Als die Stadt Paris ihr Wahrzeichen verrosten ließ, reagierte die Belegschaft mit kämpferischen Maßnahmen. Von Miriam Schaller.
Alle Welt kennt ihn, das 330 Meter hohe Eisenfachwerk, welches seit 135 Jahren über Paris thront. Seit Jahren warnen Sachverständige und Begutachtende, dass der Rostfraß bedenklich weit fortgeschritten ist und die interne Statik des Konstruktes angreift. Weder die Stadt als Eigentümerin noch die Verwaltungsfirma SETE ergriffen die notwendigen Maßnahmen, trotz vieler leerer Versprechen, sodass sich die Belegschaft entschloss, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
Bereits im Dezember streikten sie, jedoch erzwangen sie erst mit der zweiten, sechstägigen Streikwelle im Februar Verhandlungen. 380 Mio. € sollen bis 2031 in die Renovierung investiert werden.
Doch der Erfolg des Streiks ist begrenzt, denn dieselbe Menge an Geldern hätte eigentlich seit 2017 in die Instandhaltung fließen sollen, worauf weitgehend verzichtet wurde. So liegt der letzte Komplettanstrich bereits 14 Jahre zurück. Eigentlich notwendig wären 7-Jahres-Zyklen, um Korrosion, welche im städtischen Außenbereich Eisen besonders schnell frisst, zu vermeiden.
Obwohl diese kulturelle Errungenschaft der industriellen Revolution auch heute noch extrem profitabel ist (teuerste Immobilie der Welt – 434 Mrd. €), schafft es der Kapitalismus auch hier nicht, seine eigene Kultur zu bewahren. Nur durch die Kontrolle der Arbeiter kann die Erhaltung dieses Kunstwerkes und vieler weiterer auch tatsächlich abgesichert werden.
(Funke Nr. 222/27.03.2024)