Spitäler. Zwei chirurgische Stationen in Linz haben Initiative gezeigt und eine Resolution verabschiedet, die das gewerkschaftliche Verhandlungsteam zu einem aktiven Arbeitskampf aufruft. Martin Wieland berichtet.
Bei der Verteidigung unserer Interessen am Arbeitsplatz verhält es sich wie bei einer anstrengenden und schwierigen Bergtour. Ist man noch völlig untrainiert, erscheint das Vorhaben, den Berg zu bezwingen, vollkommen illusorisch und aussichtslos. Doch mit einer gewissen Grundkondition verspürt man plötzlich nach der ersten qualvollen halben Stunde neue Kraft und der Gipfel kommt langsam näher.
Den Arbeitskampf vorbereiten
Die KollegInnenschaft unserer zwei chirurgischen Stationen ist mittlerweile losgegangen, um den Gipfel – eine demokratische Gewerkschaftsbewegung, die unsere Interessen konsequent verteidigt – in naher Zukunft zu erreichen!
Freilich sind wir erst am Anfang, doch dieser wurde gut bewältigt:
Uns gelang es, den allgemeinen Zorn über die konkreten Bedingungen am Arbeitsplatz Ausdruck zu verschaffen. Auf zwei selbständig organisierten (Teil)Betriebsversammlungen (Ende April und Anfang Juni) gaben wir unserem Arbeitskampf eine möglichst kämpferische und demokratische Form.
Bei der ersten Betriebsversammlung stimmten wir über eine Petition unserer zwei Stationen ab. Nach dem Einholen der Unterschriften der übrigen Kolleginnen und Kollegen überbrachten wir die Petition unserer Geschäftsführung, dem politischen Referenten unseres Krankenhauses, Landeshauptmann Pühringer und den GesundheitssprecherInnen der Landtagsparteien. In unserer Petition fordern wir unmissverständlich die 20-prozentige Lohnerhöhung ohne Abstriche, Überstundenabgeltung für KollegInnen in Teilzeit und eine Recht auf Teilzeit für KollegInnen nach 5 Jahren im 40stündigen Turnusdienst (bei uns keineswegs leicht zu erreichen). Diese Forderungen sind in Bezug auf unsere Stationen momentan die wichtigsten.
Parallel zu diesen Gesprächen informierten wir uns über unser Streikrecht, auch unabhängig davon, ob eine Gewerkschaft dazu aufruft oder nicht. Angesichts der negativen Erfahrungen, die wir in den letzten Jahren mit der Kampfbereitschaft unserer Gewerkschaft machen mussten, war uns diese Diskussion besonders wichtig.
Die Gewerkschaft radikal umgestalten
Bei der zweiten Betriebsversammlung resümierten wir die Gespräche mit den dienstlichen und politischen Verantwortlichen. Bisher haben wir natürlich keinerlei konkretes Angebot erhalten. Uns ist auch bewusst, dass wir alleine keinen Arbeitskampf gegen die Landesregierung gewinnen können. Nur ein allgemeiner Streik aller Spitäler und Pflegeeinrichtungen wird zu essentiellen Zugeständnissen führen.
Doch leider können wir uns nicht des Eindrucks erwehren, dass die große Mehrheit unserer GewerkschaftsvertreterInnen einfach heilfroh ist, dass der Landeshauptmann überhaupt mit ihnen verhandelt. Es sieht momentan so aus, als würden uns allerkleinste Zugeständnisse bald wieder einmal als Wahnsinns-Erfolge verkauft werden. Dessen sind wir aber zutiefst überdrüssig!
Daher beschlossen wir eine Streikresolution folgenden – sinngemäßen – Wortlauts:
In der Überzeugung, dass eine Gehaltserhöhung um 20% für das oberösterreichische Pflegepersonal unumgänglich ist, um zumindest den Anschluss an Niederösterreich nicht zu verlieren, fordern wir, – die chirurgischen Stationen A + B – das gewerkschaftliche Verhandlungsteam auf, bei einem Angebot unter 20% den Weg des Arbeitskampfs zu gehen!
Im Falle eines Streikaufrufs durch die Gewerkschaft werden wir ab dem 1. Streiktag nur mehr für die Betreuung von Notfallpatienten zur Verfügung stehen!
Wir fordern alle Stationen und Bereiche unseres Krankenhauses auf, selbst Streikresolutionen zu verabschieden, um den solidarischen Zusammenschluss aller Kolleginnen und Kollegen für ein gemeinsames Ziel zu erreichen und um das gewerkschaftliche Verhandlungsteam davor zu bewahren, einem zu geringen Angebot zuzustimmen!
Kein Gehaltsabschluss ohne Urabstimmung!
Wir sind gerade dabei, diese Streikresolution im ganzen Haus unter der Kollegenschaft bekannt zu machen. Wir hoffen auf möglichst zahlreiche NachahmerInnen! Wir haben schon eine sehr positive Rückmeldung unserer Betriebsräte erhalten: Unsere Resolution würde Ihnen gegenüber den zögerlichen Mitgliedern im gewerkschaftlichen Verhandlungsteam enorm den Rücken stärken.
Damit wollen wir nun den Ball weiterspielen. Kolleginnen und Kollegen aller Spitäler und Pflegeeinrichtungen: Vereinigt Euch für eure Interessen! Organisiert Betriebsversammlungen eurer Bereiche und verabschiedet Forderungspetitionen an eure Vorgesetzten und Resolutionen an die Gewerkschaft! Wählt VertreterInnen eures Vertrauens aus euren eigenen Reihen, die die Beschlüsse der Betriebsversammlungen ausführen und die laufende Arbeit erledigen!
Join the CaREvolution!
Das wichtigste ist aber, dass wir alle solcherart auf die Beine gekommenen Stationen, Abteilungen und Bereiche miteinander vernetzen. Prinzipiell ist es gleichgültig, unter welchen Namen wir dies tun, doch momentan spricht viel dafür, dies unter dem Dach der Initiative CaREvolution zu tun: Diese Initiative hat schon österreichweit Ableger und resultiert ursprünglich aus einem Versuch engagierter Kolleginnen und Kollegen aus Salzburg, die Gewerkschaft radikal umzugestalten.
Und genau dies wollen wir auch tun: die Gewerkschaft radikal umgestalten. Weg von einer Vertretungsgewerkschaft hin zu einer aktiven, demokratischen und kämpferischen Gewerkschaft, die (taktische) Kompromisse nur dann akzeptiert, wenn die Aktionskraft der Belegschaften erschöpft ist.
Wir wissen, dass wir erst am Anfang stehen. Wir werden die Gewerkschaften nicht schlagartig verändern können. Doch durch unseren Anfang sind wir zuversichtlich geworden! Wir haben unsere kollektive Kraft. Wir organisieren uns dauerhaft, um uns unsere berechtigten Ansprüche zu erkämpfen und die Angriffe der Zukunft erfolgreich abzuwehren. Wir werden den Gipfel erreichen! Join the CaREvolution!