Leserbriefe – Funke Nr. 237

Passiert etwas auf deiner Schule, deiner Uni, deinem Arbeitsplatz? Hast du einen Kommentar zu einem unserer Artikel? Dann schick uns einen Leserbrief an post@derfunke.at!
Man könnte glauben, dass die freie Meinungsäußerung an Schulen, wo Demokratie unterrichtet werden soll, einen besonders hohen Stellenwert habe. Man würde sich täuschen. Wir veranstalten seit Schulbeginn regelmäßig Infotische vor einer Wiener Schule, bei welchen wir sehr klar pro Palästina auftreten und auch mittels Flyern für die Großdemo am 20.09. mobilisierten. So schaffte es einer dieser Flyer, das zentrale, ärgerliche Debattenthema bei einer Konferenz mit Elternvertretern zu werden, wie uns der Schülersprecher berichtete. Die rassistische Hetze und Unterstützung des Völkermords seit Tag eins unserer Sparregierung bloßzustellen und dem Kapitalismus den Kampf zu erklären, war für einige wohl nicht verdaulich. So kam der Direktor zu unserem nächsten Infotisch, um uns selbstlos über eine vermeintliche „Schutzzone“ im Umkreis von Schulen zu informieren. In dieser dürften keine politischen Veranstaltungen stattfinden (man möge das BMLV aufklären – mit der „geistigen Landesverteidigung“ an Schulen wird’s wohl nichts!). Auch die Polizei wurde eingeschaltet, welche sich durch eine Kette von Chef, LPD, „Extremismusabteilung“ (!?) telefonierte, um zum Schluss zu kommen, man kann uns als angemeldete Versammlung nicht einfach wegschicken. Im selben Moment fanden wir uns auch schon umzingelt von Schülern, welche mit uns reden wollten und uns ihre Solidarität gegenüber dem Versuch, uns loszuwerden, aussprachen. Nichts kann eine Idee aufhalten, deren Zeit gekommen ist!
Von Matthias aus Wien
Auch in der Pharmabranche ist die Unsicherheit durch die Krise und die Zollkriege spürbar. Bei dem Konzern, wo ich arbeite, war bis letztes Jahr das Ziel, so viel wie möglich zu produzieren. Nun geht es aber darum, die Effizienz zu steigern. Abteilungen sollen Vorschläge machen, wie gespart werden kann. Dabei geht es vor allem um Abläufe und Materialkosten. Große Einsparungen beim Personal stehen derzeit nicht im Raum. Es ist aber nicht mehr selbstverständlich, dass Abgänge nachbesetzt werden. Gleichzeitig bedeutet der strategische Wechsel von Masse auf Effizienz auch nicht, dass weniger produziert wird. Das führt in allen Abteilungen zu höherer Arbeitsintensität und Druck. Viele Kollegen reagieren darauf mit Frust und Zynismus. Doch einen kämpferischen Ausdruck gibt es derzeit nicht. Dem im Weg steht die sozialpartnerschaftliche Orientierung der Gewerkschaften und eine schädliche Spaltung in Arbeiter und Angestellte, die vom Betriebsratsvorsitzenden aus persönlichen Motiven geschürt wird. Angesichts der Krise in Österreich und zunehmenden Handelskriegen wird der Druck weiter zunehmen und große Kämpfe vorbereiten.
Von Flo aus Wien
Die Gewalt ist immer schlecht
Das Flüchtlingsboot hat ein Leck
Geflohen aus Darfour Sudan
Dafür schlägt Frontex keinen Alarm
Die Gewalt ist keine Lösung
Das Kind in Gaza nicht zu trösten
Gestern erst Mama verlore
Den Mördern Rache schon geschworen
„Wir verurteilen die Gewalt“
‚Ne Kugel steckt in Charlies Hals
Morgen geht es munter weiter
Für die friedliebenden Sklaventreiber
Klassenkampf gibts jeden Tag
Wer peitscht und wen trifft der Schlag
Gewalt gesäht Gewalt geerntet
Predigt Hass die Leute lernten
Von Tim aus Wien
In der Nähe meiner Wohnung gibts ein kleines vegetarisches Bistro, zu dem ich gerne essen gehe. Bei Gelegenheit tratsche ich auch mit der Inhaberin ein bisschen über das Leben. Ich habe auch schon versucht, das Thema in Richtung Politik und Weltgeschehen zu lenken, woran sie aber bisher nie wirklich Interesse gezeigt hat. Zumindest war das der Fall, bis ich heute kommentiert habe, dass ich traurig sei, nicht auf die große Palästinademo gehen zu können und sie gemeint hat, es gehe ihr genauso, weil sie eine Bestellung erledigen musste, statt zur Demo zu gehen.
Das war der perfekte Einstieg, um über die Grausamkeit des Genozids in Gaza und die Notwendigkeit revolutionärer Politik zu reden. Auf einmal wurde dieser vorher verschlossene Pfad geöffnet und wir konnten frei über die Revolutionen, die gerade weltweit geschehen, reden. In Nepal wurde vor kurzem die Regierung gestürzt, in Indonesien sind auch Massen auf den Straßen und das mag in Österreich vielleicht ein wenig weit weg für uns erscheinen, aber auch hier in Europa haben wir gerade Massenaufstände in Frankreich und Serbien. Auch in Österreich gibt es eine breite Unzufriedenheit, auch wenn diese momentan nur unter der Oberfläche brodelt.
Die Barbarei des Kapitalismus wird immer offener und treibt mehr und mehr Menschen auf die Suche nach einer Alternative zum System. Diese Leute gilt es zu finden und ihnen eine revolutionäre Alternative zu präsentieren. Dies ist eine unersetzliche Aufgabe im Kampf für die Weltrevolution! Arbeiter aller Länder, vereinigt euch!
Von Benedikt aus Wien
Am 30.09.2025 wird die Republikanische Partei im US-Senat erneut einen Gesetzesentwurf einbringen, der den Zugang von trans Personen zu medizinischer Versorgung massiv einschränken soll. Der Entwurf sieht vor, sämtliche geschlechtsangleichende Maßnahmen (Gender-affirming Care) zu streichen. Programme wie Medicaid (öffentliche Gesundheitsversorgung für einkommensschwache Menschen), CHIP (Children’s Health Insurance Program) und Planned Parenthood dürften dann keine Kosten mehr für trans-spezifische Versorgung übernehmen und würden nicht länger finanziert. Davon wären mindestens 180.000 trans Personen betroffen, die primär von Medicaid abhängig sind.
Die Angriffe auf unsere Community hören nicht auf. Seit Jahren wird gezielt Stimmung gegen uns gemacht. Allein in den USA wurden hunderte anti-trans Gesetze verabschiedet, Jugend-Gender-Kliniken wurden unter dem Druck der Trump-Administration geschlossen, entsprechende Suizid-Hotlines abgesetzt, und Hassverbrechen gegen uns werden nicht mehr als solche erfasst.
Die aktuelle Trump-Regierung nutzt unsere Community bewusst als Sündenbock, um rechte Mobilisierung voranzutreiben. Es gibt ernsthafte Pläne, Trans-Aktivisten als „Terroristen“ einzustufen. Damit könnten wir praktisch auf einen Schlag kriminalisiert, unsichtbar und aus dem öffentlichen Leben verdrängt werden. Viele von uns wären vermutlich gezwungen, in den „Closet“ zurückzukehren.
Die Geschichte hat gezeigt: Angriffe auf die Arbeiterklasse beginnen fast immer bei Minderheiten, etwa bei trans Menschen oder der migrantischen Community und richten sich dann unweigerlich gegen die gesamte Klasse. So hat auch Trump Anfang des Jahres lautstark gegen trans Personen gehetzt, um direkt darauf ein riesiges Sparpaket bei Medicaid und Lebensmittelkarten (food stamps) zu beschließen, das Millionen von amerikanischen Arbeitern und Arbeiterinnen treffen wird.
Darum dürfen wir uns nicht spalten lassen. Unsere Antwort muss ein geschlossener Kampf der gesamten Arbeiterklasse sein.
Von Emma aus Wien
(Funke Nr. 237/24.09.2025)