Werbewirtschaft. Seit Monaten kämpft die GPA-djp für die Erneuerung des Kollektivvertrages in der Wiener Werbebranche, doch die grün-schwarzen „KreativunternehmerInnen“ sind stolz auf ihre arbeitnehmerfeindliche Haltung.
Der Werbe-KV ist ein so genannter Flucht-KV, der besonders dazu dient neu eintretende MitarbeiterInnen aus teureren KVs wie etwa Journalismus oder Handel zusammen zu fassen und das Lohnniveau in den betroffenen Branchen zu senken. Zwei weitere Besonderheiten, die Beschränkung auf das Bundesland Wien, sowie der Geltungsbereich nur für Mindest- aber nicht für IST-Löhne, zeigt den schwachen Organisierungsgrad in diesem zusammengewürfelten Bereich an. 14.000 Beschäftigte in Wien unterliegen diesem KV.
So glaubten die KreativunternehmerInnen ein leichtes Spiel zu haben, den KV mit Ende des Jahres vollständig zu zerstören und feierten den Nicht-Abschluss bereits – branchenüblich – provokant und öffentlich.
Doch sie haben sich zu früh gefreut. Beschäftigte der Branche gaben ihrer Kampagne, die durch Protestaktionen vor den Büros der VerhandlungsführerInnen und auf Medienveranstaltungen gekennzeichnet war, einen Impuls. Am 2.Februar versammelten sich hunderte BetriebsrätInnen, Beschäftigte und UnterstützerInnen der Wiener Werbung und Marktkommunikation vor der Wirtschaftskammer. Die Kundgebung sollte der WKO Fachgruppe „Werbung und Marktkommunikation“, mit welcher seit Monaten um eine Verbesserung, anstatt der Abschaffung des Kollektivlohnes gerungen wird, zeigen: „Wir verdienen mehr! Geld – Respekt – Kommunikation!“. Letztes Angebot von Stephan Gustav Gölz, selbst Unternehmer und Vorstand der Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation, war eine Lohnerhöhung von 0,0% als Antwort auf die Forderungen von 3%.
Die Verhandlungen der Kollektivvertragsänderung stehen seit Ende November still. Die WKO Fachgruppe „Werbung und Marktkommunikation“ will keineswegs auf die gewünschten Forderungen eingehen. „Die Forderungen seien zu hoch“, so Stephan Götz. Auch die Stellvertretende Vorstandsfrau der Fachgruppe, Birgit Kraft-Kinz, bekundete die „Nicht-Änderung“ des KVs als Erfolg. Auf Social Media-Plattformen bezeichnete sie den KV als veraltet und fordert einen „Kollektivvertrag NEU“, bezugnehmend auf Kanzler Kerns „Plan A“ und dem neuen Schwung in der Hofburg. Die Bedeutung des „nationalen Schulterschlusses“ wird hier einmal mehr in konkrete Politik gegossen: weg mit Arbeitnehmerrechten.
Trotz einem Durchschnittswachstum des Werbesektors von 4,6 % im Jahr 2016, sehen die grün-schwarzen „KreativunternehmerInnen“ keinen wirtschaftlichen Spielraum für Lohnerhöhungen und verballhornen ihre aktivistischen Angestellten mit dem Slogan „Null Bock auf Arbeit“ und unterstellen nunmehr den organisierten KollegInnen „Verhandlungsunwilligkeit“, da sich diese nach Auslaufen des KVs nicht auf Scheinverhandlungen einlassen wollen. Die Strategieänderung der UnternehmerInnen zeigt an, dass die Kampagne greift. Der Funke zeigt sich solidarisch mit diesem Arbeitskampf und wird sich weiter an den öffentlichen Protestaktionen der KollegInnen beteiligen.
Von Michaela Stadlauer.