Das Management der Austrian Airlines (AUA) hat das Ziel eine Billiglohn-Airline fest. Das Bordpersonal lässt sich das nicht bieten und lehnt mit einer überwältigenden Mehrheit von 90% das letzte Angebot ab. Das ist eine gute Grundlage für den weiteren Arbeitskampf. Von Martin Halder am 24.04.2024
Jahrelang wurde bei den Beschäftigten eingespart: Kurzarbeit, Lohnverzicht zwischen 15% (Kabinen- und Bodenpersonal) und 43 % (Piloten mit alten Arbeitsverträgen), Massenkündigungen, Leistungskürzungen. Nun schreibt die AUA mit 127 Mio. sowie der Mutterkonzern Lufthansa mit 2,7 Mrd. wieder Rekordgewinne und das Bordpersonal verlangt seinen Anteil. Die Forderung der Gewerkschaft Vida sind nur der Ausgleich der Lohnreduktionen, die die Belegschaft in der Corona-Krise akzeptierte, um die Fluglinie zu retten. Die Konzernleitung will davon nichts wissen. Sie bietet eine Erhöhung von 8% in diesem und jeweils 5% für die darauffolgenden zwei Jahre (2025 und 2026) an.
Aggression und Hetze der Bürgerlichen
Das Management verteidigt mit Zähnen und Klauen die Profite und zeigt sich dieses Jahr besonders aggressiv: Unterlassungsklage und Raumverbote für Betriebsversammlungen, Drohung den Standort zu verkleinern, etc.
Unterstützung erhält der Konzern dabei von den bürgerlichen Medien, die die Gewerkschaft scharf angreifen. So vergleicht die Krone die Abstimmung unter den Gewerkschaftsmitgliedern des Bord-Personals mit Nordkorea und fragt sich: „Kann man zulassen, dass einige Radikalinskis riesige Infrastrukturbetriebe mit Tausenden Betroffenen lahmlegen?“ Wir beantworten die Frage gerne: Das werdet ihr wohl müssen, denn ohne die freundliche Zustimmung der Arbeitenden bewegt sich kein Rädchen.
Die Bürgerlichen werden immer selbstbewusster und dreister. Ihr Credo dabei: in der Krise sollen die Arbeiter bezahlen und wenn die Profite steigen, stecken sie sich die Unternehmer ein.
Alte vs. Neue Gewerkschaftspolitik
Doch das Flugpersonal akzeptiert das nicht mehr. Es hielt mehrere stark besuchte Betriebsversammlungen ab und trat Ende März in einen 36-stündigen Streik – den längsten der Konzerngeschichte. Nun schmetterten die Streikenden in einer Urabstimmung das Angebot des Konzerns deutlich ab. Die Fronten sind verhärtet, der Arbeitskampf wird weitergehen müssen.
Dabei ist der Wille (bzw. Unwille) der Gewerkschaftsführung ein entscheidender Faktor. Das Flugpersonal der AUA ist in der Vida organisiert, das Bodenpersonal in der GPA. Und eines wurde in den letzten Wochen überdeutlich: Die GPA-Führung hat gar kein Interesse daran die Lohnverluste der Belegschaft auszugleichen. Sie setzte keine einzige solidarische Aktion mit der fliegenden Crew. So ist es auch nicht erstaunlich, dass die GPA inmitten des laufenden Arbeitskampfes des Bordpersonals am 18.4. einen Abschluss für das Bodenpersonal verkündete. Die Verhandlungen seien „konstruktiv und sozialpartnerschaftlich verlaufen“, so die Gewerkschaft GPA. Klar, immerhin verzichtete die GPA von vorneherein darauf den krisenbedingten Lohnverzicht wieder zurückzuholen.
Dieser Abschluss verunmöglicht nicht nur einen gemeinsamen Kampf. Er liefert auch die Basis für die spalterische Hetze der Bürgerlichen, die die „gierigen“ Forderungen des Bordpersonals dem „verantwortungsvollen“ Abschluss des Bodens gegenüberstellen. Das Verhalten von der GPA-Führung ist kurzsichtig, schwächend und spalterisch.
Hier stehen sich zwei Gewerkschaftsstrategien gegenüber. Die GPA verkörpert den traditionellen, sozialpartnerschaftlichen Zugang: moderate Lohnforderungen für schnelle Abschlüsse, die sich mit den Profiten der Unternehmer vereinbaren lassen. Auf der anderen Seite steht die Vida, deren Vorsitzender Roman Hebenstreit die neue Realität des Klassenkampfes anerkennt, in der wir uns „damit konfrontiert sehen, dass wir in Zukunft härtere, längere und intensivere Auseinandersetzungen führen werden“.
Mutig voran
Dieser Ansatz in der Lohnpolitik knüpft an die Stimmung der Beschäftigten an und zeigt den Weg nach vorne. Diesen Kurs gilt es nun konsequent weiter zu führen.
Um die Situation wirklich für die gemarterten AUA-Beschäftigten drehen zu können, muss der Kampf mit offenem Visier und ohne jegliche Rücksicht auf die Profite der Konzerne weitergeführt werden. Dafür müssen alle denkenden Teile der Arbeiterbewegung solidarisch zum Bordpersonal stehen.
Dabei können wir den zunehmenden Angriffen und Erpressungsversuchen des Konzerns politisch entgegenhalten: Lohnkürzung, Massenentlassung oder Betriebsschließung werden wir mit einer Kampagne zur (Re-)Verstaatlichung unter der Kontrolle der Beschäftigten beantworten!