Forschung und Kriegswirtschaft

Im vergangenen Februar hatte ich das Vergnügen, an einer von der Exzellenzuniversität „Bonn-Cologne Graduate School of Physics and Astronomy“ (BCGS) veranstalteten Konferenz teilzunehmen. Es herrschte eine vibrierende Atmosphäre, in der Studierende aus Deutschland, Griechenland, Italien, Indien, Pakistan, Bangladesch, Syrien, Jordanien, Taiwan und Bosnien Tag und Nacht über die neuen Grenzen der Physik, Forschungsperspektiven und ihre philosophischen Grundlagen diskutierten. Von unserem Korrespondenten.
Wie wir immer wieder betonen, sind Kultur und Gesellschaft nicht voneinander zu trennen. Im Gegenteil, sie beeinflussen sich gegenseitig und jeder Widerspruch in der Gesellschaft spiegelt sich in ihrer Kultur wider. Dies wurde während der Eröffnungssitzung zum Thema Quantentechnologien und Industrie deutlich.
Tommaso Calarco, leitender Forscher am Forschungszentrum Jülich, erörterte den aktuellen Stand der Quantentechnologien, sowohl in der Forschung als auch in der Industrie. Diese Technologien werden einen großen Einfluss auf die weitere Entwicklung von Cybersicherheit und die Militärindustrie haben. Es existiert ein weltweiter technologischer Wettlauf, an dem alle Großmächte beteiligt sind. Calarco ist als Experte daran beteiligt, die EU hier in Stellung zu bringen. Er arbeitete Teile der EU-Gesetzgebung aus, die jene Finanzmittel loseiste, die nun an die einzelnen Universitäten, Labors und Forschungsgruppen fließen werden.
Dies wird dazu beitragen, dass immer mehr solche spannenden Zusammenkünfte, Stipendien und auch Arbeitsplätze geschaffen werden. Aber als Kommunisten müssen wir die tiefere Realität verstehen und nicht dabei stehen bleiben, die bloßen Erscheinungen zu benennen. Diese Anstrengungen sind nichts anderes als eine Rekrutierungskampagne von Wissenschaftlern, um die Interessen unseres nationalen Kapitals im weltweiten Wettbewerb zu verteidigen.
Daraus ergeben sich einige Konsequenzen: Erstens ist die Internationalität der Forschung weit davon entfernt, eine echte internationale Zusammenarbeit zu sein, sondern sie nimmt die Form der „Anziehung von Talenten“ durch Investitionen an.
Zweitens wird die Forschung selbst vollständig von den Interessen der Monopole beherrscht, die das Wissen der wissenschaftlichen Gemeinschaft nutzen, um Kolonialländer zu unterdrücken und Kriege zur Verteidigung spezifischer Märkte zu führen.
Die Forschung und die akademische Welt sind eng mit der Gesellschaft verbunden. Im Zeitalter der Monopole und des Niedergangs des Kapitalismus werden auch sie in den Morast des Krieges hineingezogen. Aber all dies zeigt auch das Potenzial einer vom Privateigentum befreiten Gesellschaft, in der die Wissenschaft den wahren Interessen der Mehrheit dienen wird, und nicht den verfeindeten nationalen Monopolen.
(Funke Nr. 232/24.03.2025)