Pierer, Benko, Wolf: Pleiten, Entlassungen, Millionenauszahlungen
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Die Firmen der neureichen ÖVP-Großspender machen jüngst keine positiven Meldungen. Pleiten und/oder Massenentlassungen sowohl bei Pierers KTM, Benkos Signa als auch Wolfs Steyr Automotive. Während sich die Eigentümer Millionen an Dividenden gönnen und Wunschlisten an die neue Regierung senden, trifft die Krise die Arbeiter und Angestellten. Damit beschwören sie den Klassenkampf und das Entstehen von Klassenbewusstsein. Von Laura Höllhumer.
Mit Stefan Pierers KTM meldet Europas größter Motorradhersteller Insolvenz an. Eine weitere rot-weiß-rote Groß-Pleite nach der Signa, dem bisher größten Immobilienentwickler Europas. KTM ist nach den 2000ern rasch expandiert und hat jüngst besonders stark vom Nachfrageboom nach Corona profitiert. Der Aufschwung war jedoch nur ein kurzlebiger Nachholeffekt nach dem Einbruch durch die Pandemie. Das ist dem weitsichtigen Unternehmergeist Pierers jedoch entgangen. Die Nachfrage stagnierte und brach im Frühjahr 2024 gar um ein Viertel ein. Trotzdem wurden weiter über 200.000 Motorräder im 3-Schicht-Betrieb für volle Lagerhallen produziert. Heute ist KTM um 1,8 Mrd. € verschuldet, die Produktion steht still und tausende Jobs stehen auf der Kippe.
Bei Pierer Mobility wurden 2023 68 Mio. € und im Jahr davor 34 Mio. € an Dividenden ausgezahlt. Stefan Pierer hat sich so in den letzten zehn Jahren geschätzt 127 Mio. € aus dem Konzern in die private Tasche auszahlen lassen. Die Rücklagen im Unternehmen schmolzen dahin und heute sind die Kassen leer. Dafür existiert im Hintergrund ein Netz an Firmen und Privatstiftungen, wie wir es von Rene Benko kennen.
Während er das Unternehmen und damit die Existenzen seiner 3600 Mitarbeiter an die Wand fährt, formuliert er öffentlich seine Forderungen an die neue Regierung: Anhebung des Pensionsantrittsalters, längere Arbeitszeiten, ein Ende vom „Missbrauch der Bildungskarenz“. Als Ideologe seiner Klasse wettert er gegen „Work-Life-Balance“, sie sei ein leistungsfeindliches Konzept.
Pierer ist ein großer Feind staatlicher Interventionen. Bei einer Firmenveranstaltung verteilte er Bücher über den argentinischen Rechtsaußen-Politiker Javier Milei, jener der dem Sozialstaat mit der Motorsäge zu Leibe rückt. Aber er hat nur dann ein Problem mit Staatsintervention, wenn die Kapitalisten nicht direkt davon profitieren. Die Geldgeschenke der öffentlichen Hand anlässlich der Coronapandemie hat Stefan Pierer gern entgegengenommen und die 10 Mio. € sich noch im Pandemie-Jahr auch eins zu eins als Sonder-Bonus-Zahlung privat einkassiert. Auch sein KTM-„Museum“ in Mattighofen ließ er sich um 6,74 Mio. € auf Kosten der Steuerzahler mit staatlicher Kulturförderung finanzieren.
Er sprach sich explizit für die Blau-Schwarze Koalition aus. „Wir müssen wieder länger und härter arbeiten.“ Für all das brauche es „eine große Standortreform“. Das traut er dem blau-schwarzen Bürgerblock eher zu als der Ampel-Variante. Als Präsident der oberösterreichischen Industriellenvereinigung ist er damit voll auf Linie von IV-Chef Knill. Die oberösterreichische Industrie war die stärkste Lobbygruppe für die FPÖ-ÖVP Regierung. Ihre Stimme hat besonderes Gewicht, da dort ca. 22% der heimischen Industrieproduktion stattfindet.
Mitten im Wahlkampf lancierte die IV OÖ eine Imagekampagne für den Kapitalismus. Während dort anti-kommunistische Ammenmärchen verzapft werden, lernen wir mehr über den Kapitalismus, wenn wir uns die tatsächliche Geschäftspraxis weiterer österreichischer Vorzeigeunternehmer anschauen. Sigi Wolf und Rene Benko waren genauso wie Stefan Pierer Teil der ehemaligen „Kurz-Clique“, die sich durch Großspenden Einfluss in der letzten schwarz-blauen Koalition erkauften.
Bei Rene Benko sehen wir gut, wie es um das vielbeschworene „unternehmerische Risiko“ wirklich bestellt ist. Er hat die größte Pleite der 2. Republik zu verantworten, aber führt weiterhin in seiner Villa ein Leben in Luxus, unterbrochen nur von Großwildjagden mit Politikern. Das hat ihm naturgemäß den Hass vieler eingebracht. Aber sein Freund Siegfried Wolf verteidigte ihn. Benko habe laut ihm „nichts falsch gemacht“. Wolf seinerseits hat vor drei Jahren unter der Schirmherrschaft der Kurz-Regierung Steyr Automotive übernommen – und seitdem die Hälfte der Belegschaft gefeuert. Während des radikalen Stellenabbaus ließ er sich allein im Jahr 2022 etwa 107 Mio. Euro an Dividenden ausschütten. Das letzte Mal politisch in Erscheinung getreten ist er 2018, als er für die Schwarz-Blaue Regierung und die FPÖ positive Berichterstattung bei der Kronen-Zeitung und oe24 einzufädeln versuchte. Das hat damals nicht geklappt, wohl auch ein Grund, warum die FPÖ heute ihr eigenes Medienimperium aufbaut.
In der tiefen Krise des globalen Kapitalismus versuchen die österreichischen Kapitalisten die Ausbeutung der Arbeiter stets zu erhöhen. Deshalb nützen sie jede Möglichkeit, ihre arbeiterfeindliche Agenda auch politisch voranzubringen. Gleichzeitig handeln sie immer kurzfristiger und bereichern sich immer schamloser. Das wird den Klassenkampf anfachen und das Klassenbewusstsein einer neuen Generation schmieden. Die Umrisse dieses neuen Bewusstseins sehen wir schon heute, etwa in dem Diss-Rap gegen Stefan Pierer, der unter den KTM Arbeitern kursiert:
„Jeden Morgen am Band, wir haben geackert. Die Hände verschmutzt, die Motoren geknattert. Bikes gebaut, die keiner kauft. Pierer wusste das längst, doch pfeifte drauf. Prämien kassiert, uns alles versprochen, doch jetzt ist die Firma komplett zerbrochen“ (..) „Stefan, du hast uns verraten. Deine Taschen voll, doch für dich sind wir nur Ratten. Für Luxus gelebt, uns liegen gelassen.“ (..) „Jetzt stehen wir da, ohne Hoffnung, kein Geld. Doch uns kriegt keiner, wir halten die Welt. Pierer dein Name ist Schall und Rauch, KTM lebt in uns auch ohne dem Bauch.“
(Funke Nr. 230/22.01.2025)