Es tut sich was in Vorarlberg. Alle großen und namhaften Firmen warnen vor schlechten Zeiten. Kurt Bührle berichtet.
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Volle Lager führen schon seit einem Monat zu Überstundenverboten, Einstellungsstopps und sogar Kurzarbeit. Auch bei uns wurden nach Monaten „Vollgas“ Überstundenverbote ausgesprochen.
Wie auch in den anderen Firmen wurde die Änderung der Auftragslage durch keinerlei Zahlen untermauert. In der Belegschaft mehrt sich der Verdacht, dies sei eine Finte, um die Stimmung bewusst zu drücken und Streiks gleich im Vorhinein als unsinnig erscheinen zu lassen. Jeder ist sich sicher, dass wir in einem Monat wieder wie gehabt Mehrarbeit leisten „dürfen“.
Wahr oder nicht, das Timing ist bezeichnend. Dass den Bossen derartige Tricksereien zugetraut werden zeugt davon, dass die Belegschaften ihren Chefitäten nicht mehr vertrauen. Die Bosse gelten nurmehr als „Gauner“.
Während die PRO-GE Verhandler zumindest verbal den Unternehmern etwas entgegenhalten, ist von den Betriebsräten (BR) in Vorarlberg kein Mucks zu hören. Bei unserer Betriebsversammlung war selbstverständlich keine Rede von der Rolle der eigenen Bosse. Wer will denn schon das Betriebsklima stören? Wohl wurde der Plan der Gewerkschaften vorgestellt, nach Ablauf einer Frist Warnstreiks abhalten zu wollen. Doch dass wir das auch im Betrieb umsetzen und wie, davon war keine Rede.
Für die meisten Kollegen gehört so auch unser BR ins „Gauner“-Eck. Sie erwarten sich rein gar nichts von ihm, und so war die Mobilisierung und die Stimmung bei der BV nicht berauschend.
Die Wut über die Bereicherung der Bosse nimmt zu, aber die Kollegen fühlen sich alleine und schwach, haben kein Vertrauen in BR und Gewerkschaft. Und noch haben natürlich die meisten von uns keine Erfahrung mit Arbeitskämpfen, geschweige denn welche anzuführen.
Es gilt, nicht zu resignieren, sondern sich zusammenzutun und dem Betriebsrat klar zu machen woher der Wind weht, ihm unsere eigenen Forderungen aufzuzwingen. Es mag schwierig sein in einer Schicht oder Abteilung anzufangen, doch irgendwo muss man anfangen.
In einigen Abteilungen gibt es Kollegen, die willens sind, einen Schritt nach vorne zu machen. Vor der nächsten BV, deren eine bei uns in der Nachtschicht stattfindet, werden wir gemeinsam einen Plan erarbeitet haben, wie wir intervenieren und damit den Mut der anderen entfachen.
Lassen wir uns nicht von den Bossen verarschen! Lassen wir uns nicht von der sozialpartnerschaftlichen Tradition entmutigen! Organisieren wir mutig den Kampf für die vollen 10,6%!
(Funke Nr. 208/25.10.2022)