behauptungen der Manager, dass Einsparungen unbedingt notwendig sind, um den Betrieb „zu retten“, einem Fakten-Check zu unterziehen. Die Lebensgrundlagen der Arbeiterfamilien wiegen schwerer als das „Geschäftsgeheimnis“.
Der Kapitalismus ist ein chaotisches System, in dem die Menschen völlig den Launen des Marktes ausgesetzt sind. Wenn Unternehmen die Produktion nicht weiterführen wollen, weil ihnen der Profit zu gering ist, müssen wir die Verstaatlichung der großen Konzerne unter Arbeiterkontrolle auf die Tagesordnung setzen. Das ist in der gegenwärtigen Situation der einzige Weg, alle Arbeitsplätze zu retten, den ständig erhöhten Arbeitsdruck umzukehren und eine ernsthafte Arbeitszeitverkürzung umzusetzen. Denn nur wenn die Wirtschaft in den Händen der Arbeiterklasse ist, können wir sie so umgestalten, dass sie für die Bedürfnisse der Gesellschaft und nicht für die Gewinne der Aktionäre arbeitet.
(Funke Nr. 222/27.03.2024)