Die Corona-Pandemie beschleunigte und vertiefte die Krise des Kapitalismus und erschütterte alle Bereiche unseres Lebens nachhaltig. Das trifft die Frauen der Arbeiterklasse besonders stark. Doch wir wollen nicht „jammern“ – wir wollen kämpfen.
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Komm zu unserem Seminar am 12. / 13. März in Wien!
Unterdrückung ist profitabel – gemeinsam dagegen kämpfen!
Die Spaltung der Gesellschaft in Klassen ist seit der Pandemie deutlicher denn je: Während die Kapitalisten ihren Reichtum in den letzten zwei Jahren in obszönem Ausmaß vervielfachen konnten, wird der Druck auf die Arbeiterklasse an allen Fronten erhöht und das Elend gesteigert. Die Teile der Arbeiterklasse, die besonders unterdrückt und ausgebeutet werden, bekommen das am deutlichsten zu spüren – so auch Frauen.
Die Arbeitslosenquote liegt bei Frauen in der Corona-Pandemie auch in Österreich kontinuierlich höher als jene der Männer (etwa Dez. 2020: im Jahresvergleich +42% bei Frauen und +25% bei Männern) und geht für Frauen langsamer zurück. Die Extrempole von stärkerem Arbeitsdruck einerseits (Pflege, Sozialbereich…) und Entlassungswellen andererseits (Einzelhandel, Gastronomie…) betreffen die typischen „Frauenberufe“ stark.
Die Pandemie verschärfte die Armut für Frauen, besonders für Alleinerziehende, wie eine Tiroler Studie belegt . Während die UN vor der Pandemie davon ausging, dass sich der Anteil von Frauen in Armut weltweit 2019-21 um 2,7% verringern wird, geht sie inzwischen von einer Zunahme von 9,1% aus.
Das ist kein Zufall, sondern hat im Kapitalismus System. Die Tatsache, dass Frauen Kinder gebären können, wird in der Klassengesellschaft zu einem Unterdrückungsmerkmal. Schwangerschaft und Karenzzeit führen im Kapitalismus zu Schlechterbezahlung und Altersarmut und zur Haupt- bzw. Alleinverantwortung der Frauen für Haushalt und Kinder; Familie ist allzu oft Pflicht, statt freie Wahl; Frauenkörper sind politische Verhandlungsmasse (Abtreibungsverbot, „Überalterung der Bevölkerung“). Eigentumsansprüche an Frauen(körper), deren krassesten Ausdrücke Prostitution und Beziehungsgewalt sind, sind notwendige Bestandteile der Klassengesellschaft.
Biologische Unterschiede zwischen Männern und Frauen wegzuleugnen, wie das etwa viele postmodern geprägte Theorien (feministische Theorien wie die Queer Theory) tun, wird die Unterdrückung nicht beenden. Das kann nur ein Kampf gegen den Kapitalismus, denn dieses System braucht die Frauenunterdrückung: die Spaltung der Arbeiterklasse, genauso wie die Institution „Familie“.
Die Spaltung der Arbeiterklasse anhand von Geschlecht (wie auch anhand von Herkunft, Religion, sexueller Orientierung u.a.) ist für Kapitalisten profitabel. Man rechtfertigt so die niedrige Bezahlung bestimmter Schichten der Arbeiterklasse, was wiederum einen Lohndruck auf höher bezahlte Sektoren ausübt. Die Schwarzarbeit, von der insbesondere MigrantInnen in Branchen wie Gastronomie u.ä. betroffen sind, ist ein permanentes Feature im Kapitalismus, keine „Ausnahme von der Regel“. Ohne Billig-Arbeitskräfte wie 24-Stunden-BetreuerInnen würde das Sozialsystem zusammenbrechen, dies dient allein dem Profit.
Die Spaltung der Arbeiterklasse ist außerdem ein nützliches Werkzeug, um die Solidarität und den gemeinsamen Kampf zu unterminieren. Denn die Wahrheit ist: Die Arbeiterklasse – Männer und Frauen, egal welcher Herkunft – hat ein gemeinsames Interesse, gegen die KapitalistInnen zu kämpfen.
Die offensichtliche Unterdrückung von Frauen und der vorherrschende Sexismus verleiten leicht zu der Ansicht, dass der Befreiungskampf von Frauen vor allem von ihnen alleine – als Frauen – geführt werden sollte. Doch das führt in der Praxis zu einer Schwächung des Kampfes.
Wir müssen den Sexismus in den eigenen Reihen entschieden bekämpfen und die Einheit der Klasse so herstellen. Arbeiterinnen und Arbeiter haben keine widersprüchlichen Interessen. Als MarxistInnen treten wir daher entschlossen gegen jede Spaltung auf, auch gegen den Mythos des Feminismus, dass Frauen der Arbeiterklasse ihre Interessen nur gegen die Männer durchsetzen könnten.
Die Rolle der Identitätspolitik, die verschiedene Unterdrückungsmechanismen als unüberbrückbare Barrieren im gemeinsamen Kampf darstellt, war in den letzten Jahren ein direktes Hindernis in sozialen Kämpfen. Feministinnen versuchten in mehreren Ländern (Schweiz, Spanien, mit kleinen Ausläufern auch in Österreich) ein Konzept des „Frauenstreiks“ durchzusetzen, wonach Männer nicht mitstreiken sollten (da sie nicht betroffen, oder sogar Mittäter seien)
Es wird auch versucht, Demos und Bewegungen nach der Repräsentationslogik zu organisieren, indem etwa nicht die politischen Ideen, wie man den Kampf führen soll, sondern alleine die „Vertretungslogik“, welcher Unterdrückungsform man angehört, bestimmen soll, wer Reden halten darf, welchen Charakter Demonstrationszüge haben und welche Slogans erhoben werden. Statt den einenden Klassenkampf in den Vordergrund zu rücken, öffnet man sich stattdessen der Zusammenarbeit mit den Bürgerlichen, die sich nach Gutdünken feministisch oder LGBT-freundlich geben.
Als MarxistInnen wissen wir jedoch: Proletarier und Proletarierinnen können nur im gemeinsamen Kampf gegen die Ausbeutung und Unterdrückung vorgehen. In der Geschichte der Klassengesellschaften schuf erst der Kapitalismus die Bedingungen für die Befreiung der Frau – nämlich als Arbeiterin.
„Erst die kapitalistische Produktionsweise hat gesellschaftliche Umwälzungen gezeitigt, welche die moderne Frauenfrage entstehen ließen; sie schlugen die alte Familienwirtschaft in Trümmer, die in der vorkapitalistischen Zeit der großen Masse der Frauenwelt Lebensunterhalt und Lebensinhalt gewährt hatte.“ (Clara Zetkin: Nur mit der proletarischen Frau wird der Sozialismus siegen)
In der kollektiven Aktion in Form von Streiks, Arbeitskämpfen und Massenprotesten ist die Frau nicht mehr isoliert und vereinzelt in der Hauswirtschaft, sondern Teil der Macht ihrer Klasse.
Im Gegensatz zu den Frauen der Kapitalistenklasse – die ihr Interesse an Eigentum, Erbe und Aufsichtsratsposten usw. tatsächlich gegen die Männer ihrer Klasse durchsetzen – haben die Proletarierinnen kein getrenntes Interesse von den Männern ihrer Klasse. In einem sind sich die Kapitalistinnen mit ihren männlichen Gegenstücken jedoch in glänzender Harmonie einig: Nämlich, wenn es um die Ausbeutung der (männlichen wie weiblichen) Arbeiterklasse geht.
Wie die berühmte Revolutionärin Clara Zetkin es formulierte:
„Deshalb kann der Befreiungskampf der proletarischen Frau nicht ein Kampf sein wie der der bürgerlichen Frau gegen den Mann ihrer Klasse; umgekehrt, es ist der Kampf mit dem Mann ihrer Klasse gegen die Kapitalistenklasse. (…) Das Endziel ihres Kampfes ist nicht die freie Konkurrenz mit dem Manne, sondern die Herbeiführung der politischen Herrschaft des Proletariats.“ (Ebd.)
Daher:
- Gemeinsam kämpfen: Bleibe- und Arbeitsrecht für alle!
- Für substanzielle Lohnerhöhungen und Anpassung der Kollektivverträge in „Frauenberufen“ an den Metaller-KV
- Für eine gewerkschaftliche Organisierungsoffensive, gerade auch im Handel, in der Gastro und der Heimpflege
- Gegen jede Spaltung der Arbeiterklasse: Klassenkampf statt Identitätspolitik
Daseinsfürsorge am Limit
Der Gier der Kapitalisten auf der Jagd nach Profiten sind keine Grenzen gesteckt – wäre da nicht die Unannehmlichkeit, dass die ArbeiterInnen auch (über)leben müssen, um zu arbeiten.
Die Reproduktion der Arbeitskraft ist aus Sicht der Kapitalisten ein kostspieliges Ärgernis: Gesundheitsversorgung, ein paar Stunden Schlaf, Zeit zum Kochen und Putzen und für die Kindererziehung sowie ein gewisses Maß an Bildung sind (leider, leider) nötig, werden jedoch stets versucht auf ein Minimum zu reduzieren.
Seit Jahrzehnten finden in den meisten Ländern kontinuierlich Einsparungen im Gesundheitsbereich statt, die in der Pandemie beinahe zum Kollaps der Krankenversorgung führen und das Personal reihenweise in die Kündigung und das Burnout treiben. Wenig überraschend denkt jede zweite Pflegeperson in Österreich über den Berufsausstieg nach; der Pflegenotstand ist direktes Resultat der kapitalistischen Profitwirtschaft.
Protest der PflegerInnen in Wien. Foto: Thomas Lentsch.
In Österreich wurde 2013 im Parlament die „Zielsteuerung Gesundheit“ beschlossen, nach der die Gesundheitsausgaben (ausgenommen Langzeitpflege) an das Wirtschaftswachstum gekoppelt sind; der Anteil wurde dabei von 3,6% des BIP (2017) auf 3,2% (2021) gesenkt und trotz Pandemie wurde diese Ausgabenobergrenze für die kommenden zwei Jahre abermals fortgeschrieben. Das führt zu permanentem Kostendruck im Gesundheitssystem (teure Privatisierungen und Auslagerungen natürlich ausgenommen).
Dem Pflegenotstand begegnet man mit dreister Knausrigkeit, nicht einmal der popelige Corona-Bonus von 500€ für Beschäftige wurde vollständig ausbezahlt.
Das geschundene Pflegepersonal ist dabei vor allem weiblich – in der stationären Pflege beträgt der Frauenanteil ca. 84%, in der mobilen Pflege sogar knapp 92%. Ähnlich ist die Situation im Sozialbereich oder in der Elementarpädagogik. Bei letzterer ist neben der niedrigen Bezahlung (Einstiegsgehalt von 1.500€ netto für vollausgebildete Fachkräfte) eine pädagogisch sinnvolle Arbeit mit den Kindern aufgrund der gegebenen Betreuungsschlüssel nur schwer möglich. Stress und Selbstausbeutung der Beschäftigten sind die Folge.
Dass die KollegInnen in diesen Sektoren nicht nur wütend, sondern auch kampfbereit sind, zeigte sich an den Mobilisierungen letzten Herbst: Tausende ElementarpädagogInnen gingen auf die Straße, um für bessere Arbeitsbedingungen zu protestieren.
Indes nahm eine eigentliche Foto-Symbolaktion der Gewerkschaften vor den Krankenhäusern („5 vor 12“) an einigen Standorten Warnstreikcharakter an, als Hunderte vor die Häuser strömten.
Anstatt auf sozialpartnerschaftliche Verhandlungen mit der Regierung zu setzen, haben die Spitzen der Gewerkschaften die Verantwortung, diese Stimmung in sektor- und gewerkschaftsübergreifende Kampfpläne, einschließlich Streiks, zu gießen.
Was es daher braucht, ist:
- Die völlige Ausfinanzierung eines gänzlich öffentlichen Gesundheits-, Sozial- und Bildungssystems!
- Nein zu Profitmacherei, nein zu Privatisierungen und Auslagerungen!
- Für mehr Lohn, mehr Personal und eine Arbeitszeitverkürzung!
- Für eine finanzierte Ausbildung in Pflege und Elementarpädagogik!
- Den Sektor streikfähig machen: Schluss mit isolierten Einzelkämpfen der Teilgewerkschaften, die die Gesamtsituation nicht verbessern können. Für einen gemeinsamen Kampfplan aller Gewerkschaften.
Die heilige Familie
Um die klaffenden Lücken im Sozialsystem zu stopfen, stützt sich der Kapitalismus wesentlich auf die Säule der Familie.
Skilifte und Handel wurden während der Pandemie so lange wie möglich offengehalten, Kinder und Jugendliche in monatelangen Lockdowns dem trauten Heim anvertraut. Sozialer Ausgleich und Abwechslung waren kaum möglich.
Je mehr der Kapitalismus die „Familie“ als soziales Auffangnetz beansprucht, stellt er die menschlichen Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern auf die Zerreißprobe.
In einer Umfrage der Schülerorganisation aks Wien/OÖ (6.264 TeilnehmerInnen) gaben SchülerInnen an, dass neben „Überforderung“ und „Matura“ momentan die Familie am meisten Sorgen bereitet.
Für Vollzeit arbeitende Mütter fielen indes durchschnittlich 6,1 Stunden pro Tag, für Väter 3,7 Stunden Kinderbetreuung an. Mütter mit Kindern unter 6 Jahren verrichteten im Schnitt beinahe 15 Stunden Lohn- und Hausarbeit täglich. In oft beengten Wohnverhältnissen überließ man die Menschen entweder dem permanenten Stress in den eigenen vier Wänden oder der Einsamkeit.
Der Kapitalismus verstärkt die geschlechterspezifische Arbeitsteilung systematisch und verhindert, dass Frauen tatsächliche Kontrolle über ihr eigenes Leben haben.
Da Frauen weniger verdienen, geben sie eher ihren Beruf auf oder arbeiten Teilzeit, um sich um den Haushalt zu kümmern – 74% aller Teilzeitangestellten sind in Österreich weiblich. Die fehlenden Kinderbetreuungsplätze und deren Öffnungszeiten (ein Fünftel aller Kindergärten schließt vor 14:00) verunmöglichen eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Gerade die Pandemie zeigte aber auch, dass die viel zu langen Arbeitszeiten verhindern, dass sich Väter familiären Aufgaben widmen können: Die erzwungene Kurzarbeit führte dazu, dass viele Väter mehr Zeit für Kinderbetreuung aufwendeten.
„Die Frau an den Herd“ heißt nicht nur kochen, putzen, Kinder betreuen – auch die Pflege von kranken und alten Angehörigen ist fixer Bestandteil des kapitalistischen „Sozial“systems. Statt qualitative und professionelle Pflegeheime auszubauen, statt Kantinen und professionelle Putzservices anzubieten, vermehren sich in den letzten Jahren Rufe nach „Pflege-Daheim-Boni“ u.ä., was – mit wohlwollender Zustimmung der Sozialdemokratie und nicht wenigen Feministinnen – den Platz der Frau im Heim zementiert.
Die Fesseln des wirtschaftlichen Zweckpragmatismus in der Familie gehören gesprengt, damit persönliche Beziehungen tatsächlich auf Freiwilligkeit und Zuneigung beruhen:
- Für flächendeckende, ganztägige, öffentliche Kinderbetreuungsplätze nach dem Auslaufen des Mutterschutzes!
- Für einen bedarfsdeckenden Ausbau öffentlicher Pflegeplätze!
- Für öffentliche, kostengünstige Kantinen in den Betrieben und Schulen, in allen Gemeinden und Stadtvierteln!
- Für eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung auf 30 Wochenstunden bei vollem Lohnausgleich!
Selbstbestimmung über Körper und Identität
Die Unterdrückung der Frau ist tief in der Gesellschaft eingepflanzt und treibt täglich neue, giftige Blüten. Schon früh wird man in gesellschaftliche Rollenbilder gezwängt. Von Frauen wird erwartet, dass sie attraktiv, perfekte Mütter und Karrierefrauen gleichzeitig zu sein haben. Die unerreichbaren Ideale werden angesichts steigender Unsicherheit, was Jobaussichten, leistbares Wohnen und selbst das Überleben des Planeten anlangt, immer mehr zu blankem Hohn.
Proteste gegen das Abtreibungsverbot in Polen 2020.
Die Herrschenden zeigen sich überrascht, dass seit Beginn der Pandemie depressive Symptome bei Jugendlichen in Österreich von 30 auf atemberaubende 50% angestiegen sind. 62% der Mädchen weisen mittelgradige depressive Symptomatik auf (Jungen: 38%), jedes fünfte Mädchen leidet unter suizidalen Gedanken.
Indes gaukeln einem Influencer das perfekte Leben vor. Die kürzlich geleakten „Facebook Papers“ weisen nach, dass der Medienkonzern bereits seit 2012 über die negativen psychischen Auswirkungen seiner Social-Media-Kanäle Bescheid wusste.
In einem internen Dokument geht man davon aus, dass Instagram bei jedem dritten Mädchen eine verzerrte Wahrnehmung des eigenen Körpers verstärkt. Nicht nur das: Der Konzern duldet seit Jahren öffentliche Werbeeinschaltungen von Drogenkartellen und Menschenhändlern, die junge Mädchen in Heimsklaverei und Prostitution vermitteln und ignorierte nachweislich Berichte und Meldungen von Mitarbeitern.
Die Kontrolle über den eigenen Körper und die eigene Sexualität wird im Kapitalismus im Gesetz, der Medizin und der Bildung untergraben und dem Profit untergeordnet.
Verhütungsmittel und Hygieneartikel sind nicht kostenlos und einfach zugänglich; der Sexualkundeunterricht ist unzureichend und allzu oft unwissenschaftlich und von „traditionellen“ (religiösen) Vorstellungen durchzogen.
Bis heute ist Abtreibung in Österreich nicht legal, sondern lediglich „straffrei“ – die hohen Kosten und das geringe Angebot sind zusätzlich Hürden.
Geschlechtsspezifische Medizin fristet ein unterfinanziertes Nischendasein. So wurde beispielsweise im Zuge der Entwicklung der Covid-Impfstoffe keine einzige Studie durchgeführt, um die Auswirkungen der Impfung auf die von vielen Frauen berichteten Zyklusstörungen zu untersuchen. Die Beschwerden dürften nur temporärer Natur sein, doch angesichts der weitverbreiteten Gerüchte und Ängste, dass die Impfung zu Fruchtbarkeitsproblemen führen könnte, ist das nur ein weiterer Beweis dafür, dass Frauen und ihre Gesundheit in der medizinischen Wissenschaft hintangestellt werden.
Dies gilt auch für die systematische Diskriminierung von LGBT-Personen in der Gesundheitsversorgung, nicht zuletzt beim Zugang zu Behandlungen wie Hormontherapie, körperangleichenden Operationen oder psychischer Unterstützung.
Wir müssen die Kontrolle über unsere Körper, Identität und unser Leben erlangen.
Für:
- Gratis-Zugang zu Verhütungsmitteln und Hygieneartikeln!
- Kostenlosen, flächendeckenden Zugang zu öffentlichen Abtreibungsangeboten und Programmen für Frauengesundheit!
- Wissenschaftlichen Sexualkundeunterricht ab der Volksschule
- Einen Kampf gegen die soziale, rechtliche und medizinische Diskriminierung von LGBT-Personen!
- Ausbau von kassenfinanzierten Therapieplätzen!
- Enteignet Fellner, Zuckerberg & Co! Für die demokratische Kontrolle der Arbeiterklasse über Massenmedien, einschließlich Sozialer Medien!
Wir befreien uns selbst: Gewalt an Frauen stoppen
Der krasseste Ausdruck der Frauenunterdrückung sind Frauenmorde. Im vergangenen Jahr zählte Österreich 29 offizielle Frauenmorde; der Täter war in den allermeisten Fällen der (Ex-)Partner. Die wirtschaftliche Abhängigkeit der Frau vom Mann hält sie oft genug in unerfüllten bis hin zu gewalttätigen Beziehungen. Die ökonomische Unabhängigkeit der Frau vom Mann ist daher eine wesentliche Grundbedingung, um Gewalt zu verhindern; dies kann auch durch mehr Frauenhäuser und Gewaltschutzzentren nicht ersetzt werden.
Doch selbst dieses Mindestmaß an Schutz interessiert die Herrschenden nicht, die die völlige Unterfinanzierung von Frauenhäusern u.ä. nicht als Auftrag sehen. Stattdessen nützt die schwarz-grüne Regierung Femizide für rassistische Hetze und stellt Gewalt an Frauen als ein aus dem Ausland importiertes Problem dar.Proteste gegen Femizide in Großbritannien 2021 anlässlich der Ermordung von Sarah Everard durch einen Polizisten.
Ein jüngst veröffentlichtes Informationsblatt des Innenministeriums und des Bundeskriminalamts anlässlich des 8. März, wie Frauen sich vor Gewalt schützen könnten, spricht Bände.
Die darin enthaltenen Tipps beziehen sich fast ausschließlich auf die Gefahr auf der Straße und in der Öffentlichkeit, während die Familie bzw. das nahe Umfeld als der nachweislich gefährlichste Ort für Frauen übergangen wird.
Frauen sollten sich demnach „selbstbewusst präsentieren“ oder „sich generell angewöhnen, mit selbstbewusstem Schritt, offenem Blick und aufrechter Haltung zu gehen“ und gegebenenfalls „von einem Handalarmgerät Gebrauch machen.“
Zu Recht erntete diese „Hilfestellung“ Gespött und Empörung von feministischer Seite. Doch daraus muss man die richtigen Schlussfolgerungen und Antworten ziehen: Der Staat ist keine „neutrale“, klassenunabhängige Institution, die uns schützt. Während die Regierung bei Unternehmensförderungen und Steuererleichterungen für Konzerne stets Gewehr bei Fuß steht, werden soziale Ungleichheit und Frauenunterdrückung individualisiert.
Wir haben keine Illusionen, dass der Staat die Unterdrückung von Frauen lösen wird.
Auch das bisher Erreichte musste den Herrschenden im Kampf abgerungen werden. Das von der Regierung empfohlene „Selbstbewusstsein“ schöpfen wir aus dem gemeinsamen Klassenkampf – gegen die Herrschenden. Gewerkschaften haben dabei die Aufgabe, ihre Möglichkeiten (Betriebsversammlungen, Betriebsräte und Medien) zu nützen, um eine permanente Aufklärungsarbeit gegen Gewalt an Frauen zu leisten.
Klassenkampf und Revolution, statt staatliche Illusion
Die Unterdrückung der Frau ist Fakt. Doch um sie zu beseitigen, ist diese Feststellung nicht genug. Wir brauchen absolute Klarheit:
Was ist die Grundlage der Frauenunterdrückung – das „Patriarchat“ oder der Kapitalismus? Wir haben hier festgehalten, dass die materielle Grundlage der Frauenunterdrückung der Kapitalismus ist – er erhält sie aufrecht, weil sie profitabel und stabilisierend für die Herrschenden ist.
Wer kämpft gegen die Frauenunterdrückung? Wir sagen: Nur Frauen, Männer, die ganze Arbeiterklasse als Klasse gemeinsam können den Kapitalismus stürzen und so die materielle Grundlage für Frauenunterdrückung und andere Unterdrückungsformen beseitigen. Wir müssen die männlichen Kollegen dafür gewinnen und von ihnen einfordern, dass sie gemeinsam mit den arbeitenden Frauen gegen Frauenunterdrückung kämpfen!
Zuletzt bleibt nun noch die Frage: Wie kämpft man gegen Unterdrückung und Kapital?
Die Forderungen diverser Frauenorganisationen orientieren sich hauptsächlich auf mehr Gelder für Frauenhäuser, Bewusstseinsbildung, Reformen im Bildungssystem etc. Das Ziel ist dabei, in Verhandlungen mit der Regierung zu treten oder staatliche Institutionen mit „Vertreterinnen“ beschicken zu können.
Die oben genannten Forderungen sind unterstützenswert, doch die Methode der „Verhandlungen“ und institutioneller „Teilhabe“ ist eine Sackgasse, die lediglich einer Schicht von Karrieristinnen den Aufstieg ermöglicht.
Der Kampf gegen Gewalt an Frauen kann nicht durch Bittstellen an die Regierung der Reichen geführt werden – er muss gegen die Regierung und das Kapital geführt werden.
Die Organisationen unserer Klasse müssen tatsächliche Kampfinstrumente werden, die sozialpartnerschaftliche Logik ihrer Führung muss durchbrochen werden.
Die Arbeiterorganisationen – allen voran der ÖGB – sollten eine Kampagne für höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen und gegen Sexismus starten und mit Streiks und Massenmobilisierungen dafür kämpfen.
Protest im privaten Sozialbereich (SWÖ) Wien, 2019.
So entgegnet man Sexismus und Unterdrückung in Aktion – und nicht nur durch das Anprangern und Beklagen desselben. So wird das Selbstbewusstsein der Frauen und die Solidarität innerhalb der Arbeiterklasse am effektivsten gestärkt.
In den letzten Monaten und Jahren sehen wir rund um den Globus einen Aufschwung von Klassenkämpfen. Die prekärsten und unterdrücktesten Schichten traten dabei auf die Bühne der Geschichte und zeigten, dass sie die Zumutungen des Systems nicht länger akzeptieren:
Die sogenannte „Gig-Economy“ erlebt einen gewerkschaftlichen Aufschwung mit Streiks von Amazon-ArbeiterInnen in Italien, den USA und Deutschland, dem längsten „Streik in der Geschichte der britischen „Gig Economy“ letzten Dezember und Gewerkschaftsgründungen etwa bei Starbucks (USA).
In der sudanischen Revolution (seit 2019) stachen junge Frauen mit als die kämpferischsten Teile der Bewegung hervor und in Österreich war der private Sozialbereich (SWÖ) vor der Pandemie der aktivste Teil der Arbeiterbewegung. In Großbritannien erfuhren die Gewerkschaften letztes Jahr einen Linksruck, als rechte Führungen abgewählt und durch kämpferische AktivistInnen ersetzt wurden.
Die Widersprüche des Systems spitzen sich täglich zu und auch in Österreich ist die Zeit überreich für große Klassenkämpfe. Die Befreiung der Frau ist untrennbar mit dem Kampf gegen das kapitalistische System verbunden und muss auch als solcher geführt werden. Was es braucht, ist:
- eine gemeinsame, bundesweite Großdemonstration zum 8. März mit der vollen Mobilisierung der Arbeiterorganisationen
- eine Offensive der Arbeiterbewegung gegen Ausbeutung, Sexismus und Unterdrückung
- einen gemeinsamen Kampf der Arbeiterklasse und Jugend – der Frauen, Männer und aller Menschen gemeinsam – für den Sturz des Kapitalismus, für „Socialism in our lifetime“
Der Funke am 8. März 2022
Komm zu unseren revolutionären Demo-Blocks:
- Wien: 17:00 Wien Mitte
- Graz: 17:00 Südtirolerplatz
- Linz: 16:30 Volksgarten
- Feldkirch: 17:00 Katzenturm
- Innsbruck: 18:00 Annasäule
Komm zu unseren Veranstaltungen:
- Wien: Seminar zum Frauentag, 12. & 13. März
- Dornbirn: 19.3. Frauenkampf heißt Klassenkampf, 17:00 Uhr, Vorarlberger Hof, Viehmarktstr.3
- Innsbruck: 11.3. Für die Frauenbefreiung – für die soziale Revolution, 19:00 Uhr, Theatercafe, Universitätsstraße 3
- Linz: 9.3. Frauenbefreiung und Revolution, 18:00 Uhr, Alte Welt, Hauptpl. 4
- Graz: 10.3. Für die Frauenbefreiung – für die soziale Revolution, GMOTA, Münzgrabenstr. 57