Die Herbstlohnrunde hat begonnen und die Gewerkschaftsführungen ordnen sich dem Wunsch nach niedrigen Abschlüssen völlig unter. Von Sarah Ott (Betriebsrätin bei LOK).
Im privaten Gesundheits- und Sozialbereich (SWÖ) sind GPA und vida mit einer Lohnforderung von +6,1% und einer Reihe von Verbesserungen im Rahmenrecht in die Verhandlungen gestartet. Von Seiten der Arbeitgeber wird lediglich eine Abgeltung der Inflation geboten. Es reicht daher nicht, hinter verschlossenen Türen zu verhandeln, sondern es braucht eine völlig andere Strategie.
Dies zeigen auch die Erfahrungen der vergangen Jahre zur Genüge. Ohne Arbeitskampf wird es nicht gelingen, irgendwelche Verbesserungen zu erreichen. Und diesen Kampf gilt es jetzt zu organisieren. Dabei reicht es nicht, einmalig zu einer Demo (18.11. in Wien) aufzurufen, sondern es braucht einen echten Eskalationsplan bis hin zu Streiks über alle Bundesländer hinweg. Die Gewerkschaftsführungen hätten die Verantwortung, alle jetzt verhandelnden Branchen zu koordinieren.
Wir brauchen die Kontrolle der Beschäftigten über diese Arbeitskämpfe und auch sie sollen entscheiden können, ob sie mit einem Verhandlungsergebnis zufrieden sind, oder lieber weiterkämpfen wollen. Darum braucht es eine Abstimmung über das Verhandlungsergebnis, bevor ein Kollektivvertrag abgeschlossen wird – eine Urabstimmung.
Kämpferische Betriebsräte im SWÖ werden auch dieses Jahr wieder eine Urabstimmung von unten vorbereiten. Das müssen wir nützen, um uns generell für eine andere Art der Gewerkschaftspolitik zu organisieren. Wir müssen eine Gewerkschaftsopposition aufbauen, die Führungsanspruch stellt, denn mit der aktuellen Stellvertretungspolitik kann man nicht gewinnen. Ohne aktiven Kampf der Beschäftigten wird es uns nicht gelingen, die Sparmaßnahmen der kommenden Regierung abzuwehren und echte Verbesserungen unserer Arbeitsbedingungen zu erreichen.
(Funke Nr. 228/09.11.2024)