Im Rahmen unserer Solidaritätskampagne mit der PTUDC kam Lal Khan am 28.11.2001 auch nach Linz, um am Europagymnasium Auhof und am BORG Honauerstraße vor SchülerInnen über die Situation in Pakistan und den Krieg in Afghanistan zu berichten. Mit seinen marxistischen Analysen brachte er das Weltbild der anwesenden Direktoren und LehrerInnen ordentlich ins Wanken.
Doch die Schwierigkeiten begannen schon früher. Der Direktor des BORG Honauerstraße brachte den Vorschlag ein, die Diskussionsveranstaltung nur für drei willkürlich ausgewählte Klassen zugänglich zu machen. Er wollte die Veranstaltung in kleinem Rahmen halten, um nicht zuviel Aufsehen im Landesschulrat zu erregen. Dieser Vorschlag wurde in einer Klassensprecherkonferenz im Oktober diskutiert und strikt abgelehnt. Die interessierten SchülerInnen wollten sich nicht auf einen falschen Kompromiss einlassen. Alle Schülervertreter des BORG unterschrieben eine Resolution, welche die Veranstaltung für alle zugänglich machen sollte. Gegen den eindeutigen Willen der SchülerInnen blieb der Direktor aber bei seinem Standpunkt.
Am Europagymnasium Auhof schlich die Sabotage auf viel leiseren Sohlen. Das hiesige SchülerInnenkomitee hatte die mündliche Zusage des Direktors, dass jede Person an der Diskussion teilnehmen dürfe. Tatsächlich warteten mehr als 100 Interessierte vor den Türen des schon fast gefüllten Klassenzimmers. Unter ihnen befanden sich SchülerInnen aus anderen Schulen, StudentInnen und Lehrlinge. Bald verkündeten Professoren, die längst die Rolle von Türstehern eingenommen hatten, jene Veranstaltung wäre schulintern und Schulfremden sei es verboten daran teilzunehmen (eine Absprache zwischen den beiden Schulen zu vermuten, ist hier sicher nicht unberechtigt).
Der Wolf im Schafspelz?
Die allgemeine Erwartung – besonders die der ProfessorInnen – war ein armer, hungernder Pakistani, der erzählen sollte, wie viel Leid sein Land zu ertragen hätte. Dies bekamen sie auch in Form von Zahlen und Fakten zu hören, doch Lal Khan bot darüber hinaus auch eine marxistische Analyse, die als einzige Perspektive eine sozialistische Revolution sah. Die anwesenden LehrerInnen konnten dies natürlich nicht stehen lassen, verteidigten die Segnungen von Demokratie und Marktwirtschaft und versuchten „ihre, SchülerInnen vor dem Marxismus zu retten“. Trauriger Höhepunkt der Diskussion: eine Professorin bezweifelte, dass Osama Bin Laden vom CIA ausgebildet wurde, um gegen die Sowjetunion zu kämpfen. Insgesamt kamen mehr als 300 Jugendliche zu den beiden Veranstaltungen.
Diese Erfahrung zeigte sehr deutlich, dass die Phrase „unpolitische Schule“ ein gelegenes Werkzeug in den Händen der Direktoren ist. Sie sollen im Auftrag der Frau Gehrer dafür sorgen, dass eine Generation nach der anderen ihr politisches Bewusstsein unterdrückt. Gut, dies hört sich furchtbar an aber es gibt schon recht merkwürdige Erlässe des Bildungsministeriums: Es ist verboten im normalen Geschichtsunterricht über tagesaktuelle politische Geschehnisse zu diskutieren, SchülerInnen haben kein Streik- oder Demonstrationsrecht… Diese Liste ließe sich noch länger fortsetzen. Kritische, politisch aktive SchülerInnen stören aus deren Sicht nur das Unternehmen Schule.
Jemand von der Wirtschaftskammer hingegen kann ohne Probleme über die EU-Osterweiterung referieren. Die Frage, inwiefern dieser objektiv berichtet oder ob er das überhaupt kann, lässt sich mit einem klaren Nein beantworten. Oder der Protest gegen das AKW Temelin, für den zum Teil ganze Klassen frei bekommen haben, um an der Grenze zu Tschechien den österreichischen Chauvinismus zu schüren.
Wir sehen: Die herrschende Klasse lehrt uns jene Politik zu verstehen, die sie selbst macht. Sie wäre dumm, würde sie dies nicht ausnutzen wollen. Deshalb müssen wir Widerstand leisten, um die Macht der herrschenden Klasse zu brechen.