Leserbriefe – Funke Nr. 234

Passiert etwas auf deiner Schule, deiner Uni, deinem Arbeitsplatz? Hast du einen Kommentar zu einem unserer Artikel? Dann schick uns einen Leserbrief an post@derfunke.at!
In unserer Ortsgruppe wurde der Artikel „Krise in der Wissenschaft“ aus dem 15. Theoriemagazin der RKI genauer diskutiert. Einige Genossinnen arbeiten selbst an Universitäten und alle haben Erfahrungen als Studierende oder mit dem Lesen von wissenschaftlichen Artikeln. Es wurde die Rolle von AI und sogenannten „bullshit“- Artikeln besprochen, sowie eigene problematische Erfahrungen mit dem Wissenschaftsbetrieb. Zum Beispiel von einer Kollegin, die auf ihren Artikel, den sie bei einem renommierten Journal eingereicht hat, ein KI-generiertes Gutachten bekommen hat.
Generell ist das ganze wissenschaftliche Verlagswesen problematisch, da ein parasitäres System erzeugt wird. Forschende sind gezwungen, Artikel in renommierte Journale einzureichen, um dadurch die Hoffnung auf eine längerfristige Anstellung an Unis zu erhalten. Dann müssen sie über ihre eigenen Artikel Gutachten für das Journal schreiben. Der Verlag entscheidet über die Aufnahme des Artikels und oft werden hohe Publikations- oder Open-access-Kosten verlangt. Dieses System wird als „wissenschaftliche Sicherstellung der Forschungsergebnisse“ verkauft.
Im Forschungsethik-Seminar diskutieren wir Kriterien „was verantwortungsvolle Forschung heutzutage auszeichnet“. In der Theorie wird davon gesprochen, dass Wissen für den Nutzen der Gesellschaft produziert wird. In der Praxis finanzieren häufig Unternehmen Forschungsprojekte und die Ergebnisse können oft nicht als objektiv bezeichnet werden. Oder Psychologinnen und Psychologen haben sogenannte „weiße Foltermethoden“ wie waterboarding und Schlafentzug für Guantanamo mitentwickelt und als ethisch vertretbar attestiert. Wer kann angesichts dieser Punkte eine Krise der Wissenschaft leugnen?
Sabine, Wien
Ich komme gerade vom Stadt-Klimacamp. Wie schon letztes Jahr machte ich auch heuer einen kleinen Workshop, eine Diskussionsrunde zum Thema „Kommunismus in der Klimabewegung“. Sonntag früh um 10h, erster Tag, es waren also nicht so viele Leute da, die sechs Teilnehmenden waren dafür sehr aufmerksam mit dabei und die Diskussion war wirklich gut. Generell beobachte ich eine Zuwendung zu den marxistischen Methoden, z. B. bei Wir-fahren-Gemeinsam, ein Bündnis aus Klimaaktivisten und Busfahrern. Ich hatte ein paar Exemplare des „Offenen Briefs an die Klimabewegung“ von Andreas Frena mit, die ich am Abend davor noch ausdruckte. Alle nahmen dankend einen mit, und eine Person die Einladung zur RKP-Ortsgruppe an.
Franz, Wien
Am 2.5. wurde ein Schiff der „Gaza Freedom Flotilla“ von einer Drohne getroffen und in Brand gesetzt — in internationalen Gewässern vor der Küste Maltas. An Bord: Hilfsgüter für Gaza und unter anderen war auch Greta Thunberg involviert. Die einst gefeierte Klimaaktivistin, deren Worte in den Parlamenten beklatscht wurden, ist heute „zu radikal“ geworden. Die Kameras wenden sich von ihr ab. So funktioniert dieses System.
Greta hat längst erkannt: Es gibt keinen „grünen Kapitalismus“. Keine Reform wird die CO₂-Bilanzen der Konzerne bereinigen, die Waffenproduktion stoppen oder das imperialistische Ausbeutungssystem beenden. Der Kampf gegen die Klimakatastrophe und gegen Kriege wie in Palästina ist der Kampf gegen den Kapitalismus selbst.
Viele Aktivistinnen kennen diesen Weg: Erst Applaus, dann Schweigen und Diffamierung, sobald die Forderungen systemkritisch werden. Greta sagt in einem Interview: „Echter Aktivismus ist unbequem“ – wird kriminalisiert und isoliert. Nicht unbedingt! Die RKP bietet all jenen, die erkannt haben, dass Klimakatastrophe, Krieg und Armut Ausdruck der kapitalistischen Krise sind, eine aktivistische und demokratische Partei. Denn gesellschaftliche Veränderung braucht eine kollektive und organisierte Kraft.
Nur weil die Öffentlichkeit Greta den Rücken kehrt, ist ihr Aktivismus nicht weniger richtig. Im Gegenteil – er ist nötiger denn je. Wenn auch du spürst, dass es so nicht weitergehen kann und den Genozid verurteilst: Komm mit uns in Kontakt. Schließe dich uns an.
Hanna, Wien
Wo einst Stefan Zweig Zuflucht vor dem Faschismus suchte, will heute ein Porsche-Milliardär einen privaten Tunnel für seine Luxuskarossen bauen. Salzburg, stolz auf seine kulturelle Fassade, erlaubt am Kapuzinerberg ein Projekt, das an Zynismus kaum zu überbieten ist: Das Paschinger Schlössl, Zweigs langjähriges Zuhause, wird zur automobilen Festung von Wolfgang Porsche – Enkel eines NS-Rüstungsmanagers und SS-Offiziers.
Ein 500 Meter langer Tunnel soll künftig direkt von der Linzergasse zur Villa führen – durch einen der empfindlichsten Natur- und Kulturräume der Stadt. Aus der Zuflucht des Vertriebenen wird ein Luxuszufluchtsort der Besitzenden. Ein Symbol, das man nur nicht sieht, wenn man es nicht sehen will – oder bewusst ignoriert.
Die Geschichte ist eindeutig: Ferdinand Porsche – enger Vertrauter Hitlers, Nutznießer von Zwangsarbeit. Stefan Zweig – jüdischer Pazifist, im brasilianischen Exil aus Verzweiflung gestorben. Dass der Erbe des einen heute das Eigentum des anderen besitzt, ist ein Symbol historischen Versagens.
Und wer protestiert? Die Stadtregierung genehmigte das Projekt mit Stimmen von ÖVP, FPÖ und SPÖ. Nur die Bürgerliste und KPÖplus stimmten dagegen. Doch auch bei der KPÖ bleibt der Aufschrei aus. Auf Instagram: kein Statement, keine klare Haltung. Stattdessen: Radverleih, Konzerte, Beete. Als hätte man sich mit der Verwaltung des Kleinsten abgefunden – während das Politische schweigend abtritt. Der eigentliche Skandal: Während Stolpersteine geputzt werden, wird ein ganzes Denkmal gegen den Faschismus entkernt. Kein Protest. Kein Infotisch. Kein Transparent. Kein Widerstand gegen die Umwidmung des Erinnerungsortes in ein Millionärsdomizil.
Wer antifaschistische Politik ernst nimmt, darf nicht schweigen, wenn Kapital historische Räume übernimmt. Der Porsche-Tunnel ist kein Infrastrukturprojekt – er ist ein Angriff auf unser kulturelles Gedächtnis. Und das Schweigen dazu ist keine Strategie, sondern Kapitulation.
Keine Tunnel durch unser Gedächtnis. Kein Luxus auf dem Rücken der Geschichte. Kein Schweigen im Angesicht der Schande.
Ein besorgtes KPÖ-Mitglied
Unsere Ortsgruppe hat am 27.5. vor der U1 Altes Landgut bei der FH Campus einen ersten Infotisch nach dem Wahlkampf gemacht. Die Idee war es, zu unterstreichen, dass wir nicht nur für die Wahlen hier waren, sondern weil wir es ernst meinen mit Kommunismus. Jetzt ist das Budget beschlossen worden, alle anderen Parteien sind still und melden sich erst in zwei Jahren für die nächsten Wahlen wieder. Wir nicht.
Wir haben versucht, die Leute mit Slogans und Methoden aus dem Wahlkampf anzusprechen, „Bildung statt Bomben“ in die Menge rufen, weil wir dachten dafür sind wir hier schon bekannt. Aber später sind wir wieder zu dem guten alten „Willst du eine kommunistische Zeitung haben?“ zurück und das war viel besser.
Wir haben viele Gespräche geführt, ziemlich gut durchgemischt mit Studierenden, Schülern, und jungen und alten Arbeitern. Es waren bemerkenswert viele Leute dabei, die sich bereits irgendwie als Kommunisten sehen. Wir haben so mit 4-5 Genossen 21 „Der Funke“ und ein Theoriemagazin verkauft und 6€ an Spenden bekommen. Drei hinterlegte Telefonnummern für weiterführende Diskussionen und wir erwarten in den kommenden Wochen neue Leute auf der Ortsgruppe. Wir haben auch jedem, der irgendwie Interesse gezeigt hat, sofort auf den Whatsapp Kanal aufmerksam gemacht.
Marcel, Wien
(Funke Nr. 234/28.05.2025)