Die Zerstörung der Umwelt schreitet in Riesenschritten voran. Die blinde Gier nach Profiten droht unseren Lebensraum nachhaltig zu zerstören. EinE jedE, der/die sich gegen die Umweltzerstörung engagieren will, muss sich der revolutionären ArbeiterInnenbewegung anschließen.
In vielen Staaten sind grüne Parteien entstanden, die die Umwelt in den Mittelpunkt ihres Handelns zu stellen vorgeben. Diese Parteien behaupten, weder rechts noch links zu sein, da Umweltfragen über die traditionelle Klassenfrage und die Trennung zwischen arm und reich, welche die herkömmliche politische Diskussion bestimmen, hinausgingen.
Wer genauer hinsieht, wird allerdings feststellen, dass die Umweltzerstörung ein Ergebnis unseres anarchischen Wirtschaftssystems ist. EinE jedEr, der/die zum Beispiel einen Bericht über die Probleme der globalen Erwärmung gelesen hat, wird erkennen, wie leicht das menschliche Leben von der Erde verschwinden könnte. Doch Moment! Leben nicht auch die KapitalistInnen auf der Erde? Liegt es in ihrem Interesse, dass das menschliche Leben und nicht nur ihre Profite, sondern ihre eigene Existenz ausgelöscht werden sollte?
Natürlich ist das nicht in ihrem Interesse. Aber was im Kapitalismus geschieht, widerspiegelt nicht nur die Interessen des/der einzelnen KapitalistIn. Die Geschehnisse folgen der Logik des Systems.
MarxistInnen erklären die Triebkräfte der Umweltzerstörung folgenermaßen: „Wo einzelne KapitalistInnen um des unmittelbaren Profits willen produzieren und austauschen, können in erster Linie nur die nächsten, unmittelbarsten Resultate in Betracht kommen. (…) Die spanischen PflanzerInnen in Kuba, die die Wälder an den Abhängen nieder brannten und in der Asche Dünger genug für eine Generation höchst rentabler Kaffeebäume vorfanden – was lag ihnen daran, daß nachher die tropischen Regengüsse die nun schutzlose Dammerde herabschwemmten und nur nackten Fels hinterließen? Gegenüber der Natur wie der Gesellschaft kommt bei der heutigen Produktionsweise vorwiegend nur der erste, handgreiflichste Erfolg in Betracht; und dann wundert man sich noch, dass die entfernteren Nachwirkungen der hierauf gerichteten Handlungen ganz andre, meist ganz entgegengesetzte sind …“ (Friedrich Engels, Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen)
Wir wissen, dass die griechischen Inseln zur Zeit der Antike mehr Menschen ernährten als heute. Wir wissen, dass sie einst mit Bäumen bewachsen waren, welche die Bodenerosion verhinderten. „Wir sahen, wie die Ziegen die Wiederbewaldung von Griechenland verhindern …“ (Engels, ebd.) Die Menschen, die die Bäume fällten und Weidetiere einsetzten, waren nicht dumm. Sie fällten die Bäume, um Schiffe zu bauen oder brannten sie ab, um das Land zu roden. Sie setzten Ziegen ein, weil das einfacher war auf ihren schlechten Böden seinen Lebensunterhalt zu bestreiten als durch das Pflügen des Landes. Kurzfristige ‚rationale‘ Entscheidungen verursachten so langfristig eine Umweltkatastrophe.
Umweltzerstörung beschränkt sich also nicht auf den Kapitalismus. In einem Brief an Engels, in dem er ein Buch von Fraas besprach, stellte Marx fest:
„Das Fazit ist, dass die Kultur – wenn naturwüchsig vorschreitend und nicht bewußt beherrscht […] – Wüsten hinter sich zurücklässt, Persien, Mesopotamien etc., Griechenland. Auch hier sehen wir wieder eine sozialistische Tendenz.“ (Brief v. Marx an Engels, 26. März 1868)
Das Problem besteht darin, dass in nicht geplanten Wirtschaftsformen Umweltfragen weder bewusst angegangen werden. Niemand fühlt sich verantwortlich. Der Unterschied heute ist, dass die kapitalistische Anarchie Umweltkatastrophen von wesentlich größerem Ausmaße produziert als in der Antike.
Umweltprobleme werden gewöhnlich als Zusammenstoß zwischen Menschen und Natur präsentiert. Viele Grüne z.B. behaupten, dass Wachstum schlecht sei, weil es der Natur schade und das Hauptproblem darin bestehe, dass die Menschen mit der Ausplünderung der Erde, von der sie letztendlich abhängig sind, aufhören. Tatsächlich ist Wachstum nicht immer „schmutzig“ und verbraucht nicht immer mehr Ressourcen. In den letzten zehn Jahren hat Japan z.B. die Produktion um 46% erhöht, aber 6% weniger Energie dafür gebraucht. (Boyd and Ardill – The greenhouse effect, New English Library, 1989)
Den Grünen fehlt ein entscheidendes Glied in ihrer Ursachenkette. Das Problem heißt nicht Mensch kontra Umwelt, als ob wir alle isolierte Robinson Crusoes wären. Die Menschen treten durch eine spezifische Produktionsweise in Beziehung zur Umwelt – durch die Art und Weise, wie sie ihre Produktion organisieren, wie sie ihr tägliches Brot verdienen. Die kapitalistische Produktionsweise ist anarchisch und ohne jede Vorausschau. Die Umweltzerstörung steht nicht auf den Bilanzen des/der einzelnen KapitalistIn. Jedoch kann die Gesamtsumme der individuellen ‚rationalen‘ Berechnungen das Leben der Menschen durch Umweltkatastrophen bedrohen.
„Man kann die Menschen durch das Bewusstsein, durch die Religion, durch was man sonst will, von den Tieren unterscheiden. Sie selbst fangen an, sich von den Tieren zu unterscheiden, sobald sie anfangen, ihre Lebensmittel zu produzieren, ein Schritt, der durch ihre körperliche Organisation bedingt ist. Indem die Menschen ihre Lebensmittel produzieren, produzieren sie indirekt ihr materielles Leben selbst.“ (Marx/Engels, Die deutsche Ideologie)
Durch die fortschreitende Beherrschung der Natur im Arbeitsprozess kann der Mensch diese verändern und ihr Schaden zufügen. Aber sie ist das einzige Zuhause, das wir je haben werden. ÖkonomInnen sprechen von Externalitäten. Externalitäten sind Faktoren, die die Bilanzen nicht beeinflussen und die daher nicht ins Verhalten von Firmen eingehen. Eine Firma produziert Eisen und Stahl und wird für die Produktion ihrer Erzeugnisse bezahlt. Sie erzeugt aber auch Abgase. Für die negativen Effekte dieser Abgase muss die Firma allerdings nicht bezahlen. Aus diesem Grund ist es ihr egal, wie viele Abgase sie aus dem Schornstein stößt. Wer bezahlt dafür? Wir, z.B. durch Atemwegserkrankungen. Die Krankenkassen bezahlen unsere ärztliche Behandlung. Deshalb bezahlen wir doppelt, nicht aber die Firmen, die Abgase produzieren. Darum ist die Vorstellung, der Markt behandele die Natur „effizient“, lächerlich. Die Firmen minimieren ihre Kosten, um Profit zu machen. Aber sie minimieren nicht die Kosten, die andere bezahlen müssen – die externen Faktoren. Dabei handelt es sich um tatsächlich anfallende Kosten, genauso wie Roheisen und Koks. Es sind nur Kosten, die wir alle zu tragen haben.
Was wäre, wenn das menschliche Leben in einem Meer selbst erzeugter Abfallprodukte zu Ende gehen würde? Was für eine „Externalität“ wäre das!
Die globale Erwärmung
Die wahrscheinlich größte Gefahr, mit der die Welt konfrontiert wird, ist die globale Erwärmung, auch unter dem Namen Klimawandel bekannt, da nach den Vorhersagen nicht alle Teile des Globus durchgängig wärmer werden. Es gibt einen überwältigenden Konsens unter WissenschaftlerInnen, dass es zu einem Klimawandel kommen wird.
Allerdings kann man bei der Eingabe von „global warming“ in die Internet-Suchmaschinen einen gegenteiligen Eindruck bekommen. Ganz vorne bei den Hits liegt die Seite www.globalwarming.org, die den Gedanken an einen Klimawechsel in den Schmutz zieht. Sie wird von einer „Cooler Heads Coaltion“ gefördert und vom „Competitive Enterprise Institute“ unterhalten. Wir wissen, wer dahinter steht. Die Kohlekraftwerke betreibende Industrie gibt Unsummen aus, um in dieser Frage Verwirrung zu stiften. Sie kauft einfach WissenschaftlerInnen, so wie wir vielleicht einen Schokoriegel. Und ihr Einfluss reicht bis ins Weiße Haus, wo ein Mann residiert, der sein Vermögen mit Öl gemacht hat und seine Untergebenen anweist, wissenschaftliche Beweise zu ignorieren oder zu fälschen.
Zurück zu den Fakten. Erstens wird die Erde als Ganzes wärmer. Zweitens liegt das teilweise am menschlichen Handeln. Die Erde hat immer schon wärmere und kältere Perioden durchlaufen, wie z.B. die Eiszeit, aber heute werden immer mehr Treibhausgase, von denen Kohlendioxid das Wichtigste ist, in die obere Atmosphäre gepumpt. Diese wirken wie ein Gewächshaus oder ein Laken, indem sie Sonnenwärme hereinlassen und diese dann in der Atmosphäre einfangen. Aus diesem Grund wird es auf der Erde heißer. Vor allem seit den 1980ern erwärmt sich die Erde schneller als je zuvor. Schuld daran sind Abgase, die bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehen und Treibhausgase abgeben.
Die US National Academy of Sciences (Akademie der Wissenschaften) hat einen Bericht mit dem Titel „Climate change science: an analysis of some key questions“ (Der Klimawandel unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten – eine Analyse einiger Schlüsselfragen) vorgelegt, in dem sie zu dem Schluss kommt: „Die in den letzten Jahrzehnten zu beobachtenden Änderungen haben ihre Ursache im Handeln der Menschen.“ Die Erde ist insgesamt wärmer als in den vergangenen 400.000 Jahren. Es ist eine sichtbare Tatsache, dass Gletscher und das Polareis schmelzen. Als Nebenwirkung schmilzt das „dunkle Wasser“ der Eisdecke und kann nicht länger Wärme einfangen. Der Permafrostboden in der Tundra schmilzt und bindet den im Boden gebundenen Kohlenstoff nicht länger, der nach dem Abtauen als Kohlendioxid an die Atmosphäre abgegeben werden könnte.
Weitere menschliche Aktivitäten verschlechtern die Situation. Die Zerstörung des Regenwald im Amazonasgebiet durch KapitalistInnen geht ungehindert weiter, indem sie ihn wie die Pflanzer auf Kuba, nur in einem viel größerem Maßstab, abbrennen. Das Ziel ist wiederum der kurzfristige Nutzen in Form von Anbauflächen für Soja und Holz sowie in Form von Viehzucht. Schon jetzt ist ein Teil des abgeholzten Boden ausgemergelt. Es wird geschätzt, dass der Regenwald im Amazonasgebiet die Hälfte aller Tierarten der Welt beheimatet. Die Artenvielfalt für sich genommen ist schon eine gute Sache. Wie viele unbekannte Pflanzen mit medizinischer Wirkung haben wir schon ausgerottet? Und obendrein binden die Bäume Kohlendioxid. Wenn sie abgeholzt oder abgebrannt werden, wird Kohlendioxid freigesetzt und trägt zusätzlich zum Klimawandel bei.
Die Statistik scheint auf dem ersten Blick nicht so extrem zu sein – ein globaler Temperaturanstieg um 0,6 bis 0,7% im 20. Jahrhundert. Aber die Hälfte dieses Anstiegs geschah in den letzten dreißig Jahren und ist zu einem großen Teil dem menschlichen Handeln zuzuschreiben. Als Folgen gab es Dürreperioden, die Ausrottung von Tierarten, den Anstieg des Meeresspiegels, der an einigen Orten zu Überschwemmungen geführt hat. Es wird noch schlimmer.
Die Überfischung der Weltmeere
„Stellt Euch einmal vor, was die Leute sagen würden, wenn eine Gruppe Jäger ein eine Meile langes Netz zwischen riesige Geländewagen befestigen würden und es mit einer großen Geschwindigkeit über die Ebenen Afrikas ziehen würden. Diese fantastische Konstruktion würde – wie in einem Mad-Max-Film – alles abräumen, was sich ihm über den Weg läuft: Raubtiere wie Löwen und Geparden, schwerfällige, vom Aussterben bedrohte Pflanzenfresser wie Nashörner und Elefanten, Herden von Impala-Antilopen und Gnus, ganze Familien von Warzenschweinen und Wildhunden. Tragende weibliche Tiere werden hochgerissen und mitgeschleppt und nur den Jüngsten gelingt es, sich durch die Maschen zu schlängeln… Es gibt keinen Markt für ein Drittel der gefangenen Tiere, weil sie entweder nicht gut schmecken oder einfach zu klein oder zu zerquetscht sind. Der Kadaverhaufen wird auf der Ebene abgeladen, um von Aasfressern gefressen zu werden. Diese effektive, aber höchst wahllose Art des Tötens von Tieren nennt man Schleppnetzfischerei oder Trawling.“ (Charles Clover – The end of the line: how overfishing is changing the world and what we eat, Ebury Press, 2005).
Dies sollte verboten werden, aber es geschieht tagtäglich. Als die Grand-Bank-Fischbestände vor Neufundland entdeckt wurden, wurde etwas übertrieben behauptet, dass man auf dem Rücken der Fische über das Wasser gehen könne, ohne nasse Füße zu bekommen. Jetzt sind die Grand Banks geschlossen und leergefischt. Der Atlantik-Kabeljau ist heute eine bedrohte Tierart. Das gleiche geschah mit dem blauen Speerfisch und dem Blauflossenthun. Und Schleppnetze zerstören die gesamte Nahrungskette am Meeresboden. Obwohl die Grand Banks im Jahre 1992 geschlossen wurden, hat sich der Fischbestand niemals erholt. Die Überfischung ist ein erstklassiges Beispiel, wie die kapitalistische Gier uns mit einer Umweltkatastrophe bedroht.
Der oben zitierte Charkes Clover ist Reporter beim konservativen Daily Telegraph, deshalb wird man ihn wohl kaum einer sozialistischen Einstellung bezichtigen können. Aber er liegt genau richtig, wenn er uns berichtet, wie europäische Staaten den Bau von Trawlern, welche die Überfischung noch verschlimmern, subventionieren; wie die Fischereiindustrie um Almosen wegen der Krise bei den Fischbeständen bettelt, die sie selbst verursacht hat und wie diese Trawler, nachdem sie unsere europäischen Fischbestände geraubt haben, nun vor die afrikanische Küste fahren, um das traurige Geschäft der Überfischung dort zu wiederholen. Dabei zerstören sie den Lebensunterhalt der örtlichen Fischer, die seit Generationen vor ihrer Küste umweltverträglich Fischfang betrieben haben.
Wie geht es weiter?
Helfen uns die Analyse und das Programm der Grünen bei der Bewältigung unserer Umweltfragen? Obwohl Grüne Parteien insgesamt keine einheitlichen Vorstellungen haben (einige bezeichnen sich sogar als SozialistInnen), gibt es doch zwei gemeinsame Gedankengänge, die in ihren Programmen immer wieder auftauchen:
1. “Es gibt zu viele Menschen auf dem Planeten.“
2. “Es gibt nicht genügend Ressourcen.“
Diese Vorstellungen stammen von dem reaktionären Ökonomen Thomas Malthus, der während der Jahrhundertwende vom 18. zum 19. Jahrhundert seine Theorien veröffentlichte. Er schrieb, dass die Natur den Menschen genug Nahrungsmittel liefere, solange es nicht zu einer Überbevölkerung komme. Malthus dachte, Großbritannien wäre überbevölkert. Als er seine Theorien verfasste, lebten weniger als zehn Millionen Menschen in dem Land. Die Hälfte davon war in der Landwirtschaft und damit verwandten Bereichen beschäftigt. Heute leben dort 60 Millionen Menschen und nur 5% werden gebraucht, um das Land mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Wir bauen natürlich nicht unsere gesamten Nahrungsmittel an, aber wir exportieren Industriegüter und Geld- und Dienstleistungen, um damit unsere Nahrungsmittel zu bezahlen und andere Staaten machen das genau andersherum als Bestandteil der internationalen Arbeitsteilung. Die grundlegende Variable, die Malthus fehlte, war die Produktivität.
Das heißt, dass die Erde im Zeitablauf eine wachsende menschliche Bevölkerung ernähren kann. Malthus‘ Ideen kamen mit dem ständig steigenden Lebensstandard der Arbeiterklasse in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, der nach seiner Theorie nicht möglich war, in Verruf. Die Produktivität stieg und durch den Klassenkampf erkämpfte sich die Arbeiterklasse einen Anteil an dem von ihr produzierten Wohlstand.
Malthus‘ Haupttheorie über die Bevölkerung wird jedoch immer wieder von den verschiedensten PessimistInnen hervorgekramt. Nebenbei bemerkt: Wer war dieser Malthus?. Ein Vertreter der Klasse der Landlords, der Feudalaristokratie, der bewusst ignorierte, dass die Gesellschaft in Klassen geteilt ist und einige Menschen einen größeren Anteil an den Ressourcen erhalten als andere. Er gab den Armen die Schuld für ihre Armut.
Aber ist es nicht wahr, dass die Ressourcen begrenzt sind? Natürlich. Über die genauen Zahlen streiten die ExpertInnen. Nehmen wir das Beispiel Öl. Es ist nicht klar, über welche Reserven die großen Ölgesellschaften verfügen. Vor einiger Zeit schrieb BP einen nicht unbedeutenden Teil seiner Reserven ab. Mit anderen Worten, der Konzern erklärte, dass Öl, von dem man angenommen hatte, dass es sich seit 300 Millionen Jahren unter der Erde befindet, nicht existiert! Die BP-AktienbesitzerInnen betrachteten die Abschreibung nur als finanziellen Schwindel. Natürlich waren die Aktienkurse betroffen. Aber das Schätzen von globalen Ressourcen, ob sie nun jemand besitzt oder ob sie unter der Erde liegen und darauf warten, dass sie jemand erschließt, ist viel schwieriger als die Addition der von den Ölkonzernen geschätzten Reserven. Es gibt einfach keinen Konsens über die weltweiten Ressourcen.
Dies hat seinen Grund: Wenn sich der Ölpreis auf $77 verdoppelt (wie etwa im August 2006), wird die Verwertung vieler Ölreserven plötzlich ökonomisch lukrativ. Ist der Preis aber nur halb so hoch, dann sind sie überhaupt keine Reserven mehr. Das ist typisch für den Kapitalismus. Jahrzehntelang haben WissenschaftlerInnen das Verfahren gekannt, Öl aus bituminösem Schiefer zu gewinnen. Aber unter kapitalistischen Verhältnissen ist diese Gewinnung nicht mehr ökonomisch sinnvoll.
Selbst wenn wir mit dem Argument von begrenzten Reserven konfrontiert werden, wie sollte unsere Antwort aussehen? Malthus‘, als Ideologe der Reichen, schloss klugerweise die gesellschaftliche Ungleichheit in seiner Analyse aus. Wir sollten zuerst die Luxusausgaben der Reichen, die einen unverhältnismäßigen Anteil an den weltweiten Ressourcen verschlingen, streichen. Dann sollten wir eine weltweite Bestandsaufnahme über alle vorhandenen Ressourcen machen.
Schließlich sollten wir die Produktion und Anwendung von Alternativen forcieren. Wir sollten damit anfangen, ernsthaft über die Alternativen zu den fossilen Energieträgern nachzudenken. Wir können das unter kapitalistischen Produktionsverhältnissen nur begrenzt, was teilweise auf die persönlichen Interessen beispielsweise der Kohlenwasserstoff-KapitalistInnen etwa im Weißen Haus zurückzuführen ist, die die Gesetzgebung in den meisten kapitalistischen Ländern beherrschen. Mächtige Teile der herrschenden Klasse sind in der Tat CO2-ausstoßende Junkies.
Das andere Problem besteht darin, dass die Wind- und Wasserenergie sowie alle anderen regenerativen Energien von den GroßkapitalistInnen nicht ernst genommen werden, weil sie damit nicht genügend unmittelbare Profite einfahren können. Deshalb wird zu wenig Geld in ihre Entwicklung gesteckt. Schließlich sollten wir – wenn unbedingt nötig – ein faires Rationierungssystem einführen, bis sich die alternativen Energieträger durchgesetzt haben.
Ist das im Kapitalismus möglich? Nein. Der von den ÖkonomInnen gerühmte Preismechanismus ist im Wesentlichen reaktiv. Wenn der Benzinpreis steigt, werden die Leute Benzin sparende Autos kaufen. Aber es ist doch eine Tatsache, dass die Ölpreise in die Höhe gegangen sind, weil der Kapitalismus mit den Ressourcen der Erde verschwenderisch umgegangen ist. Unser Umwelt-Aktionsplan ist in Wirklichkeit ein Plan für den Sozialismus auf Weltebene.
Wird der Weltkapitalismus letztlich nicht doch etwas unternehmen, um die von ihm verursachten Probleme anzugehen? Selbst die ImperialistInnen können notfalls die Rationierung von Lebensmitteln einführen, um zu überleben.
Das könnte der Fall sein. Aber am Beispiel der Überfischung sieht man die Probleme. Der kapitalistische Staat ist Gefangener bestimmter Interessensgruppen, z.B. des Schiffbaus und der Fischereiindustrie, die Subventionen fordern. Der so genannte freie Wettbewerb, der beinhaltet, dass der Schwächste das Handtuch wirft, hört sich in den Lehrbüchern gut an, existiert aber im realen Leben nicht. Die kapitalistischen Staaten bekämpfen sich immer heftiger, je schwieriger es wird auf die Ressourcen zuzugreifen. Die afrikanischen Staaten sind da gegenüber den Fischereiflotten aus der EU in einer viel schwächeren Position.
Abgesehen von denjenigen im Weißen Haus, die immer noch glauben, die Erde sei eine Scheibe, besteht ein Konsens, dass die globale Erwärmung ein großes Problem, ja das größte Umweltproblem ist, mit dem die Welt konfrontiert wird. Die kapitalistischen Mächte haben in Kyoto getagt und ein Abkommen unterzeichnet. Die USA sind aus diesem Abkommen ausgestiegen. Aber Amerika ist mit weniger als 5% der Weltbevölkerung für ein Viertel aller Kohlendioxid-Ausstöße verantwortlich.
Das heißt, die Übereinkunft ist damit ziemlich bedeutungslos geworden. Aber viele der Länder, die es sich zum Ziel gemacht haben, die Emissionen zu reduzieren, haben dieses Ziel nicht erreicht. Es ist nämlich sehr schwer für einen kapitalistischen Staat, die Aktivitäten von Zehntausenden Unternehmen zu kontrollieren, die dafür verantwortlich sind, dass Kohlendioxid in die Luft gejagt wird. Und einE jedEr weiß, dass Kyoto das Problem nicht lösen wird. Das Abkommen wird gewöhnlich als „erster Schritt“ bezeichnet, aber dieser erste Schritt ist nie gemacht worden.
Deshalb ist der Sozialismus, eine demokratische Wirtschaftsplanung nach den Bedürfnissen von Mensch und Natur, auf Weltebene der einzige Weg, um unsere Umwelt – mit anderen Worten unser Zuhause, den Planeten Erde – zu schützen.
Mick Brooks, Socialist Appeal, Großbritannien, August 2006