Beim Wiener Sozialverein Sozial Global soll es für 385 KollegInnen zu Änderungskündigungen und somit zu massiven Einkommensverlusten kommen. Frauensolidarität schaut anders aus.
Sozial Global gehört zu den wichtigsten sozialen Dienstleistern (Hauskrankenpflege u.a.) in Wien und steht in einem engen Naheverhältnis zur Gemeinde Wien bzw. zur SPÖ Wien. Von den rund 800 Beschäftigten wurden laut Gewerkschaft vida 385 beim AMS-Frühwarnsystem angemeldet. Sie sollen mit 1. April 2011 gekündigt werden, wenn sie nicht einer massiven Einkommenskürzung von ca. 10 Prozent zustimmen. Von dieser Form der Erpressung sind alle MitarbeiterInnen betroffen, die vor dem 1. Juli 2004 dort zu arbeiten begonnen haben und noch nicht nach dem BAGS-KV entlohnt werden. 375 der Betroffenen sind Frauen. 90 Prozent der KollegInnen sind ArbeiterInnen und haben einen durchschnittlichen Nettolohn inklusive Sonntags- und Erschwerniszulagen von 1.300 Euro (Jahresvierzehntel). Die Gewerkschaft befürchtet, dass dies aber nur der erste Schritt ist, um auch die Löhne der noch nicht so lange Beschäftigten zu drücken.
Die Sozial Global AG gehört dem Verein „Sozial Global, Verein für soziale Dienstleistungen“, dessen Vorsitzende die Frauensekretärin der SPÖ Wien, Nicole Krotsch ist. Im Aufsichtsrat hat die “rote” Managerin Wilhelmine Goldmann als Vorsitzende das Sagen, bekannt als Postbus-Chefin, die vor einigen Jahren gegen den heftigen Widerstand der Belegschaft mit dem Sparstift regierte und die Privatisierung durchboxte. Die Vorstandsvorsitzende ist ebenfalls eine Frau: Susanne Schaefer-Wiery. Von ihr stammt folgende Aussage: „Entweder ich saniere den Betrieb oder ich sperre ihn zu. Und das mit derselben Leidenschaft.“ So viel zur viel gepriesenen “Solidarität unter Frauen”, die offensichtlich doch Grenzen kennt. Und die Grenze verläuft eben zwischen Frauen, die zur herrschenden Klasse gehören, und Frauen, die zur ArbeiterInnenklasse gehören.
Sozial Global arbeitet im Autrag der Stadt Wien und steht durch diese finanzielle Abhängigkeit unter Kontrolle der Wiener Stadtregierung und des mit der Auftragsvergabe beautragten Fonds Soziales Wien (FSW). Somit gibt es eine direkte Verantwortung der rot-grünen Stadtregierung und vor allem der SPÖ. SPÖ und Grüne werden in den nächsten Wochen bei den Feiern zum 100. Internationalen Frauentag viel von Gleichberechtigung und Frauenrechten reden. Doch die KollegInnen von Sozial Global haben wie viele andere Arbeitnehmerinnen an diesem Tag nichts zu feiern. Die Regierung, die SPÖ-Frauen, ÖGB und AK wollen uns zum Frauentag die Forderung nach einer 25%-Frauenquote in Aufsichtsräten als großen Schritt in Richtung Gleichberechtigung verkaufen. Bei Sozial Global, wo im Aufsichtsrat NUR Frauen sind, können wir schon mal in der Praxis sehen, was diese Maßnahme für arbeitende Frauen bringen würde.
In den nächsten Tagen gilt es Widerstand gegen diese Unternehmenspolitik auf dem Rücken der Beschäftigten zu organisieren und politischen Druck auf Rot-Grün zu erzeugen. Die vielen Veranstaltungen zum Internationalen Frauentag bieten eine Reihe von Anlässen dafür.
Den Beschäftigten in Betrieben wie Sozial Global hilft eine Aufstockung der Frauenquote im Aufsichtsrat rein gar nichts. Unsere politische Forderung muss eine andere sein: Sozialeinrichtungen unter die demokratische Kontrolle und Verwaltung seitens der Beschäftigten und der LeistungsnutzerInnen! Nein zur Profitlogik im Sozial- und Gesundheitsbereich!