Als die Bundesregierung die Freizeitpädagogik an den Schulen in der bisherigen Form eliminieren wollte, löste dies einen Proteststurm der Betroffenen aus. Unser Korrespondent berichtet über einen vorbildhaften Arbeitskampf.
In der letzten Ausgabe berichteten wir über den Angriff der Regierung auf die Freizeitpädagogik und in Wirklichkeit das gesamte Bildungssystem. 19 Prozent weniger Lohn, weniger Personal, geringere fachspezifische Ausbildung wären die Folge gewesen. Die Freizeitpädagogik wäre abgeschafft und die KollegInnen wären zu HilfslehrerInnen geworden. Die Gegenreaktion war aber beachtlich.
Die Streik- und Aktionswoche der FreizeitpädagogInnen war vor allem in Wien ein Musterbeispiel dafür, wie man einen Arbeitskampf führt. Höhepunkt der Woche war ein Streik mit Demo, an dem sich die Wiener FreizeitpädagogInnen von „Bildung im Mittelpunkt“ (BiM) geschlossen beteiligten. Doch auch zuvor gab es täglich etliche Aktionen in den Bezirken, wo für die Streikdemo mobilisiert wurde. UnterstützerInnen des „Funke“ waren z.B. vor dem Donauzentrum mit dabei. Es war extrem beeindruckend, mit welcher Energie die KollegInnen PassantInnen ansprachen, ihr Anliegen verteidigten und Unterschriften für eine Petition sammelten. Wer bei solchen Aktionen dabei sein konnte, sah sofort, dass die KollegInnen nicht hingekarrt wurden, sondern mit voller Überzeugung den Arbeitskampf mittragen. Der anwesende Betriebsrat war im besten Sinne Sprachrohr der Belegschaft, aber von der sonst hinlänglich bekannten Stellvertreterlogik („Wir kämpfen für euch!“), die im ÖGB so weit verbreitet ist, war bei diesen Aktionen nichts zu merken.
Diese Streikkultur ist natürlich nicht vom Himmel gefallen, sondern das Ergebnis einer systematischen Aufbauarbeit des Betriebsrats. Die Mobilisierung der Belegschaft war schon in der Vergangenheit z.B. bei Kollektivvertragsverhandlungen ein zentrales Merkmal dieser Form von Gewerkschaftsarbeit, was die KollegInnen von BiM zur Speerspitze der Arbeitskämpfe im Sozialbereich machte.
Das schwarze Unterrichtsministerium wollte diese Schulreform ohne Einbindung der Betroffenen umsetzen. Aber in dem Fall hat man die Rechnung ohne den Wirten gemacht. „So nicht!“ war die Losung der KollegInnen bei BiM. An über 100 Schulen hängen ihre Protestplakate und prägen das Stadtbild. Durch die Streiks wurde das Ministerium an den Verhandlungstisch gezwungen. Zwar will die Regierung an der Überführung der FreizeitpädagogInnen in den öffentlichen Dienst festhalten, aber Betriebsrat und Gewerkschaft haben klar gemacht, dass sie keine Verschlechterungen bei den Löhnen und Arbeitsbedingungen akzeptieren werden und dass das Berufsbild der Freizeitpädagogik erhalten bleiben muss. Wie ein Kollege auf der Demo betonte: „Egal wer unser Arbeitgeber ist, wir werden als Belegschaft gemeinsam für unsere Interessen kämpfen.“ Sollte die Regierung nicht einlenken, wird dieser Kampf im Herbst in eine neue Runde gehen.
(Funke Nr. 215/05.07.2023)