Lehre und Forschung in unserer Hand!

Der Slogan „Bildung statt Bomben“ trifft auf den Punkt, wofür wir stehen. Von Hannah Ernst.
Der Reichtum der Gesellschaft muss nutzbar gemacht werden und nicht in ausschließlich zerstörerische Aufrüstung gestopft werden.
Die letzten Monate haben in mir ein neues Feuer für die Revolution entfacht. Und zwar anhand der Frage der Wissenschaft und Forschung.
Die Krise des Kapitalismus und sein parasitäres Wesen durchzieht wirklich alle Lebensbereiche. Und man spürt das in fast jeder Vorlesung an der Uni.
Die Regierung hat angekündigt, dass Einsparungen von über 6 Milliarden € kommen werden.
Das ist einmal das gesamte Bildungsbudget. Konkret wurde zum Beispiel schon angekündigt, dass härtere Knock-out-Prüfungen und zusätzliche Zugangsbeschränkungen kommen sollen.
Dabei hat man an der TU jetzt schon Schwierigkeiten in die Labore reinzukommen und muss oft ganze Semester abwarten, um einen Platz zu bekommen. Das ist jetzt schon eine Mangelverwaltung!
Aber ich glaube, wir müssen auch das größere Bild sehen.
Ich studiere regenerative Medizin, und dabei lernen wir die wildesten und faszinierendsten Therapiemethoden und -konzepte kennen.
Individualisierte Krebstherapien, Laserbehandlungen für Narben und Wundheilung, Organiode, an denen Medikamente speziell für einzelne Patienten getestet werden können. Es ist unglaublich, was alles möglich ist.
Aber wie oft bin ich schon in Vorlesungen gesessen und habe gehört: „Das alles können wir und es wäre ein riesiger Fortschritt. Aber leider kommt es nicht in die Anwendung. Zu teuer. Zu aufwendig. Zu wenige Ärtze für so viel Umschulung.“ Und dann: „Mit diesem Widerspruch muss man leben lernen.“
Die Forschung spürt den Mangel an Ressourcen, und das macht was mit dir. Entweder man resigniert und akzeptiert. Oder man muss wütend werden.
Und gerade für die Wissenschaft sind das Privateigentum und die Grenzen der Nationalstaaten schlicht und ergreifend Krebs. Eine ausschließlich hinderliche Grenze, die dem Austausch von Ideen, von Wissen, von Erkenntnissen völlig diametral gegenüber steht. Patente auf Medizinprodukte! Dass es das überhaupt gibt, zeigt doch schon, wie kaputt diese Logik ist. Profite für fette Pharmaunternehmen werden mit unserer Gesundheit gemacht. Es ist ekelhaft.
Und die Wissenschaft versucht immer wieder diese Barrieren von Paywall-Publikationsdatenbanken, Privateigentum und Patenten zu überwinden. Schon einige frei zugängliche Datenbanken wurden veröffentlicht, die nur darüber funktionieren, dass Wissenschaftler Publikationen selbst hochladen. Es ist gang und gäbe, dass Material, Zellen usw. einfach von Institut zu Institut weitergegeben werden.
Das drück schon aus, wie sehr es drängt, diese Fesseln des Kapitalismus zu sprengen.
Was wir brauchen, ist Kontrolle der Studierenden, der Lehrenden, der Wissenschaft – über unsere Lehre, die Unis, die Verwaltung und das Angebot. Und vor allem brauchen wir Kontrolle über die Produktion und die Pharmakonzerne. Damit dieses ganze Potential, das ungenutzt in den Laboren verpufft, tatsächlich für uns nutzbar gemacht werden kann.
(Funke Nr. 237/24.09.2025)