Ein Bericht über die prekären Bedingungen und die Schwierigkeiten als Frau in der Gastronomie. Von Muska Shinwari.
Bereits von klein auf interessierte ich mich für das Kochen; gerne bereitete ich Mahlzeiten für meine Familie zu und probierte neue Gerichte aus. Als ich im Alter von 15 Jahren nach Österreich kam, entwickelte ich eine Vorliebe für die italienische Küche und entschied, mich allgemein im Bereich Küche weiterzubilden. Daher begann ich meine Lehre Ende 2018 als Köchin in einem Hotel und konnte meine Vorfreude kaum verbergen. Neben meinen persönlichen Interessen musste ich schnellstmöglich eine Arbeit finden, da ich nach meiner Flucht aus meinem Heimatland nach Österreich eine hohe Summe Geld zurückzahlen musste.
Ich war mir im Klaren darüber, dass Feiertage und Wochenenden oft in der Küche verbracht werden müssten. Abgesehen davon war die Entlohnung für Lehrlinge nicht immer gerechtfertigt, und in einer gehobenen Küche war man permanent mit Stress und Belastungen konfrontiert, da die Gerichte schnell serviert werden mussten. Trotzdem war meine Vorfreude riesig. Die Arbeit als Köchin empfand ich als eine Kunst, in der ich meine Liebe ohne Worte ausdrücken konnte.
Zu diesem Zeitpunkt war mir noch nicht klar, was mich in naher Zukunft erwarten würde.
Ein zentrales Problem war die mangelnde Rücksichtnahme auf das gesundheitliche und persönliche Wohlbefinden von Frauen. Viele Frauen, mich eingeschlossen, leiden während ihrer Periode unter starken Schmerzen, die einen normalen Arbeitsalltag beeinträchtigen. Ich merkte bereits in den ersten Wochen meiner Lehre, dass ich mich daran gewöhnen musste, mit den Schmerzen zu arbeiten. Diese führten teilweise bis zur Bewusstlosigkeit, und mir wurde geraten, einfach mehr Schmerzmittel zu nehmen, anstatt einen Tag pro Monat wegen dieser Schmerzen zu Hause zu bleiben. Im selben Betrieb verletzte ich mich beim Verwenden einer Maschine und war für einige Tage arbeitsunfähig. Statt Verständnis zu zeigen, erreichten mich Anrufe aus der Arbeit mit dem Hinweis, dass die Ärzte einen Vogel hätten, und ich am nächsten Tag wieder erscheinen solle. Zusätzlich wurden mir diese drei Tage vom gemeinsamen Trinkgeld abgezogen. Nach Abschluss meiner Lehre freute ich mich auf neue berufliche Möglichkeiten, doch diese Freude wurde schnell getrübt, als ich Sexismus am Arbeitsplatz erlebte.
Männliche Kollegen machten regelmäßig unangebrachte Kommentare und berührten mich gegen meinen Willen. Ich fühlte mich extrem unwohl und sprach die Problematik bei einer weiblichen Kollegin an, die meinte, dies sei in der Gastronomie normal. Als ich hörte, wie meine Kollegen über eine minderjährige Kollegin herzogen, platzte mir der Kragen. Ich machte deutlich, dass es nicht akzeptabel sei, in diesem Ton über weibliche und minderjährige Kolleginnen zu sprechen. Auch wies ich darauf hin, dass die Frauentoilette ausschließlich für Frauen sei, was mehrmals missachtet wurde.
Als Reaktion darauf wurde ich von meinen männlichen Vorgesetzten zu einem privaten Gespräch gebeten. Dabei wurde ich mehrmals am Oberarm gepackt, um zu klären, ob ich das als Belästigung empfände. Dies führte zu wochenlangem Mobbing seitens meiner Kollegen. Als ich aufgrund von hoher Auslastung in eine stressige Situation geriet und mein Vorgesetzter mit meiner Leistung unzufrieden war, verlangte er gewaltsam eine Entschuldigung vor dem versammelten Küchenpersonal, indem er mir ins Gesicht schrie.
In einem Betrieb, der an einem Abend über 80.000 Euro Umsatz macht, war es nicht möglich, den Angestellten einen Personalraum zum Essen zur Verfügung zu stellen. Bei Krankheit wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmäßig mit Anrufen bombardiert, um so schnell wie möglich wieder zur Arbeit zu kommen. Dabei wurde wenig Rücksicht darauf genommen, wenn jemand am Tag zuvor eine Operation hatte. Für viele von uns war es normal, 16 Stunden an einem Tag zu arbeiten. Nach einem Jahr wurde ich schließlich aus dem Betrieb gedrängt und erhielt die letzten zwei Monate keinen Anteil am gemeinsamen Trinkgeld. Bevor ich eine einvernehmliche Kündigung unterschreiben konnte, wurde mir eine Gesamtabrechnung auf mein Konto überwiesen.
Unabhängig vom Lokal erlebte ich in diesen sechs Jahren, dass Aggressionen und Wutausbrüche in Betriebsküchen an der Tagesordnung stehen. Teller flogen durch die Luft, und sogar Personal wurde mit Glas beworfen. Sexistische Sprüche, Alkoholkonsum, Drogenmissbrauch, Rassismus, Unterbesetzung, unbezahlte Überstunden, undurchsichtige Verträge und ungerechte Hierarchien waren allgegenwärtig. All diese Faktoren führten letztendlich dazu, dass ich mich von meiner Karriere als Köchin abwandte. Viele akzeptieren diese Umstände, denn wenn man sich dagegen wehren würde, gilt man als nicht resilient genug.
(Funke Nr. 221/27.02.2024)