Seit 1993 erscheint Der Funke als Zeitschrift der marxistischen Strömung in der ArbeiterInnenbewegung. 100 Ausgaben voll mit marxistischer Theorie und Praxis.
Am Anfang stand ein kleines Grüppchen junger SozialistInnen, die vor dem Hintergrund des Zusammenbruchs des Stalinismus, dem Rechtsruck der Sozialdemokratie und der Krise der SJ schauen wollten, ob der Marxismus trotz alledem noch taugen könnte. Die ersten Ausgaben waren deshalb auch darauf ausgerichtet, die Grundlagen einer marxistischen Weltanschauung und Perspektiven für die Entwicklung einer kämpferischen ArbeiterInnen- und Jugendbewegung zu erarbeiten.
Seither zieht sich die Analyse der politischen Ereignisse in Österreich und der Welt wie ein roter Faden durch die Zeitung. Genauso wie wir nicht darauf vergessen, aus der Geschichte zu lernen. So legten wir sowohl 1997 (Nr. 17) als auch 2007 (Nr. 78) den Schwerpunkt auf die Russische Revolution von 1917. Wichtig war uns natürlich die Beschäftigung wir mit der ArbeiterInnenbewegung in Österreich und der Geschichte der Frauenbewegung.
Mit dem Uni-Streik, dem Arbeitskampf gegen die Schließung der „Semperit“ 1996 und den von uns organisierten SchülerInnenstreiks 1998 verließen wir die Studierstube und setzten erste wichtige Schritte zum Aufbau einer starken marxistischen Strömung rund um unsere Zeitung in der SJ.
Krise des Kapitalismus
Mit der Krise der asiatischen Tigerstaaten 1998 prognostizierten wir bereits damals eine Weltwirtschaftskrise, vergleichbar mit jener von 1929. Mit unserer zeitlichen Einschätzung lagen wir jedoch daneben, unterschätzten zu welchen Mitteln die Bürgerlichen greifen würden, um die Krise hinauszuzögern. Rechneten wir mit Anfang des neuen Jahrtausends mit der Weltwirtschaftskrise (Nr. 20), so schaffte es der Kapitalismus noch 10 Jahre, sich immer wieder in einen neuen kreditfinanzierten Aufschwung zu retten. Doch schlussendlich sollten uns die Dialektik und auch die Geschichte Recht geben (Nr. ), die Widersprüche des Kapitalismus gipfelten in der tiefsten Krise seit den 1930ern.
Anti-Schwarz-Blau
Als im Jahr 2000 unter dem Druck der Gewerkschaft die SPÖ den Koalitionspakt mit der ÖVP nicht unterschrieb, war der Weg frei für die erste Bürgerblockregierung in Österreich. Jörg Haider machte damals Wolfgang Schüssel zum Bundeskanzler seiner Gnaden und spontaner Widerstand formierte sich. Der Funke brachte dazu im Februar 2000 eine Sonderausgabe der Nr. 27 heraus und spielte eine wichtige Rolle bei der Organisierung des Widerstands gegen Schwarz-Blau an den Schulen und Unis. Die Kritik der Politik der schwarz-blauen Regierung nahm nun einen wichtigen Platz in unserer Zeitung ein (z.B.: Nr. 27a-30, 32, 47, 50, 51…).
Im Herbst 2003 begann das Kabinett „Schwarz-Blau II“, die Reste des öffentlichen Eigentums (VOEST, Telekom, ÖBB,…) zu privatisieren um das vom damaligen Finanzminister KHG angestrebte Nulldefizit zu verwirklichen. Wir stellten uns von Beginn an gegen die Zerschlagung der ÖIAG und ehemals verstaatlichten Industrie, wir forderten jedoch viel mehr die Vergesellschaftung, denn der Staat stellt trotz alledem immer ein Instrument der Bürgerlichen dar. (Nr. 50-54, 58) Die Streiks im Jahr 2003 gegen die Pensionsreform und die Zerschlagung der ÖBB und dann beim Postbus waren für unsere politische Arbeit von zentraler Bedeutung. Erstmals verankerten wir unsere Ideen auch in den Gewerkschaften.
Gegen Krieg und Kapital
Einen wichtigen Beitrag leisteten wir zur Organisierung der antikapitalistischen Bewegung in Österreich nach dem Beispiel der Großdemos in Prag & Seattle (Nr. 31). Dank unserer Bemühungen stellte die SJÖ bei den Anti-WEF-Demos 2001 und 2002 in Salzburg den größten Block der Demonstration (Nr. 35-37).
Die nächste Erschütterung brachte der Anschlag auf das World Trade Center am 11.9.2001, der Startschuss zum Afghanistankrieg und des seither immer und überall währenden Krieges gegen den Terror(Nr. 38a-40). Dieses Unterfangen blieb erfolglos wie wir heute wissen, daher sattelte USA mit ihrer Kriegsgefolgschaft um, und griff im Jahr darauf den Irak an (Nr. 45, 46, 48, 48a, 49, 51). In beiden Fällen waren wir maßgeblich an der Organisierung von Protesten beteiligt.
Internationale Solidarität
Internationale Solidarität wurde in all den Jahren bei uns immer groß geschrieben. Das galt umso mehr als in Lateinamerika eine revolutionäre Situation nach der anderen entstand. Ausgehend von Argentinien 2002 (Nr. 41, 42) wurden auch Venezuela und Bolivien erfasst. Wir waren die ersten in Österreich, die über diese Entwicklung berichteten und Hintergrundinformationen lieferten. Bis heute gehören wir zu den aktivsten UnterstützerInnen der Lateinamerikanischen Revolution. (Nr. 48, 49, 54-56)
Weiters widmeten wir in den letzten 12 Jahren ununterbrochen der pakistanischen ArbeiterInnenbewegung unsere Aufmerksamkeit, und wir organisierten mit Hilfe unserer LeserInnen und UnterstützerInnen eine Reihe von erfolgreichen Solidaritätskampagnen mit der Pakistan Trade Union Defence Campaign (PTUDC).
Antifaschismus
Sowohl „70 Jahre Februar 1934“ als auch aufkeimender Rechtsextremismus in Vorarlberg (B&H) und in OÖ (BFJ) rückten die antifaschistische Arbeit in den Mittelpunkt. (Nr. 55-57). Durch große Demonstrationen in Bludenz und Braunau, bei der die SJ-Gruppen rund um den Funke aktiv mitwirkten, konnte ein offensives Auftreten der Nazis in der Öffentlichkeit verhindert werden und gleichzeitig wurde damit die SJ Vorarlberg neu revitalisiert.
Die Linke aufbauen
Durch die andauernden Angriffe auf den Lebensstandard der ArbeiterInnenklasse durch den Bürgerblock und der gleichzeitigen Ohnmacht der sozialdemokratischen Bürokratie, stellten wir in der SJ, dem ÖGB und der SPÖ die Frage der Notwendigkeit einer organisierten Linken auf. In unserer Zeitung propagierten wir die Losung einer SP-Minderheitsregierung mit sozialistischem Programm und unter der Kontrolle einer mobilisierten ArbeiterInnenklasse und intervenierten damit in die Wahlen 2006, um dem Bürgerblock ein Ende zu setzen. Nach der Wahl übernahm die SJ diesen Slogan und organisierte eine sehr erfolgreiche Kampagne. Damit einhergehend forderten wir die Demokratisierung (Stichwort SJ-Gruppenauflösungen) der Partei- und Organisationsgremien der bereits genannten (Nr. 68-79). Durch den Umfaller Alfred Gusenbauers und die Bildung einer Großen Koalition wurde der Aufbau einer organisierten Linken für viele sichtbar auf die Tagesordnung gesetzt. Unser wachsender Einfluss in der SJ waren vielen ein Dorn im Auge. Es ist wohl kein Zufall, dass gerade in dieser Periode SJ-Gruppen bürokratisch aufgelöst wurden, die den “Funke” unterstützten. Als auch nach der Übernahme der SPÖ durch die Faymann-Clique weiter ÖVP-Politik gemacht wurde, organisierte sich schlussendlich im April 2010 die SPÖ-Linke. Unsere Zeitung ist seither ein wichtiges Sprachrohr für linke SozialdemokratInnen und BetriebsrätInnen (Nr. 83, 88-91, 93, 94).
So zieht sich wie ein roter Faden durch die 100 Ausgaben Der Funke der Kampf für eine bessere Gesellschaft. Die Einheit von Theorie und Praxis war dabei immer unser Anspruch. Wenn wir mit unseren Einschätzungen richtig liegen, werden die nächsten 100 Ausgaben von noch viel spannenderen und richtungweisenderen Ereignissen berichten, und Der Funke wird auch zukünftig in allen Klassenkämpfen und sozialen Protestbewegungen eine aktive Rolle spielen.
Siehe auch: Editorial (Funke Nr. 100) – Was macht der Regierung Dampf? Klassenkampf!