Neben Lohnverlusten sollen wir durch das Kaputtsparen von Sozial-, Gesundheits- und Bildungssystem für die Kosten der ständigen Krisen zahlen. Letzteres hat sich mit der explodierten Inflation an österreichischen Unis enorm verschärft. Wie dagegen kämpfen, fragt Lukas Frank.
Aktuell schätzt die Universitätskonferenz einen Zusatzbedarf von 1,2 Mrd. € für die kommenden zwei Jahre, das Bildungsministerium bot jedoch kaum die Hälfte davon. Eine weitere Verschlechterung des Unibetriebs wird so unausweichlich: Die TU-Wien sperrt einen Monat ganz zu, die Uni Graz will maximal auf 16 Grad heizen, Distance Learning ist im Gespräch. Weiters heißt das für den Großteil des 34.000 personenstarken wissenschaftlich-künstlerischen Unipersonals eine zusätzliche Verschärfung der prekären Arbeitsverhältnisse. 80% sind befristet angestellt, teils nur ein halbes Jahr und Einstellungsstopps, wie jene der Uni Wien, lassen viele um ihr berufliches Weiterleben fürchten. Gleichzeitig finden Gehaltsverhandlungen statt und das Unimanagement will Reallohnverluste.
Initiative Unterbau Uni Wien
Es brodelt also und es gibt den Willen zu kämpfen. Sichtbar wurde das auf der Vollversammlung der neuen Initiative Unterbau Uni Wien, die das Uni-Personal vernetzen will. Über 350 Personen versammelten sich am 24.11 – ein großer Erfolg. Es herrschte enthusiastische Stimmung und es wurde nach Streikmaßnahmen und konkreten Kampfplänen gefragt.
Kampfmaßnahmen, die die Initiatoren vorschlugen, lauteten: keine Publikationen mehr hochladen, Studierende nicht abschließen lassen und den Blog vom Uni-Rektor mit persönlichen Leidensgeschichten zu fluten. Das ist die falsche Stoßrichtung. Diese Maßnahmen heben die Vereinzelung des Unipersonals nicht auf und gefährden die Solidarität mit den Studierenden. Was es braucht, ist ein fixer Demo- und Streiktag mit konkreten Forderungen. Derartige Versammlungen mit hunderten Lehrpersonen, die die Ergebnisse der Diskussionen in ihre Übungsgruppen und Vorlesungen tragen können, können ein starker Kampfauftakt dafür sein.
Das zentrale Hindernis, das es dafür zu überwinden gilt, ist, wie bei vielen Arbeitskämpfen in Österreich, die derzeitige passive Gewerkschaftsführung, in diesem Fall der Gewerkschaft GÖD.
Von dieser muss eingefordert werden, dass gewählte Vertreter Teil der KV-Verhandlungen sein sollen, dass es Urabstimmungen des Personals über den fertigen Abschluss gibt und einen fixen Streik- und Demotermin, auf den sich die Basis vorbereiten kann.
Gegen Uni-Management! Für Studi-Solidarität!
Das Uni-Management steht nicht auf unserer Seite. Es steht auf der Seite des Staates, der eine billige Ausbildungsfabrik braucht, um „Fachkräfte“ für österreichische Kapitalisten zu produzieren und auf der Seite von Kapitalisten, die ihre Forschungsarbeit billig an die Uni auslagern. Dass die TU-Wien Direktorin zu Demos aufrief, war kein Kampf für die Belegschaft, sondern ein Zeichen ans Ministerium, dass das Budgetloch die Erledigung der Aufgaben erschwert. Der inoffizielle verantwortungslose Einstellungsstopp und die Schließung der TU-Wien zeigen, wie viel ihr an der Belegschaft liegt.
Echte Solidarität kann nur von den restlichen Uni-Angestellten kommen – Hausmeistern, Reinigungspersonal, Technikern etc. – und von der restlichen Arbeiterklasse, die bei Bahn und in Ordensspitälern schon Kämpfe führt, sowie den Studierenden, deren Leben selbst von Leistungsdruck und prekärer Arbeit geprägt ist.
Gefordert werden darf nicht, was „realistisch” erscheint, sondern was real gebraucht wird. 13% mehr Lohn für alle, keine Befristungen mehr, 23°C Raumtemperatur und keine Verschlechterung der Lehre. Wie die Uni das finanziert, ist nicht unsere Verantwortung!
Wir werden ohne harte Kämpfe nicht auskommen und nach jedem Angriff, nach jeder Einsparung wird die nächste kommen, um die Profite der Kapitalisten zu sichern. Der Kapitalismus im Niedergang hat uns nichts anderes mehr zu bieten. Unser Ausweg ist, zu lernen, hart zu kämpfen und die Arbeiterklasse auf den Sturz dieses morschen Systems zu orientieren.
(Funke Nr. 209/6.12.2022)