Leserbriefe – Funke Nr. 231

Passiert etwas auf deiner Schule, deiner Uni, deinem Arbeitsplatz? Hast du einen Kommentar zu einem unserer Artikel? Dann schick uns einen Leserbrief an post@derfunke.at!
So oft wurde in den letzten Monaten von Medien und Parteien davor gewarnt, dass die FPÖ verhindert werden muss, um die Demokratie zu retten. Vor allem auch von der SPÖ. Dabei hat die Parteispitze vor lauter Handausstrecken wahrscheinlich übersehen, was die ÖVP alles in den Verhandlungen mit der FPÖ gefordert hat. Etwa höhere Strafen und Einschränkung im Versammlungsrecht, das willkürliche Einsperren von „Gefährdern“ bevor Straftaten begangen werden und mehr digitale Überwachung. Alles natürlich Maßnahmen, die nicht etwa ein autoritäres Regime sondern einen höchst demokratischen Staat auszeichnen. Aber nicht nur die SPÖ schweigt dazu, auch von allen anderen Parteien gibt es keinen Aufschrei, keinen Widerstand. Wer also kämpft für unsere demokratischen Rechte? Das können wir nur selbst gemeinsam tun. Dafür braucht es Organisation – schließ dich uns an!
Valentin aus Wien
Als ich nach Österreich gezogen bin, habe ich begonnen, als LKW-Fahrer für eine Logistikfirma zu arbeiten. Die Arbeit war stressig wegen der riesigen Menge an Paketen, die wir jeden Tag liefern mussten und das Lager war wegen fehlenden Arbeitskräften extrem schlecht organisiert. Alle Beschwerden beim Management stießen auf taube Ohren. Die Fahrer diskutierten oft über die Notwendigkeit, einen Streik zu organisieren. Die meisten Arbeiter waren aber in sehr prekären Situationen – Migranten, die gerade so über die Runden kommen. Daher war die Idee, einen Kampf zu organisieren, für die meisten eher ein entfernter Traum. Während ich dort arbeitete, lernte ich, dass die meisten ein ausgeprägtes Klassenbewusstsein hatten. Jeder hatte ein tiefes Misstrauen in das System und einige zogen sogar revolutionäre Schlussfolgerungen. Es gab drei Fahrer, mit denen ich am häufigsten sprach und ihnen die Zeitung verkaufte.
Wegen unglaublichem Stress, Arbeitsdruck und unbezahlten Überstunden kündigte ich. Einige Monate später fuhr ich um 5:00 Uhr zu Schichtbeginn zurück ins Lager, um meine ehemaligen Kollegen zu besuchen. Ich sah, dass die Probleme nur schlimmer geworden waren und die meisten jetzt noch mehr unbezahlte Überstunden angehäuft hatten.
Von den Dreien, denen ich die Zeitung verkauft hatte, hatten zwei andere auch schon gekündigt. Der eine, mit dem ich sprach, meinte, er hatte nicht einmal Zeit, die Zeitung zu lesen.
Ich unterhielt mich auch mit dem Staplerfahrer, ich kann mich noch erinnern, dass er immer extrem gestresst ist. Er ist alleine für einen ganzen Flügel des Lagers zuständig.
Er war sehr positiv überrascht, als ich auf unseren Kampf für die Interessen der Arbeiterklasse zu sprechen kam, weil er überhaupt kein Vertrauen in den Status-quo mehr hat. Er war sehr interessiert an unseren Ideen, so konnte ich ihm unsere Zeitung verkaufen.
Toni aus Wien
Letztens hatte ich bei einem Infotisch in Kennelbach ein sehr interessantes Gespräch. Wir standen da mit einem „Gegen Rassismus und Sparkurs, gegen Blau-Schwarz“-Schild. Ein Mann kam sichtlich erfreut auf uns zu und meinte als erstes: „Ich wähle FPÖ, aber ich find euch voll cool!“ Er kennt uns schon von einem Kennelbacher Infotisch und hat unsere Aktivitäten genau verfolgt, wie sich im Laufe des Gesprächs herausstellte. Wir redeten über den Ukraine-Krieg, wo er die Heuchelei der „links“-liberalen Parteien (die Grünen) durchschaut. Sie machen auf „sozial“, aber unterstützen die Waffenlieferungen an die Ukraine und somit das Weitergehen des Krieges und den Tod von 100.000 Soldaten. Er fragte, warum wir in Kennelbach so stark sind und meinte auch, dass er uns dort direkt wählen würde!
Auch unsere Position zu Palästina findet er „mega stabil“.
Ich erzählte ihm viel über unsere Partei und unser höchstes Ziel: die Machtübernahme der Arbeiterklasse und den Sturz des Kapitalismus. Wir redeten auch darüber, dass die FPÖ genauso eine Systempartei ist, Politik für die Reichen macht und ihr Rassismus ein Werkzeug ist, um die Solidarität unter Arbeitern zu untergraben. Schon am Anfang des Gesprächs kaufte er unsere Zeitung und warf im Laufe des Gesprächs nochmal 2€ in die Kasse.
Ich fand das Gespräch mit ihm sehr aufschlussreich. Er war empört über die Heuchelei und Ungerechtigkeit, die von der herrschenden Klasse ausgeht und will das System einfach in Flammen aufgehen sehen. Wenn Menschen wie er die Spaltungsmechanismen und Heuchelei der rechten Parteien durchschauen und die Solidarität unter Arbeitern (egal welcher Herkunft!) erleben, werden sie schnell die richtigen Schlussfolgerungen ziehen und im Kampf gegen das System an unserer Seite kämpfen!
Steffi aus Bregenz
Die Universität ist eine wichtige Stütze für die Verankerung der bürgerlichen Ideologie. Das merkt man im letzten Jahr besonders im Bezug auf den Genozid in Palästina. Auf der einen Seite wird das Palästina Encampment am Campus der Uni Wien unter falschen Vorwürfen des Antisemitismus und der Terrorunterstützung von der Polizei aufgelöst. Am Institut für Internationale Entwicklung wurde eine Vorlesungs/Seminarreihe zum Thema: „Palestine: Occupation, War and Development Policy“ im letzten Semester stark vom Rektorat der Uni Wien schikaniert.
Dafür hat es aber beim Institut der Politikwissenschaft dieses Wintersemester eine Vorlesung zu „Antisemitismustheorien“ gegeben. Eine Einheit wurde unter dem Namen „Antisemitismus in der Linken und israelbezogener Antisemitismus“ abgehalten. Zu Beginn hieß es, dass natürlich eine Kritik an der israelischen Politik nicht antisemitisch sei. Doch im Grunde genommen ist es schon so. Anti-imperialistische Standpunkte sind grundsätzlich schon antisemitisch. So sei es antisemitisch, Israel als den imperialistischen Stützpunkt für die USA im Nahen Osten oder Israel als Apartheidstaat zu bezeichnen. Die bestehende ÖH ist ebenfalls keine Hilfe, da die Koalition an der Uni Wien aus VSStÖ und der KSV-LiLi besteht. Beide stellen sich klar auf die Seite Israels und unterstützen damit den Genozid in Palästina.
Julian aus Wien
Als ich letztens nach Hause gekommen bin, hing ein Sackerl mit Buch und Kassette an meiner Haustür. Anfangs dachte ich, da hat sich jemand vertan. Aber nachdem sich niemand meldete, durchsuchte ich den Beutel und fand ein Buch zur Befreiungsbewegung der Kurden und eine Musikkassette voller spanischer Revolutionslieder. Als ich dann das Buch aufschlug fand ich folgende Nachricht: „Hallo revolutionäre Nachbar_innen! Viel Vergnügen mit Buch und Musik, vlt. unterhalten wir uns mal über Organisationsformen oder Alltagsrevolution. Friede den Hütten D&M.“ Ich war ultra happy, dass sich jemand für revolutionäre Ideen interessiert und deshalb selbst organisieren oder zumindest mehr über uns rausfinden möchte. Ich habe bald darauf eine Antwort verfasst und dasselbe Sackerl vor ihrer Wohnung gelassen mit der aktuellen Funke Ausgabe, einer handvoll Stickern und meiner Telefonnummer. Seit dem schreiben wir am Handy und wollen uns nächste Woche zum Diskutieren treffen. Bis heute weiß ich nicht, woher meine Nachbarn eigentlich wussten, dass ich Revolutionär bin. Vermutlich weil wir immer wieder Ortsgruppentreffen bei mir Zuhause veranstaltet haben. Ich bin mir sicher, dass wir eine gute Diskussion haben werden und vielleicht sogar die nächsten Grazer Genossen damit gewinnen. Auf jeden Fall zeigt es, dass ganz egal wo man ist, ob in der Schule, dem Betrieb oder seinem Wohnhaus – die Menschen suchen überall nach Ideen aus der Krise, und immer mehr nach revolutionären Ideen.
Ayden aus Graz