Der Wahlerfolg der KPÖ Salzburg hat erneut eine breite öffentliche Debatte über Kommunismus losgetreten. Während die Bürgerlichen die antikommunistische Mottenkiste ausgraben und nicht müde werden, Kommunismus mit Diktatur und Massenmord gleichzusetzen, präsentiert sich die KPÖ als lammfrommer Weltverbesserungsverein. Die revolutionäre Essenz des Kommunismus zu verteidigen, übernimmt Konstantin Korn.
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Die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr beantwortet die Frage, was Kommunismus für sie bedeutet, mit den Worten: „Wir möchten den Menschen zu ihren Rechten verhelfen. Wir treten für eine sozial gerechte Welt ein, für ein freundliches, ein friedliches Klima, für den Zusammenhalt (…) Ich wünsche mir einen Sozialstaat in unserem Land. Das ist das Ziel der KPÖ. Kommunismus ist eine Utopie, die ich mir wünschen würde.“ Der KP-Spitzenkandidat in Salzburg Kay-Michael Dankl will das Ziel einer „befreiten Gesellschaft … auf demokratischem Weg durch Korrekturen anstreben.“
Die Intelligenteren aus der heimischen Journalistenriege, wie die Herrn Fleischhacker (Servus TV) und Pink (Presse), haben dem Genossen Dankl entgegengehalten, dass er damit ganz im Widerspruch zu Karl Marx steht, der im „Kommunistischen Manifest“, dem Gründungsdokument des wissenschaftlichen Kommunismus aus dem Jahre 1847, ganz andere, nämlich radikalere Töne anschlug. Gemeinsam mit seinem Freund und Mitstreiter Friedrich Engels schrieb Marx schon in den Statuten des Bundes der Kommunisten, dessen Zweck sei „der Sturz der Bourgeoisie, die Herrschaft des Proletariats, die Aufhebung der alten, auf Klassengegensätzen beruhenden bürgerlichen Gesellschaft und die Gründung einer neuen Gesellschaft ohne Klassen und ohne Privateigentum“.
Was will der Kommunismus?
Das Ideal einer Gesellschaft mit Gemeineigentum, in der es keine Klassenunterschiede gibt und alle Menschen in sozialer Gleichheit und Freiheit leben, ist so alt wie die menschliche Zivilisation. Sie ist eine Reaktion auf eine herrschende Ordnung, in der Ausbeutung und Unterdrückung das gesellschaftliche Leben kennzeichnen. Urchristentum, Ketzerbewegungen, Bauernkriege, die „Utopia“ eines Thomas Morus sind nur einige von unzähligen Beispielen für kommunistische Bewegungen, die im Zuge sozialer Revolutionen auftraten. Die moderne Arbeiterbewegung stellte sich ganz bewusst in die Tradition dieses utopischen Kommunismus, der sich aus der Empörung über die himmelschreiende soziale Ungerechtigkeit nährte und das Bild einer besseren Gesellschaft zeichnete.
Als Marx und Engels Kommunisten wurden, stellten sie diesem utopischen Kommunismus jedoch eine neue Methode entgegen:
„Der Kommunismus ist nicht ein Zustand, der hergestellt werden soll, ein Ideal, wonach die Wirklichkeit sich zu richten haben wird. Wir nennen Kommunismus die wirkliche Bewegung, welche den jetzigen Zustand aufhebt. Die Bedingungen dieser Bewegung ergeben sich aus der jetzt bestehenden Voraussetzung.“
Diese gesellschaftlichen Bedingungen (Wirtschaft, Politik, Ideologien usw.) zu analysieren, ist der erste Schritt marxistischer Tätigkeit. In der Tat sind die Philosophie des dialektischen Materialismus, die materialistische Geschichtsauffassung und die Marxsche Kapitalismusanalyse unvorstellbar wertvolle Werkzeuge. Dabei arbeitete Marx gezielt heraus, wie das im Kapitalismus vorherrschende Profitmotiv alle gesellschaftlichen Bereiche durchdringt und ein „schönes Leben für die Vielen“ unmöglich macht, und stattdessen Wohnungsnot, ständig steigenden Arbeitsdruck usw. hervorbringt. Und dass die Arbeiterklasse unter dem Druck der Verhältnisse immer wieder gezwungen ist, mit den Methoden des Klassenkampfs zurückzukämpfen.
Ohne revolutionäre Theorie keine revolutionäre Bewegung, wie Lenin betonte. Die Theorie erwächst aus der bisherigen Praxis und den gemachten Klassenkampferfahrungen. Sie bildet das Fundament der kommunistischen Organisation. Der Marxismus ist aber mehr als nur Sehbehelf, aus der Theorie und der Analyse der Verhältnisse leitet sich eine konkrete Praxis ab, wobei Theorie und Praxis eine Einheit zu bilden haben. Jede Aktion, ob groß oder klein, basiert auf einer konkreten Einschätzung der Lage und der Perspektiven.
Gerade aufgrund seines Weitblicks gelang es Marx, den Kapitalismus, der zu seinen Lebzeiten eigentlich noch in den Kinderschuhen steckte, so darzustellen, dass er sehr gut beschreibt, wie heute, also 150 Jahre später, Wirtschaft und Gesellschaft funktionieren.
Marx und Engels haben also nicht die Vision einer zukünftigen Gesellschaft gemalt, sondern sich die Frage gestellt, welche sozialen Kräfte diese neue Ordnung erbauen könnten und auf welchem Weg das passieren könnte. Es war ihr großes Verdienst, den Kommunismus aus dem Reich der schönen Ideen, der Utopien, in das Reich der Wirklichkeit zu überführen. Auf dieser Basis kämpften sie ihr Leben lang für die sozialistische Revolution.
Schreckgespenst
„Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen“, wie „Die Presse“ mit mahnendem Finger das „Manifest“ zitiert und damit Angst vor den unruhestiftenden Roten schüren will. Aber wie Marx betonte,
„gebührt mir nicht das Verdienst, weder die Existenz der Klassen in der modernen Gesellschaft noch ihren Kampf unter sich entdeckt zu haben. Bürgerliche Geschichtschreiber hatten längst vor mir die historische Entwicklung dieses Kampfes der Klassen, und bürgerliche Ökonomen die ökonomische Anatomie derselben dargestellt. Was ich neu tat, war 1. nachzuweisen, daß die Existenz der Klassen bloß an bestimmte historische Entwicklungsphasen der Produktion gebunden ist; 2. daß der Klassenkampf notwendig zur Diktatur des Proletariats führt; 3. daß diese Diktatur selbst nur den Übergang zur Aufhebung aller Klassen und zu einer klassenlosen Gesellschaft bildet“ (Brief an Weydemeyer, 1852).
Und da ist es schon das Schreckgespenst, die „Diktatur“. Wer denkt da nicht sofort, an das monströse, totalitäre Regime in der Sowjetunion unter Stalin mit all den Verbrechen?! Kay-Michael Dankl versucht den kritischen Nachfragen der Journalisten geschickt auszuweichen und antwortet: „Man darf sich nicht vor der Kopfarbeit drücken, auch die Theoretiker (Marx, Engels, Lenin; Anm.) an das Hier und Jetzt anzupassen. (…) Gesellschaftliche Transformation ist“, so Dankl, „nur demokratisch möglich.“
Marx und Engels ließen keinen Zweifel, dass die Überwindung des Kapitalismus nur auf dem Weg einer Revolution möglich ist (wobei „Diktatur“ zu ihren Lebzeiten ganz einfach „Herrschaft“ bedeutete) und zeit ihres Lebens für diese Perspektive aktiv in der Arbeiterbewegung kämpften:
„[Die Kommunisten] erklären es offen, dass ihre Zwecke nur erreicht werden können durch den gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnung.“ (Kommunistisches Manifest)
Gesellschaftliche Entwicklung ist nicht immer nur geradlinig, sondern geprägt von Wendungen, manchmal einem Rückfluten, aber auch von plötzlichen Sprüngen nach vorne, von vulkanartigen sozialen Explosionen (eben Revolutionen). Diese Revolutionen brechen unabhängig vom Tun der Revolutionäre aus, sie entspringen aus den gesellschaftlichen Widersprüchen, wo die oben nicht mehr herrschen können wie bisher, und die unten die herrschenden Verhältnisse nicht mehr hinzunehmen bereit sind. Revolutionen sind der Motor des Fortschritts der menschlichen Gesellschaft, weil sie die Grundlage für die Durchsetzung einer neuen Produktionsform liefern. Und was für uns zentral sein muss, ist das Verständnis, dass die heutige Krisenhaftigkeit des Kapitalismus die Bedingungen für eine neue Welle von Revolutionen schafft.
Die Geschichte lehrt uns aber, dass keine herrschende Klasse kampflos, freiwillig ihre Machtstellung aufzugeben bereit ist. Sie verfügt über einen Staatsapparat mit bewaffneten Einheiten (Polizei, Armee) zur Verteidigung ihrer Interessen. Diese Herrschaft zu brechen und spätere Konterrevolutionen (von denen es in der Geschichte genügend Beispiele gibt) niederzuhalten, muss das Ziel der revolutionären Kräfte sein. Die historische Erfahrung zeigt uns: Je besser die Arbeiterklasse organisiert ist, je klarer ihr politisches Programm ist und darauf abzielt, auch andere gesellschaftliche Schichten von der Sinnhaftigkeit einer gesellschaftlichen Umwälzung zu überzeugen und zumindest Teile des Staatsapparats dafür zu gewinnen, sich nicht gegen die Bevölkerung einsetzen zu lassen, desto eher wird die Revolution einen friedlichen Charakter haben. Der gewaltsame Umsturz ist nicht gleichbedeutend mit Blutvergießen. Im Gegenteil: Je entschlossener die Arbeiterklasse an die Aufgabe herangeht, die alten Herrschaftsstrukturen zu zerschlagen (die nur einer Minderheit dienten) und je stärker und einiger sie sich ist, desto friedlicher wird die Umwälzung sein. So blieb dem scheinbar allmächtigen General De Gaulle angesichts des revolutionären Generalstreiks im Mai ’68 in Frankreich in einem Gespräch mit dem US-Botschafter nur noch übrig zu sagen: „Das Spiel ist aus. In ein paar Tagen werden die Kommunisten an der Macht sein“. Dass das letztendlich nicht der Fall war, lag nur am Unwillen der KPF, die Macht tatsächlich zu übernehmen.
Den Zweck der revolutionären Umwälzung definierten Marx und Engels unmissverständlich: „Das Proletariat ergreift die Staatsgewalt und verwandelt die Produktionsmittel zunächst in Staatseigentum.“ („Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft“) Man spürt richtig, wie dem „Presse“-Redakteur bei diesen Zeilen der Schrecken in die Glieder fährt, wenn er dabei an den totalitären Staat denkt, der mit der Aufhebung des Privateigentums an den Produktionsmitteln die persönliche Freiheit seinesgleichen unterdrückt.
Doch es lohnt sich weiterzulesen, wo der ehrenwerte Bürger den Skandal wittert.
„Der erste Akt, worin der Staat wirklich als Repräsentant der ganzen Gesellschaft auftritt – die Besitzergreifung der Produktionsmittel im Namen der Gesellschaft, ist zugleich sein letzter selbständiger Akt als Staat. Das Eingreifen einer Staatsgewalt in gesellschaftliche Verhältnisse wird auf einem Gebiete nach dem andern überflüssig und schläft dann von selbst ein. An die Stelle der Regierung über Personen tritt die Verwaltung von Sachen und die Leitung von Produktionsprozessen. Der Staat wird nicht ‚abgeschafft‘, er stirbt ab.“
Und auf diesem Weg wird die Spaltung der Gesellschaft in Klassen Schritt für Schritt überwunden.
Reich der Freiheit
Dass der Kommunismus eine „schöne Idee“ ist, geben sogar die meisten Bürgerlichen zu. Nur, die Geschichte habe eben bewiesen, dass Kommunismus nicht funktionieren könne. Marx und Engels haben es zwar stets abgelehnt, ein genaues Zukunftsmodell auszuarbeiten. Doch gibt es gewisse Grundelemente, die sich aus den Erfahrungen der Geschichte der Arbeiterbewegung regelrecht ergeben.
Der beste Garant, dass die kommunistische Perspektive Realität wird, ist die Revolution selbst. Revolution verstanden Marx, Engels und Lenin nie als Verschwörung einer kleinen Minderheit, sondern als kollektiven Akt der Arbeiterklasse, die sich an die Spitze aller unterdrückten Teile der Bevölkerung zu stellen vermag. Die Massen betreten die Bühne der Geschichte, wo sonst nur eine handverlesene Elite das Sagen hat, und nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand. Die Massen organisieren sich in Aktions- und Streikkomitees, aus denen Räte (Sowjets) entstehen, die nicht nur Kampfinstrumente gegen die alte Ordnung sind, sondern gleichzeitig den Keim einer neuen Ordnung darstellen, indem sie beginnen, die Produktion, die Versorgung mit Strom, Treibstoff und Lebensmitteln usw. zu kontrollieren und zu verwalten. Das ist die Grundlage für eine wirklich demokratische Umgestaltung der Gesellschaft in Form einer Arbeiterdemokratie.
Das erste und bisher einzige erfolgreiche Beispiel dafür war die Russische Revolution von 1917. Tatsächlich wurden unter den denkbar schlechtesten Bedingungen (in einem vorwiegend landwirtschaftlich geprägtem, rückständigen Land nach drei Jahren Weltkrieg) auf dieser Basis der Machtübernahme der Arbeiterklasse gesellschaftliche Fortschritte gemacht, die ihresgleichen suchen. Die Arbeiter und Arbeiterinnen wählten politische Delegierte, die sie jederzeit wieder abwählen konnten, setzten die Arbeiterkontrolle über die Produktion um, es gab eine weitreichende Landreform, die Sowjets beschlossen eine vollständige rechtliche Gleichstellung der Frau, ein Recht auf kostenlose Abtreibung, die unterdrückten Nationen erhielten das Recht auf Selbstbestimmung (die Sowjetunion war keine Fortführung des russischen Reiches, sondern zu Beginn eine freiwillige Union), Homosexualität wurde Jahrzehnte vor den „westlichen Demokratien“ entkriminalisiert.
Die Sowjetunion war wirtschaftlich sehr rückständig, der Mangel musste verwaltet und mit gewaltigen Anstrengungen überwunden werden. In einer Situation der Isolation und des Krieges gegen sie führte das zu bürokratischen Entartungen und ihrer Degeneration, womit auch viele Errungenschaften wieder zunichte gemacht wurden. In China fand schon die Revolution selbst unter diesen (stalinistischen) Vorzeichen statt. Heute wäre der gesellschaftliche Reichtum ausreichend für eine harmonische Entwicklung unter sozialistischen Vorzeichen.
Während die Politik im Rahmen der parlamentarischen Demokratie immer eine Form der Stellvertreterpolitik bleibt, geht es uns KommunistInnen also um die Selbstorganisierung und -ermächtigung der Arbeiterklasse und der Jugend.
Und die sozialistische Revolution würde erstmals die materiellen Voraussetzungen schaffen, dass die Menschen ihre Zukunft wirklich gestalten können. Wirken die von der Profitlogik getriebenen Wirtschaftsbeziehungen heute wie blinde Naturgewalten, werden sie in einer demokratischen Planwirtschaft bewusst und rational so gestaltet, damit die Menschen die großen gesellschaftlichen Baustellen angehen können. Die erste Maßnahme wäre eine radikale Verkürzung der Arbeitszeit, um die Menschen freizuspielen für die demokratische Kontrolle und Verwaltung aller gesellschaftlichen Bereiche, für ihre Weiterbildung und die Hebung des kulturellen Niveaus jedes Einzelnen und somit der gesamten Gesellschaft. Das Ergebnis wäre ein gewaltiger Fortschritt in der Produktivität, allein schon, weil alle in der Gesellschaft dazu befähigt werden, mit ihren Fähigkeiten zur Wirtschaft beizutragen. Und das wiederum legt die Grundlage zu einer gesellschaftlichen Neuausrichtung, wo allen Menschen anfangs entsprechend ihrer tatsächlichen Leistung und in der Folge gemäß ihren individuellen Bedürfnissen gegeben werden kann. Die individuelle Freiheit wird sich erstmals in der Menschheitsgeschichte richtig entfalten können. Ein menschenwürdiges Dasein allen Menschen und jedem Einzelnen dauerhaft zu sichern, ist das Hauptziel des Kommunismus.
Der Schlüssel dazu ist nicht die Umverteilung des bestehenden Reichtums, sondern die Umgestaltung und die damit einhergehende Hebung der Produktion gemäß den Bedürfnissen der Menschheit (und dazu gehört ein intakter, lebenswerter Planet). Um dort hin zu kommen, muss die soziale Revolution international siegreich sein. Der Kapitalismus hat eine global vernetzte Weltwirtschaft geschaffen. Deswegen muss auch der Sozialismus international sein oder er wird nicht sein. Die Überwindung des Nationalstaats ist neben der Abschaffung des Privateigentums an den Produktionsmitteln das große Ziel der revolutionären Umwälzung. Die heutigen KPen sind noch immer geprägt von der nationalen Borniertheit aus der Ära des Stalinismus. Da unser Kampf aber ein internationaler sein muss, muss auch unsere Organisation eine Internationale sein. Mit diesem Verständnis versuchen wir von der Internation Marxist Tendency (IMT), die kommunistische Bewegung aufzubauen.
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Die Rolle der Partei
Im „Einheitsfrontlied“ von Bert Brecht heißt es: „Es kann die Befreiung der Arbeiter nur das Werk der Arbeiter sein.“ Doch zu diesem großen historischen Akt benötigt die Arbeiterklasse ein Werkzeug, sprich eine Organisation, eine Partei.
Im Lauf der Geschichte hat sich eine organisierte Arbeiterbewegung herausgebildet: Gewerkschaften, Genossenschaften und Arbeiterparteien. Diese Organisationen wurden geschaffen, um konkrete Verbesserungen für die Arbeiterschaft durchzusetzen: höhere Löhne, kürzere Arbeitszeiten, Unfall- und Krankenversicherung, demokratische Rechte usw. KommunistInnen knüpfen an den Kämpfen für konkrete Verbesserungen an, aber ihr Ziel ist die völlige Befreiung von Ausbeutung und Unterdrückung. Die Rolle der KommunistInnen ist es daher, „praktisch der entschiedenste, immer weitertreibende Teil der Arbeiterparteien aller Länder“ zu sein. „Sie haben theoretisch vor der übrigen Masse des Proletariats die Einsicht in die Bedingungen, den Gang und die allgemeinen Resultate der proletarischen Bewegung voraus.“ (Kommunistisches Manifest) Und all das mit dem Ziel, die soziale Revolution zum Sieg zu führen.
„Schön und gut, aber bekanntlich haben wir gegenwärtig keine Revolution, somit bleibt uns nichts anderes übrig, als geduldige Kleinarbeit zu machen, um unser Leben zu verbessern“, wird sich mancher Leser nun denken.
Zweifelsohne hat die Arbeiterbewegung in den letzten Jahrzehnten schwere Rückschläge erfahren. Der Fall der Berliner Mauer und der Zusammenbruch der Sowjetunion haben die kommunistische Bewegung weltweit zurückgeworfen. Die Unfähigkeit, das Phänomen des Stalinismus und der Ursachen der Degeneration der Russischen Revolution zu erfassen und als das zu benennen, was es war, haben der kommunistischen Idee einen unvorstellbaren Schaden zugefügt. Die Planwirtschaft hat zwar selbst unter den Fesseln der Bürokratie zu einem beachtlichen ökonomischen und gesellschaftlichen Fortschritt geführt, aber das zu einem hohen Preis. Letztendlich mussten diese Regimes an den Folgen der bürokratischen Entartung scheitern.
Bereits 1992 hat der britische Marxist Ted Grant analysiert, der Zusammenbruch des Stalinismus bedeute aber nicht das Ende des Kommunismus, sondern wird rückblickend nur als Vorspiel einer neuerlichen Todeskrise des Kapitalismus gesehen werden. Damals war dies eine gewagte These angesichts des Siegesgeheuls der Bürgerlichen und der Tatsache, dass die Idee des Sozialismus und Kommunismus völlig diskreditiert war – was bis heute auch Auswirkungen auf das politische Selbstverständnis der KPen hat. Die Krisenjahre seit 2008 haben jedoch Bedingungen geschaffen, die politische und soziale Krisen befeuern und den Wunsch nach einer anderen Gesellschaftsordnung wieder zum Leben erweckt haben. Kommunismus ist plötzlich kein Schreckgespenst mehr, sondern gerade unter vielen jungen Menschen wieder der Inbegriff für Hoffnung auf ein schönes Leben.
Das heißt natürlich nicht, dass die Mehrheit klassenbewusst ist und Sozialismus will. Zu schwer sind die Lebensumstände für die meisten, und gleichzeitig werden sie unaufhörlich über die Medien, Schule, Unis usw. benebelt und planmäßig irregeführt. Unter diesen Umständen wird nur ein kleiner Teil der Arbeiterklasse und der Jugend die allen ArbeiterInnen der ganzen Welt gemeinsamen Interessen erkennen und danach handeln. Die Aufgabe einer kommunistischen Organisation ist es, die klassenbewussten ArbeiterInnen und Jugendlichen zu einer Kampfpartei zu organisieren. Die große Masse wird anfangs nur die unmittelbaren Tagesinteressen sehen: leistbare Wohnungen, höhere Löhne u.a., was ihnen durch die Bürgerlichen und deren Regierung systematisch vorenthalten wird, weil die Profitmaschinerie am Laufen gehalten werden will.
Die klassenbewussten ArbeiterInnen müssen sich daher zu einer Arbeiterpartei zusammenschließen, die das Ziel hat, den Klassenkampf bewusst zu führen. Das reicht von Kämpfen zur Verteidigung der sozialen und demokratischen Errungenschaften der Vergangenheit, über Kämpfe gegen alle Formen von Unterdrückung und Diskriminierung bis zu Kämpfen für konkrete Verbesserungen der Arbeits- und Lebensverhältnisse, wie eine substantielle Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich.
Im Falle der KPÖ würde dies beispielsweise bedeuten, in Graz mit allen Mitteln Widerstand gegen die von den Bürgerlichen und dem Staatsapparat geforderte Kürzungspolitik zur Sanierung der Stadtfinanzen zu organisieren. Es würde bedeuten, in den Gewerkschaften eine demokratische und klassenkämpferische Gewerkschaftsopposition zu formieren, die permanent an der Streikfähigkeit der Belegschaften arbeitet, Urabstimmungen über Verhandlungsergebnisse fordert und notfalls selbst organisiert.
Damit aber nicht genug. Marx und Engels betonten im „Manifest“: „In allen diesen Bewegungen heben sie die Eigentumsfrage, welche mehr oder minder entwickelte Form sie auch angenommen haben möge, als die Grundfrage der Bewegung hervor.“ KP-Spitzenkandidat in Salzburg, Kay-Michael Dankl, spricht sich allerdings gegen die Verstaatlichung von Wohnraum aus, da man sich die Entschädigungen nicht leisten könnte. Die Vergesellschaftung der Produktionsmittel, der Banken und Konzerne, unter Arbeiterkontrolle ist die zentrale Losung kommunistischer Politik, mit der sie sich von den reformistischen Konzepten in der Arbeiterbewegung abheben. Konkret hieße dies die Enteignung von leerstehenden Wohnraum und der Immobilienkonzerne, um die Mieten tatsächlich leistbar zu gestalten, eine Re-Kommunalisierung der Grazer Stadtwerke oder die Forderung nach einer Verstaatlichung der Autoindustrie, z.B. der MAGNA, wo die kommunistischen GewerkschafterInnen eine gewisse Stärke aufweisen, um die sozial-ökologische Transformation vorantreiben zu können.
Das strategische Ziel der KommunistInnen ist es auf der Grundlage von Klassenkämpfen die Mehrheit der Arbeiterklasse für die Perspektive einer sozialistischen Revolution, der Machteroberung zu gewinnen. Ihre gesamte Taktik ist darauf ausgerichtet, die revolutionäre Bewegung zu organisieren und für diese strategische Aufgabe vorzubereiten. Die Arbeit in den Gewerkschaften, den Betriebsräten, auf kommunaler Ebene oder in den Schulen und Unis sowie in sozialen Bewegungen hat genau darauf abzuzielen. Es geht nicht nur darum, „für die Menschen“ etwas zu verbessern, sondern sie zu organisieren, damit sie den Kampf um Befreiung selbst führen können. Der Kampf um Reformen und Verbesserungen in allen Bereichen dient dem Aufbau einer starken, klassenkämpferischen Organisation. Die Demokratisierung dieser Kämpfe, der Kampf gegen den Einfluss von bürokratischen, reformistischen Führungen jeglicher Art und die Selbstermächtigung der Arbeiterklasse und der Jugend sind dabei von zentraler Bedeutung. Mit ihrem Programm schlagen die KommunistInnen eine Brücke zwischen dem Kampf um Reformen hin zur Notwendigkeit einer sozialen Revolution.
Aufgrund der Tatsache, dass mit der Sozialdemokratie eine viel stärkere Arbeiterpartei besteht, müssen die KommunistInnen eine Politik der Einheitsfront verfolgen. Auch wenn man in zwei Parteien getrennt ist, sollten KommunistInnen überall, wo es möglich ist, den gemeinsamen Kampf gegen die Bürgerlichen begünstigen und aktiv an die SozialdemokratInnen herantreten, damit in der Praxis Einheitsfronten gebildet werden. Nur in realen Bewegungen kann die Arbeiterklasse die notwendigen Erfahrungen machen, welche Ideen und Organisationen sie vorwärtsbringen.
(Funke Nr. 214/24.05.2023)