Freier Hochschulzugang – das Kapital wetzt die Messer

Der freie Hochschulzugang ist den Kapitalisten ein Dorn im Auge. Die neue Regierung hat große Pläne. Von Valentin Iser.
Angekündigt im neuen Regierungsprogramm sind eine „Grundsatzrevision der bestehenden universitären Zugangsregelungen für die Erstabschlussstudien bis Ende 2026“.
Was sind die bestehenden Zugangsregelungen, um sein erstes Studium zu beginnen? Es kostet nichts und im Normalfall gibt es keine Aufnahmeprüfungen oder begrenzte Studienplätze. Eine Grundsatzrevision hier kann nur eine Verschlechterung für Personen bedeuten, die studieren wollen.
Passend dazu sollen schon 2026 die StEOPs (Studieneingangs- und Orientierungsphase) „weiterentwickelt“, also die bestehenden Knockoutprüfungen nach dem ersten Semester verschärft werden.
Ähnliches fand sich in den Verhandlungen der gescheiterten Blau-Schwarzen Koalition. Dort wurde als „Regelmodell“ eine „transparente Auswahlentscheidung am Ende des ersten Semesters auf Basis von festgelegten Studienplatzkapazitäten angestrebt“. Also begrenzte Studienplätze für jeden Studiengang, wo nur die Besten ausgewählt werden.
Auch die „Wirtschaftsexperten“ vom WIFO untermauern dies. Die Drop-out-Raten sind zu hoch und die Prüfungsaktivität zu niedrig. Zu wenig Spitzenforscher und exzellente Forschung werden produziert. Das ist aber ein wichtiger Wettbewerbsfaktor – vor allem für ein Krisenland wie Österreich. Um jedem Studenten an der Uni eine Spitzenausbildung bereitzustellen, bräuchte es eine Verdopplung des Hochschulbudgets auf 7 Mrd. € pro Jahr. Das ist zu teuer, demensprechend sollte Österreich lieber auf Zugangsbeschränkungen und die Herausbildung von Eliteunis setzen. Der Rest kann auf die FHs gehen, wo genau das Maß an Bildung bereitgestellt wird, welches der Arbeitsmarkt benötigt.
Die ganze Fäulnis der kapitalistischen Gesellschaft zeigt sich hier. Um den Klimawandel zu lösen und das technische Potenzial von z.B. künstlicher Intelligenz zu nutzen, braucht es beste Bildung für alle. Die Kapitalisten hingegen wollen Bildungsfabriken, die das Menschenmaterial produzieren, welches in den Büros und Fabriken ihre Profite erwirtschaftet.
(Funke Nr. 232/24.03.2025)