Dieses Interview führten wir im mittlerweile aufgelösten Palästina-Protestcamp an der Uni Wien.
Erzähl uns wer du bist und warum du auf das Camp gekommen bist.
Ich bin queere Araberin und arbeite als Pre-Doc in einem Institut der Geisteswissenschaften am Campus der Uni Wien seit mittlerweile zwei Jahren. Ich bin zum Camp gekommen, um zu helfen: In meinem Institut gibt es nicht mehr gebrauchte Möbel, die ich den Studenten geben will.
Kannst du uns ein bisschen schildern was du in Österreich seit dem siebten Oktober erlebt hast?
Ich bin erst seit ein paar Jahren in Österreich und der Rassismus war immer schon da, aber seit dem siebten Oktober ist es nur noch schlimmer geworden. Am Institut selber wird Israels Genozid an den Palästinensern totgeschwiegen und die Uni Wien schürt ein Klima der Angst: Wenn man für Palästina aufsteht, wird man sofort als Antisemit abgestempelt. Es ist so absurd, wenn die Uni „Free Palestine“ Graffitis als „antisemitische Beschmierungen“ bezeichnet und sich dann über die „Unsicherheit von jüdischen Personen“ beschwert. Ich hab mich sehr einsam mit meiner Wut gefühlt.
Was ist das Camp für dich?
Es war wie ein Befreiungsschlag, ich fühlte mich gleichzeitig froh und erleichtert, nicht allein zu sein. Ich habe nicht gedacht, dass es auch in Wien passieren würde. Aber ich habe trotzdem die Angst, dass sich manche Kollegen nicht solidarisieren, weil es sie nicht so sehr betrifft. Unsere Arbeitsbedingungen sind allesamt sehr prekär und viele Menschen wurden schon wegen Palästina-Solidarität am Arbeitsplatz entlassen.
Wie können wir den Kampf der Studenten mit dem Unipersonal verbinden?
Das Camp ist für mich „Empowerment“. Es gibt mir den Mut, über Palästina in der Arbeit zu sprechen. Es gibt viele Kollegen, die das ähnlich sehen. Über die Unterdrückung von Palästina-Solidarität auf der Uni empören sich die meisten. Deswegen will ich morgen mit meinen Studenten über das Camp und die Lage der Palästinenser reden.
(Funke Nr. 224/30.05.2024)