Anfang Mai haben die KollegInnen in der Erwachsenenbildung gestreikt. Markus Haunschmid, Aktivist der Initiative „DiE“, resümiert.
Am 3. und 4. Mai wurde in 35 Einrichtungen für 3 Stunden gestreikt. 1300 (von ca. 9000) Beschäftigte beteiligten sich daran. Die GPA und führende BetriebsrätInnen (BR) entschieden sich für dezentrale Aktionen, zum Bedauern der AktivistInnen „Deutschlehrende in der Erwachsenenbildung“ (DiE), die in einem offenen Brief gefordert hatten, eine zentrale Versammlung aller Institute zu organisieren (der Funke berichtete in der letzten Ausgabe). Während die Gewerkschaft den Slogan ausgegeben hatten, „9% sind zu wenig“, forderte DiE die ganzen 15% bzw. 500 Euro Lohnplus für alle Verwendungsgruppen vom Sekretär/der Sekretärin bis zum Manager/zur Managerin, also eine solidarische Lohnerhöhung.
Am Montag 22.05. kam es zu einem Abschluss des BABE-Kollektivvertrags mit einem Lohnplus von 9,6%, ein Abschluss, der an der aktuellen Inflation von 9,7% liegt und eine Lohnstagnation bedeutet. Betrachten wir die Inflation auf Güter des täglichen Bedarfs, sogar darunter. Für sehr niedrige Einkommen gibt’s einen Mindestbetrag von 250 Euro plus.
Weil ein schneller Abschluss absehbar war, appellierte DiE in einem weiteren offenen Brief letzte Woche an BR und die GPA, die Belegschaft in den Betrieben selbst abstimmen zu lassen, ob sie mit dem ausverhandelten Ergebnis zufrieden seien, bevor sie ihre Zustimmung geben. Wie absehbar, kam es zu einem schnellen, schlechten Abschluss: Keine KollegInnen wurden mehr mobilisiert, niemand außer dem großen Verhandlungsteam wurde gefragt. Der zuständige Gewerkschaftssekretär der GPA erklärte als Antwort auf den offenen Brief von DiE zur Urabstimmung: „Wir werden innerhalb des Bundesausschusses alle Möglichkeiten, um weiter zu partizipieren und gleichzeitig dem Statut der GPA zu entsprechen, in Betracht ziehen.“
Wir freuen uns, dass die Forderung der Urabstimmung in Erwägung gezogen wird. Es ist uns wichtig, dass es uns nicht um Partizipation – im Sinne von Mitmachen und Teilhaben – geht, um sich miteinbezogen zu fühlen, sondern darum, dass wir Beschäftigten selbst die Verantwortung über unsere Arbeitsbedingungen und -kämpfe übernehmen.
Daher machen wir es den KollegInnen aus der Sozialwirtschaft Österreich gleich und organisieren selbst eine eigene Urabstimmung mit einfachen Mitteln, um mit einer Online-Umfrage ein Stimmungsbild zu bekommen. Wir sind gespannt auf das Ergebnis und zuversichtlich, dass da mehr drinnen gewesen wäre. Nach den KV-Verhandlungen ist vor den KV-Verhandlungen!
(Funke Nr. 214/24.05.2023)