Vor einigen Wochen berichteten verschiedene Vorarlberger Medien gleichlautend über die Einführung der 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich beim Lauteracher Unternehmen Huppenkothen. – der vorliegende Leserbrief enttarnt diese scheinbare Großzügigkeit.
Dieses vertreibt Baumaschinen, hat etwa 230 Mitarbeiter und ist Teil der I+R Schertler Gruppe (eines der zwei mit Abstand größten Bauunternehmen in Vorarlberg).
Man muss kein Kommunist sein, um zu wissen, dass Unternehmen, und damit auch die Bosse, nur einen Zweck haben: Profit zu generieren. Wenn der Chef also gutmütig scheint, sollten wir uns fragen, wie er uns damit übers Ohr hauen will.
Einerseits bezahlt weder die Firma mehr, noch bekommen die Angestellten mehr bezahlt. Andererseits bleibt die für das Gehalt geleistete Arbeit dieselbe, wie das Management betont. Der ORF zitiert einen der Geschäftsführer: Voraussetzung sei, „dass die Kunden von der Vier-Tage-Woche nichts bemerken dürfen und die gleiche Service- und Betreuungsqualität wie bisher erhalten. Das gelte auch in Zeiten mit vermehrter Kundennachfrage.“ So ist es nicht verwunderlich, dass an keiner Stelle von einer Einstellungsoffensive die Rede ist, um die wegfallenden Stunden zu kompensieren. Gleiche Arbeit in weniger Stunden, dafür das gleiche Gehalt.
Dreist, hier noch Dankbarkeit einzufordern. Denn erwiesenermaßen lassen sich mit einer 4-Tage-Woche in 35h die gleichen produktiven Ergebnisse erzielen wie in fünf Tagen mit 38,5 oder 40h: wer mehr Zeit zu ruhen hat, mehr Zeit für seine Liebsten, der arbeitet dafür auch motivierter. So ist leicht erklärt, warum 70% der Belegschaft sich dafür entschieden haben.
Doch hat die Verdichtung der Arbeitsleistung verheerende Folgen – zuerst natürlich auf jene im Betrieb, die körperlich oder psychisch nicht mit dem gestiegenen Druck klarkommen, zumal am Tag fast neun Stunden gearbeitet werden muss. Dann auf die 30%, die noch 38½h arbeiten. Werden die Vorgesetzten hinnehmen, dass jemand eine Aufgabe in 2h erledigt, die drei andere in 1½ erledigen?
Und letztlich am wichtigsten, für alle in der Branche. Denn Effizienz ist für jeden Betrieb zuallererst ein Wettbewerbsvorteil. Dieser ergibt sich schon daraus, dass alles Inventar an einem Fünftel der Normalarbeitstage frei wird. Sollte also eine Aufstockung des Personalstandes nötig sein, oder auch Überstunden, so braucht der Betrieb nicht erst in neue Büros oder anderes zu investieren. Und die Überstunden der betreffenden Mitarbeiter werden wohl kaum noch auf teurere Samstage fallen. Somit sind durch die Konkurrenz auch andere Unternehmen unter Druck, mehr Leistung aus ihren Angestellten herauszuquetschen.
Fazit: So wichtig die Verkürzung der Arbeitszeit für unser aller Leben und Gesundheit ist, so falsch ist DIESE durch den Unternehmer.
Ich weiß nicht, ob Huppenkothen einen Betriebsrat hat. Falls ja, kann ich nur hoffen, dass er dagegen gekämpft hat.
Eine wirkliche Arbeitszeitverkürzung in unserem Interesse können wir nur gegen den Widerstand der Bosse erkämpfen. Das ist das Gebot der Stunde für die Gewerkschaften und die gesamte Arbeiterbewegung! Wir brauchen eine echte Arbeitszeitverkürzung, vier normale Arbeitstage, bei vollem Lohnausgleich. Vor allem aber mit einer Aufstockung des Personals um jenes Fünftel der Stunden!
Das ist mit der derzeitigen Produktivität in Österreich und der Welt mehr als machbar, vor allem aber ist es nötig!
Kurt Bührle Jun.
Arbeiter, Kommunist