Die Zustellsituation bei der Post in Vorarlberg steht teilweise kurz vor dem Zusammenbruch. Landesweit fehlen Leute, Ferialkräfte für den Sommer finden sich kaum. Die Nachfrage ist so schwach, weil sich die Arbeitsbedingungen bei der Post flächendeckend herumgesprochen haben. Kommen doch neue Leute, kehren sie der Post oft nach kürzester Zeit wieder den Rücken. Zu groß die Bezirke, zu klein der Lohn, zu schade die Gesundheit – niemand arbeitet freiwillig 12 Stunden täglich für einen kärglichen Feriallohn.
Die ZustellerInnen sind deshalb ständig gefordert, neben ihren eigenen Bezirken auch die brachliegenden Bezirke abzudecken und Rückstände „aufzuräumen“ – permanent Überstunden, ebenso permanent Wut und Frust. Auch die Kündigungen von BriefträgerInnen, die dem Unternehmen trotz der miesen Arbeitsbedingungen jahrelang die Stange gehalten haben, häufen sich enorm. Jüngster Ausdruck des Unmuts ist ein erneutes, scharf gehaltenes Protestschreiben des Personalvertreters in Vorarlberg, Marc Sigl, mit der Forderung nach einem Ende der ständigen Bezirks-Vergrößerungen und nach höheren Löhnen.
Seit Wochen sucht die Post händeringend nach Arbeitskräften, auch per Postwurf. Gleichzeitig wird jede Kritik von unten immer noch mit reflexartiger Repression beantwortet. Der Funke berichtete in der letzten Ausgabe über die Motivkündigung jenes Zustellers in Bregenz, der an einer Petition zur Einforderung einer Betriebsversammlung beteiligt war. Begründung der Kündigung: „Bedarfsmangel“, die Kündigung sei allein „betriebsbedingt“, die Zustellbasis Bregenz „überbelegt.“ Der Fall liegt vor Gericht, die Gerichtstermine werden allerdings auf Antrag der Post ständig verschoben. Der Betroffene, ein erfahrener und zuverlässiger Zusteller, wurde auch in der jetzigen Situation nicht ein einziges Mal gefragt, ob er zur Bewältigung des Chaos in den Vorarlberger Zustellbasen für ein erneutes Arbeitsverhältnis offen wäre.