Swing-Kitchen: Bewegung für Betriebsräte
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Die Gründer der Fast-Food-Kette Swing Kitchen, namentlich das Ehepaar Schillinger, haben sich vor 10 Jahren vorgenommen, durch leistbares, leckeres Essen die vegane Message weltweit zu verbreiten. Das Ethos bleibt aber auf der Strecke, wenn man den Markt erobern will. Die Schillingers haben sich nun aus dem operativen Geschäft zurückgezogen und dies an ein anderes Start-Up übergeben. Die Autorin ist Mitglied der RKP und Beschäftigte bei Swing Kitchen.
Die Schwierigkeiten in Swing Kitchen fangen bekannt an. Nicht genug Arbeiter, unfaire Arbeitsbedingungen und ungünstige Schichten. Sobald die Arbeiter angefangen haben, sich mit Betriebsratsgründungen dagegen zu wehren, hat Swing Kitchen sehr schnell reagiert. Druck auf die Belegschaft wurde in diesen Fällen hauptsächlich mit erzwungenem Personalmangel gemacht. Dazu schikanös empfundene „Qualitätskontrollen“ mit willkürlichem Charakter, die bereits medial beschrieben wurden: Einem Arbeiter einer mit nur zwei Beschäftigten, also stark unterbesetzten Filiale etwa wurde angeordnet, sofort ein ungewolltes politisches Graffiti (zu Palästina) auf der Toilette zu entfernen.
Die Arbeiter, die sich vorgenommen haben, ein bisschen Klarheit und Stabilität in den Arbeitsalltag zu bringen, wurden mit Schikanen und rechtlichen Drohungen gefügig gemacht oder zur Kündigung gedrängt. Arbeiter, die sich nur die Frage stellen, ob es nötig wäre, sich zu organisieren, werden eingeschüchtert. Auch wenn es bedeutet, die komplette Neubesetzung einer Filiale durchzusetzen – Swing Kitchen zögert nicht. Junge Menschen ohne Arbeitserfahrung, die Zeit für Weiterbildung und Studieren brauchen, bilden den Großteil der Belegschaft. Jedoch werden die Zeiten, die sich die Beschäftigten von der Arbeit frei nehmen, in manchen Fällen über Monate hinweg ignoriert.
Jetzt die gute Nachricht: in einer Filiale hielten die Kollegen stand – und setzen die Bildung eines Betriebsrats erfolgreich durch! Dies gilt es in allen Filialen nachzuahmen.
Die Spaltung der Belegschaft in Einzelstandorte wurde seit der Gründung vorbereitet, denn bei Swing Kitchen ist jede einzelne Filiale eine einzelne GmbH und braucht dadurch auch einen eigenen Betriebsrat. Man fragt sich: Aber wieso würde so eine bewusste und ethisch orientierte Firma all das anstellen? Wie anders soll ein Investor sich benehmen, wenn man die Situation ausnutzen will, um zu profitieren? Man versucht, einen neuen, grad erst anwachsenden Markt zu erobern. Dies bedeutet: ein Leben in Einklang mit Natur und Tier – aber in scharfer Opposition mit dem „eigenen“ Arbeiter! Man muss verstehen, dass so die Unterjochung von Tieren nie und nimmer gemildert werden kann.
Ursprünglich teilte die große Mehrheit der Kollegenschaft das Weltbild der Unternehmensgründer – aber die eigenen Erfahrungen sind ein guter Lehrer. Der Versuch, letztes Jahr zwei neue Filialen zu eröffnen, ist wegen Kapitalmangel fehlgeschlagen. Die Schillingers wurden aus ihrem eigenen Familienbetrieb effektiv rausgeworfen. Ethik stößt an die Grenzen des kapitalistischen Systems. Was die Zukunft von Swing Kitchen sein wird, ist nicht leicht vorauszusehen. Ob sich das Branding verändert, hängt von den neuen Besitzern ab. Wir können aber als Arbeiter schon jetzt unsere Zukunft vorbereiten. Wie bei Swing Kitchen schon einmal erfolgreich, müssen wir dem Druck unserer Bosse standhalten, um die Bewegung hin zur Organisierung durch die Gründung von Betriebsräten aufrechtzuerhalten!
(Funke Nr. 230/22.01.2025)