Sparzwang im Seniorenheim
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Anfang Jänner wurde in einer Sitzung der Abteilungsleitungen die schlechte budgetäre Lage unserer Einrichtung, ein Seniorenheim mit angegliederten Versorgungsstrukturen geschildert. Vorsichtig wurden alle Abteilungsleiterinnen darauf vorbereitet, sich Sparmaßnahmen für alle Abteilungen zu überlegen. Die Autorin ist Mitglied der RKP und Beschäftigte im Seniorenheim.
Ende Jänner kam es dann zu einer erneuten Sitzung mit Präsentation der Zahlen und einem dringlicher formulierten Aufruf sich direkte Einsparmöglichkeiten oder Umstrukturierungsmaßnahmen zu überlegen. In dieser Sitzung wurde dann auch angesprochen, dass wir nicht mehr Geld ausgegeben haben als die Jahre zuvor, sondern die roten Zahlen allein durch Teuerungen zustande gekommen sind. Nichtsdestotrotz soll jetzt gespart werden. Auf die Frage „Wie?“ kam die direkte Antwort: „Die größten Kosten bildet das Personal und das ist unser einziger Hebel!“
Das sehen die Abteilungsleiterinnen anders, hatten sie doch letztes Jahr zur selben Zeit im Gesamtbetrieb um die tausend Überstunden durch Personalmangel und ist die Personalsituation doch erst seit Ende letzten Sommer wieder erträglich.
Doch vorerst verlangt der Betrieb nur Zahlen und die nächste Sitzung wird abgewartet. Alle Abteilungen sollen ihre Betreuungs- und Pflegeschlüssel rechtfertigen, überdenken und klar darlegen.
In einer Teamsitzung meiner Abteilung habe ich die Thematik bereits Anfang des Jahres, aufgrund unserer Analyse der Lage des Kapitalismus angesprochen. Ich habe meine Kolleginnen darauf hingewiesen, dass es zu Einsparungen kommen würde und sie sich auf härtere Bandagen gefasst machen müssen.
Diese Woche hatten wir wieder eine Teamsitzung, nachdem wir das administrative abgehakt hatten, habe ich noch einmal die Zuspitzung der Lage im Betrieb aber auch der Krise des österreichischen Systems angesprochen. Ich sagte, dass zuerst im sozialen Bereich eingespart wird, habe auch die Kürzungen des Vorarlberger Sozialfonds um 8% erwähnt, die Erhöhung des Pensionsalters und die Realität, dass sich die Arbeit im Betrieb weiter verdichten wird.
Empörung machte sich breit: „Das ist doch nicht richtig an den Alten einzusparen!“, „Die haben so lange gearbeitet und dann sowas, das geht doch nicht!“, „Ich muss bestimmt bis 75 arbeiten!“.
Ich habe mit eingestimmt und gesagt: „Wenn es zu viel wird, müssen wir halt kämpfen!“
Das haben sie abgenickt.
Eine Kollegin hat sich bei mir bedankt, dass ich das Thema so transparent angesprochen habe. Die anderen waren auch ausgelassen.
Ich werde auf jeden Fall weiter transparent sein und meinen Kolleginnen aufmerksam zuhören. Wenn auch sie kampfbereit sind, bin ich da.
(Funke Nr. 230/22.01.2025)