Am 13. & 14. März 2021 findet auch dieses Jahr unser Seminar zum internationalen Frauenkampftag statt. Es wird online abgehalten werden.
Am Wochenende vom 13. und 14. März veranstalten wir wie jedes Jahr seit 2011 anlässlich des Weltfrauentages ein marxistisches Seminar.
Zeitplan & Teilnahmelinks
SAMSTAG, 13. März 2021
- 10:00 Begrüßung
- 10:15-12:45: Plenum „Frauenunterdrückung heute & der Ursprung der Familie“ (mit Pausen)
- 12:45-13:00: Spendenappell & Solifoto
- 14:00-16:30: Plenum „Diese Welt braucht eine Revolution“ (mit Pausen)
- 16:30-16:40 Verabschiedung
SONNTAG, 14. März 2021
10:00-12:30: Workshopeinheit 1
- Kommunismus und Frauenbefreiung: Die Russische Revolution
- Die Himmelsstürmer von Paris: 150 Jahre Pariser Kommune
- Hausarbeit: Kollektivieren oder entlohnen?
- Der Kampf gegen das Abtreibungsverbot in Polen
13:30-16:00: Workshopeinheit 2
- Rosa Luxemburg: „Adler“ der Revolution oder „dokrinäre Gans“?
- USA: Das Gift der Identitätspolitik
- Frauenstreik in der Schweiz
- Eine „verlorene Generation“? Krise an Schule und Uni
„Wir müssen Sorge tragen, dass der Frauentag nicht nur eine glänzende Demonstration für die politische Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts, sondern darüber hinaus der Ausdruck einer Rebellion gegen den Kapitalismus, eine leidenschaftliche Kampfansage all den reaktionären Maßnahmen der Besitzenden, und ihrer willfährigen Dienerschaft, der Regierung, ist“. — Clara Zetkin, 1911
Warum Brot & Rosen?
Brot und Rosen war 1912 eine Parole beim Streik von mehr als 20.000 Textilarbeiterinnen in Lawrence, Massachusetts. Beim sogenannten „Brot-und-Rosen-Streik“ kämpften Frauen mit Migrationshintergrund entschieden für ihre Interessen. Sie forderten nicht nur gerechten Lohn (Brot), sondern auch eine menschenwürdige Arbeits- und Lebensumgebung (Rosen). Der Streik wurde von der IWW (Industrial Workers of the World) organisiert und führte dazu, dass die Arbeiter und Arbeiterinnen eine Lohnerhöhung von bis zu 25 Prozent und eine gerechtere Bezahlung von Überstunden erhielten. Auch wurde zugesagt, dass Streikende in Zukunft nicht mehr diskriminiert werden sollen.
Programm:
- SA Vormittag – Plenum
- One solution, revolution! Frauenunterdrückung heute und der Ursprung der Familie
- SA Nachmittag – Plenum
- Kurz, Corona, Kapitalismus: Diese Welt braucht eine Revolution
SO Vormittag – Workshops
Kommunismus und Frauenbefreiung: Die russische Revolution
Nach der russischen Oktoberrevolution 1917 setzten die Bolschewiki als erstes Land der Welt radikale Maßnahmen, um die vollständige Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern und sexuellen Orientierungen herzustellen. Sie reformierten das Ehe- und Scheidungsrecht (beides war einfach, frei und billig), beendeten die Diskriminierung unehelicher Kinder und setzten das Prinzip gleicher Lohn für gleiche Arbeit durch. Russland war das erste Land, das die Abtreibung legalisiert und zudem vollständig kostenlos zur Verfügung stellte (1920). Außerdem wurde Homosexualität entkriminalisiert. Die politische Macht der konservativen Kirche wurde gebrochen und die unterdrückten Schichten der Bevölkerung, etwa die Frauen, wurden angeregt den Kampf gegen Diskriminierung und kulturelle Rückständigkeit aktiv und massenhaft zu führen.
Das alles geschah in einem Land, das wirtschaftlich und politisch rückständiger war als es heutzutage Länder wie Pakistan sind. Diese Befreiungsschläge gegen Jahrtausende der Unterdrückung waren nur durch die Überwindung des Kapitalismus möglich.
Der Workshop umfasst die Entwicklung dieser stürmischen, revolutionären Periode bis zur stalinistischen Konterrevolution, die auch das vorzeitige Ende der Errungenschaften der Frauenbefreiung und der massenhaften Selbstaktivität der Frauen bedeutete.
Was bleibt, ist der inspirierende Kampf der Unterdrückten, der uns noch heute Vorbild ist!
Lesetipps:
Die Himmelsstürmer von Paris: 150 Jahre Pariser Kommune
„Die Frauen gingen zuerst vor“, erinnerte sich der Kommunarde Prosper-Olivier Lissagaray an den 18. März 1871. An diesem Tag fiel Paris in die Hände der revolutionären Bewegung, die schlagartig weitreichende Sozialreformen umsetzte: Mietschulden wurden erlassen, leerstehende Wohnungen beschlagnahmt und an Bedürftige zugewiesen, gleicher Lohn für Männer und Frauen eingeführt, usw.
Die Pariser Kommune war der erste Versuch, eine „Diktatur des Proletariats“ zu errichten. Organe der Arbeiterklasse ersetzten den bürgerlichen „Staatsplunder“ und seinen Repressionsapparat, neue Organisationsformen entstanden. Die Frauen der Kommune organisierten sich in der Union de Femmes, versorgten die Verteidiger von Paris und kämpften selbst auf den Barrikaden. Aber nach 72 Tagen verwandelte die Reaktion Paris in einen Trümmerhaufen, „umspült von einem Blutmeer“ (Marx).
Marx und Lenin verallgemeinerten die Erfahrungen der Kommune, die erstmals Antworten auf die Frage gab, was nach dem Sturz der bürgerlichen Herrschaft getan werden muss, um ein sozialistisches Gemeinwesen aufzubauen – und zu halten. In diesem Workshop werden wir die Lehren diskutieren, die die Geschichte der Pariser Kommune noch heute für uns bereithält.
Lesetipps:
Hausarbeit: Kollektivieren oder Entlohnen?
Die Coronapandemie und Wirtschaftskrise drängen Frauen verstärkt zurück in die Hausarbeit, fesseln sie noch stärker an Heim, Herd und Familie. Damit einher gehen Konflikte in der Familie und häusliche Gewalt nimmt zu. Keine Zeit für sich, ständig auf die Kinder aufpassen, Homeschooling, kochen, putzen, nebenher vielleicht sogar Home-Office. Und das Geld wird auch noch knapp. Das Kurzarbeitergeld reicht nicht für Miete, Essen und Kredite.
Sehr viele Frauen haben ihre Arbeitszeit reduziert. Für sie besteht die reale Gefahr, dass sie dies nicht mehr rückgängig machen können werden. Seit Jahren werden Teilzeitstellen oder Minijobs ausgebaut, während Vollzeitstellen zerstört werden. Vor allem Frauen sind in solchen Arbeitsverhältnissen gefangen. Die Kapitalisten versuchen auf allen Wegen Lohnkosten zu drücken, um ihre Profite zu heben – Frauen sind die ersten, die Kürzungen abbekommen.
In solchen Zeiten kommen sowohl von rechts als auch von links wieder Ideen danach auf, die Hausarbeit zu entlohnen. Von linker Seite wird das damit begründet, dass die weibliche Arbeit endlich die gebührende Wertschätzung erfahren soll, denn alles was in der Reproduktionsarbeit geleistet werden muss, ist kräftezerrend und zermürbend. Frauen sollen zudem unabhängig von ihren Partnern leben können. Es stellt sich jedoch die Frage, ob Entlohnung für Hausarbeit eine Idee ist, die einen Beitrag zur Emanzipation der Frau leisten kann. Ist Hausarbeit das gleiche wie Lohnarbeit im Betrieb? Wer soll die Herdprämie bezahlen? Ist es der Platz einer Frau, in den eigenen vier Wänden eingesperrt zu sein? Was ist die Alternative aus marxistischer Sicht?
Lesetipps:
Der Kampf gegen das Abtreibungsverbot in Polen
Am 22. Oktober 2020 urteilte der Verfassungsgerichtshof in Polen, dass das Gesetz zur Erlaubnis von Abtreibungen von missgebildeten Föten verfassungswidrig sei, womit der Zugang zu legalen Abtreibungen noch einmal stark erschwert wurde. Als Reaktion darauf brachen in 60 Städten Proteste aus, die sich in den Nächten vom 23. und 24. Oktober in Stadtzentren, vor Büros der regierenden PiS-Partei und religiösen Verwaltungsgebäuden sammelten. Am 25. Oktober wurden Sit-Ins in katholischen Kirchen organisiert, in einigen Städten wie Katowice und Poznań wurden so auch Sonntagsmessen gestört.
Am 23. Oktober mobilisierte der Premierminister Mateusz Morawiecki die Militärpolizei, um der regulären Polizei ab 28. Oktober bei der „Aufrechterhaltung der Sicherheit und der öffentlichen Ordnung“ zu helfen. Für diesen Tag war ein landesweiter Frauenstreik geplant. Am 30. Oktober gingen in der Hauptstadt Warschau über 100.000 Menschen auf die Straße.
Beim Workshop wird ein Mitglied der marxistischen Organisation „Czerwony Front” über die Abtreibungsgesetze in Polen, deren historischen Kontext und ihren Grundlage in den Klassenbeziehungen referieren. Dabei werden wir auch Auswirkungen der Proteste auf die Politik und das Bewusstsein der Massen (insbesondere von Jugendlichen) diskutieren sowie die Rolle der katholischen Kirche analysieren. Wir müssen uns auch über die Auswirkungen bewusst sein, die die Pandemie und Wirtschaftskrise auf den Verlauf der Proteste haben. So können wir analysieren, wie die Situation in Polen sich gesellschaftlich so zugespitzt hat, wie es seit dem Ende des Stalinismus nicht mehr der Fall war.
Lesetipps:
SO Nachmittag – Workshops
Rosa Luxemburg: ‚Adler‘ der Revolution oder ‚doktrinäre Gans‘?
Mit ihrer konsequent internationalistischen Haltung wurde die aus Polen stammende Rosa Luxemburg (1871) schon sehr früh international als marxistische Theoretikerin bekannt, die vor keiner Polemik mit den „Alt-Vorderen“ zurückscheute.
Nach ihrer Übersiedelung nach Berlin war sie die erste, die gegen alle Verschmähungen dem Reformismus in der deutschen Sozialdemokratie die Stirn bot und den revolutionären Marxismus in der Frage „Sozialreform oder Revolution“ verteidigte. Wie keine andere vertrat sie das Konzept des Massenstreiks als revolutionärem Kampfmittel gegen die gradualistischen Konzepte der reformistischen Kräfte in der Arbeiterbewegung. Dadurch wurde sie neben Lenin – mit dem sie die revolutionäre Ausrichtung der Bewegung verteidigte, in wichtigen Fragen aber (Nationale Frage, Kaderpartei) andere Ideen vertrat – zu einer der bedeutendsten WortführerInnen der revolutionären Linken der Sozialistischen Internationale.
Rosa Luxemburg war aber nicht nur Theoretikerin, sondern auch revolutionäre Praktikerin. 1905 kehrte sie nach Warschau zurück, um die Russischen Revolution zu unterstützen. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs organisierte sie die internationalistische Antikriegsopposition, 1918 gründet sie nach dem Vorbild der Bolschewiki inmitten der deutschen Revolution die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD). Als Anführerin des Spartakusaufstands im Jänner 1919 wurde sie blutig ermordet.
Als konsequente Revolutionärin, Internationalistin und Marxistin war sie dem Reformismus zeitlebens ein Dorn im Auge. Seit ihrem Tod versucht man sie als angebliche Verteidigerin der „Freiheit der Andersdenkenden“ und „Realpolitikerin“ gegen den revolutionären Marxismus und die Russische Revolution in Stellung zu bringen. In diesem Workshop werden wir das theoretische und praktische Erbe Rosa Luxemburgs untersuchen.
Lesetipps:
- Rosa Luxemburg: Karl Marx
- Rosa Luxemburg: Frauenwahlrecht und Klassenkampf
- Rosa Luxemburg: Sozialdemokratie und Parlamentarismus
- Rosa Luxemburg: Zwei Methoden der Gewerkschaftspolitik
- Rosa Luxemburg: Nationalversammlung oder Räteregierung?
- Rosa Luxemburg: Sozialreform oder Revolution?
USA: Das Gift der Identitätspolitik
Die Massenbewegung rund um “Black Lives Matter“ hat den Herrschenden in aller Welt einen gewaltigen Schrecken eingejagt. Die Regierung Biden versucht den Zorn der Menschen über Ungerechtigkeit und Rassismus zu beschwichtigen, indem sie das “diverseste Kabinett der Geschichte“ aufgestellt hat. Neben der ersten schwarzen Frau als Vizepräsidentin sind auch VertreterInnen der Latinos, LGBT+, Indigenen sowie Angehörige anderer unterdrückter Gruppen zum ersten Mal in verschiedensten Regierungsposten. Gleichzeitig macht die Biden-Regierung politisch dort weiter, wo Trump aufgehört hat: Das Bombardement in Syrien, unter Anleitung des ersten schwarzen Verteidigungsministers (seines Zeichens Vorstandsmitglied eines der größten Söldnerkonzerne der Welt, Raytheon) ist ein deutliches Zeichen dafür.
Wir werden das Kabinett Biden als Anlass nehmen, um die Positionen des Marxismus und der Identitätspolitik gegenüberzustellen, um herauszufinden, wie der Kampf gegen Rassismus, Sexismus, Homophobie und andere Arten der sozialen Unterdrückung erfolgreich geführt werden kann.
No one is free until all are free!
Lesetipps:
Frauenstreik in der Schweiz
Im Rahmen des Frauenstreiks demonstrierten 2019 in der ganzen Schweiz 500.000 Menschen. Dies war eine der größten Bewegungen der letzten Jahrzehnte. Trotz des Massencharakters hat sich die Stellung der Frau dadurch nicht fundamental verändert.
Was ist das Konzept des Frauenstreiks und hilft es uns? Warum hat sich trotz dieses Massencharakters der Proteste nichts geändert?
In dem Referat zeigen wir auf, wie theoretische Unklarheit– ein diffuser Klassenbegriff und die «Ausweitung des Streiksbegriffs» – eine Bewegung in der Praxis auf Symbolpolitik begrenzte. Das erlaubte es der Führung von Gewerkschaften und Sozialdemokratie, trotz andauernder Deals mit den Kapitalisten ein «linkes» Profil zu bewahren.
Literaturempfehlung:
Eine ‚verlorene Generation‘? Krise an Schule und Uni
Milliarden wurden von der Bundesregierung für die Erhaltung der Profite der großen Banken und Konzerne lockergemacht. Für Schule und Universität blieb hingegen nichts übrig. Dadurch nimmt die Belastung junger Menschen noch mehr zu und der Prozess der Aussiebung im Bildungssystem wird verschärft. Die Zukunft der heutigen Jugend kümmert die Regierung kein Stück. Das spiegelt nur den allgemeinen Niedergang des Kapitalismus wider, der in den letzten Jahren nichts als Krisen hervorgebracht hat und keine Perspektive mehr bietet.
Doch viele Jugendliche ziehen immer häufiger den Schluss, dass man für eine bessere Zukunft und gegen dieses System kämpfen muss. Die Massenbewegungen rund um Black Lives Matter oder Fridays for Future sind nur ein Vorgeschmack auf das, was die herrschende Klasse in den kommenden Jahren noch erwarten wird.
In diesem Workshop wollen wir am Beispiel des Bildungssystems in Coronazeiten analysieren, wie die Krise des Kapitalismus die Jugend betrifft und eine revolutionäre Alternative skizzieren.
Lesetipps:
Der Funke am 8. März 2021
Lies unseren Artikel: „8. März 2021: Bericht & Perspektiven„
„Tausende Menschen strömten in Österreich am gestrigen Frauenkampftag auf die Straße. In allen größeren Städten waren mehr Menschen als in den letzten Jahren auf der Straße, mit mehreren Tausend TeilnehmerInnen in Wien, etwa 1000 in Graz und Linz, über 100 in Feldkirch und Innsbruck. (…) Die Bedingungen für eine massenhafte Bewegung rund um den 8. März sind auch in Österreich reif – doch was wir brauchen, ist eine Perspektive und klassenkämpferische Methoden, um eine solche Bewegung voranzutreiben und zu organisieren.“