Der Kronstädter Aufstand von 1921 wird von bürgerlicher wie von anarchistischer Seite herangezogen, um die Russische Revolution in Misskredit zu bringen. Josef Falkinger antwortet auf die Verleumdungen.
„Die Neuigkeiten – um es genau zu sagen die inoffiziellen – über große Unruhen in Russland, die sich gegen die Sowjet-Diktatur richten, hatten einen starken Effekt auf die Verbesserung der Marktsituation. Die Konsequenzen eines Kollapses des Sowjet Regimes in Russland für die ganze Welt sind jedem klar. Wir können hoffen im früheren Zarenreich in nächster Zukunft die Errichtung einer rationalen Form ökonomischer Organisation zu sehen, die den Bedürfnissen der Nachkriegszeit entspricht. Das bedeutet für viele Industriebetriebe in belgischem Besitz Hoffnung auf Restauration, und zur selben Zeit wäre es ein Schlag gegen die bolschewistischen Intrigen in Belgien und außerhalb Russlands generell.“
(Brüsseler Börsennachrichten 5 März 1921 während der Rebellion von Kronstadt. Veröffentlicht in der Ausgabe der Pariser Finanzzeitung „L´Information“ vom 8. März 1921.)
Dieses Jahr feiert die Sozialistische Jugend den 90. Jahrestag der Russischen Revolution. Die Oktoberrevolution stellt eines der bedeutendsten Ereignisse der Weltgeschichte dar. Das erste Mal wurde auf einem Sechstel der Erde die kapitalistische Produktionsweise beseitigt.
Unter den katastrophalen, teilweise barbarischen Bedingungen
- der Rückständigkeit Russlands,
- der völligen Erschöpfung des Landes nach dreijähriger Teilnahme am ersten Weltkrieg,
- mitten in einem Bürgerkrieges gegen die faschistische (1) Weiße Armee,
- konfrontiert mit einer Reihe von militärischen Interventionen der alliierten Großmächte und der Militärdiktatur Polen
versuchte die Arbeiterklasse Russlands einen ersten Grundstein für die Beseitigung des Kapitalismus und den Aufbau des Sozialismus zu setzen.
Über die ganze Geschichte hinweg war das Verhältnis der Sozialistischen Jugend Österreichs zur Russischen Revolution von tiefer Solidarität geprägt. Heute gibt es aber einigen Grund zum Zweifel, ob die traditionell eindeutige Haltung der Sozialistischen Jugend zur Russischen Revolution weiter anhält. Beispielsweise findet schon seit längerem vor allem in der SJ Wien ein Text von Cajo Brendel mit dem Titel „Kronstadt: proletarischer Ausläufer der russischen Revolution“ (BRENDEL, [3]) eine gewisse Verbreitung. Diesem Text zu Folge war die russische Revolution im Kern eine rein bürgerliche Revolution, die den zaristischen Kapitalismus lediglich durch einen bolschewistischen Staatskapitalismus ersetzte. Die Oktoberrevolution sei keine proletarische Revolution gewesen, sondern ausschließlich eine bürgerliche Revolution. Die einzige proletarische Seite der russischen Revolution hätte im Aufstand der Kronstädter Matrosen gegen die bürgerliche Jakobinerdiktatur von Lenin und Trotzki bestanden. Wenn wir diesem Text Glauben schenken, dann gibt es in diesem 90sten Jahrestag der Oktoberrevolution nichts zu feiern. Aus diesem Grund müssen wir uns mit diesem Text auseinandersetzen. Wir wollen im Folgenden versuchen auf die wichtigsten Fragen rund um den Kronstädter Aufstand Antwort zu geben, die in diesem Text aufgeworfen werden. Es geht uns nicht darum Behauptungen gegen Behauptung zu stellen, sondern eine innere Logik der Ereignisse zu erhellen und der inneren Logik der Behauptungen von Brendel gegenüberzustellen. Die Leserin und der Leser muss dann nicht entscheiden, wem er/sie mehr glaubt, er/sie kann selbst beurteilen, welche Erklärung der Ereignisse mehr inneren Zusammenhang und Schlüssigkeit in sich trägt.
War die Oktoberrevolution eine proletarische oder eine bürgerliche Revolution?
„Der Cronstädter Aufstand 1921 bildet den dramatischen Höhepunkt einer Revolution, die ihrem sozialen Inhalt nach kurzerhand als bürgerlich definiert werden muss. Er ist von dieser bürgerlichen Revolution der proletarische Ausläufer“ (BRENDEL,[3])
Bei diesem Zitat interessiert uns einstweilen nur die Behauptung Brendels, dass der soziale Inhalt der russischen Revolution kurzerhand als bürgerlich bezeichnet werden muss. Diese Feststellung, die Brendel kurzerhand trifft, greift unserer Meinung nach etwas zu kurz.
Es stimmt zwar, dass die wichtigsten Triebkräfte der Russischen Revolution die ungelösten bürgerlich demokratischen Aufgaben der Entwicklung waren, insbesondere die Agrarfrage. Weil aber die russische Bourgeoisie diese bürgerlich-demokratischen Aufgaben nicht lösen konnte, musste sich das Proletariat an die Spitze der Revolution setzen. Die Tatsache, dass sich das Proletariat zum Vertreter der Nation aufschwang, musste aber nicht nur die Form sondern auch den sozialen Inhalt der Revolution transformieren. Im Oktober wurde mit der Enteignung der Kapitalisten die kapitalistische Produktionsweise beseitigt. Das Proletariat machte sich durch die Sowjets zum Herrn über Wirtschaft und Politik. Alleine diese Tatsache verbietet es, den sozialen Inhalt der russischen Revolution kurzerhand als bürgerlich zu bezeichnen.
Cajo Brendel teilt unsere Analyse, dass die russische bürgerliche Klasse unfähig war die bürgerliche Revolution zu Ende zu führen. Er kommt jedoch zu anderen Schlüssen. Er behauptet, dass die Aufgaben der russischen Bourgeoisie, die demokratische Revolution zu beenden, nicht vom russischen Proletariat übernommen wurden, sondern von der Bolschewistischen Partei. Die Bolschewistische Partei aber sei keine proletarische Partei gewesen, sondern „spielte die Rolle der Jakobiner“ in der Russischen Revolution. Die Bolschewistische Partei sei in keinster Weise Ausdruck eines proletarischen Klasseninteresses gewesen, sondern sie vertrat „die Interessen der bürgerlich russischen Revolution als ein Ganzes“. Aus all diesen Aussagen geht nicht hervor was für ein soziales Phänomen im marxistischen Sinn die Bolschewiki darstellen. Sie sind keine proletarische Partei, sie vertreten die Interessen der bürgerlichen russischen Revolution, sie tun dies aber gegen die Interessen des russischen Bürgertums. Die Bolschewiki sind also laut Brendel eine bürgerliche Partei, die sich vom Bürgertum emanzipiert, um selbst zum Bürgertum werden zu können. Es handelt sich um eine Partei, die keine Klasse vertritt, sondern nur sich selbst, also um ein Phänomen, dass den Rahmen des wissenschaftliche Sozialismus sprengt.
Die Frage ergibt sich, welchen Klassencharakter das Regime nach dem Oktober 1917 nach der Meinung von Brendel hat. Brendel gibt die Antwort:
„Als „Kommunisten“ bezeichneten sich dieselben Usurpatoren, die sich auch heute noch – zu Unrecht – als solche bezeichnen: die bolschewistischen Verfechter des Staatskapitalismus.“ (BRENDEL,[3])
Demnach war nach Brendel der Oktoberumsturz lediglich ein Wechsel von Kapitalismus zum Staatskapitalismus (3), herbeigeführt durch eine neue staatskapitalistische bürgerliche Bourgeoisie: die Bolschewiki. Hat es so etwas schon einmal gegeben? Eine Bourgeoisie, getarnt als Kommunistische Partei, initiiert eine riesenhafte Revolution, wahrscheinlich die größte der Geschichte, um die vorhandene Bourgeoisie zu enteignen, dann liefert sie sich einen Bürgerkrieg von der Dauer von vier Jahren gegen die alte Bourgeoisie. Sie wird dabei von allen bürgerlichen Mächten der Welt bekämpft und baut eine kommunistische Masseninternationale auf, die versucht in jedem anderen Land, das kapitalistische Weltsystem in die Luft zu jagen. Gleichzeitig schafft diese neue Bourgeoisie für sich selbst alle Privilegien ab und beschränkt sich die Lebensmittelrationen unter das Niveau eines durchschnittlichen Arbeiters (Die Mitglieder der Kommunistischen Partei erhielten während des Kriegskommunismus nur 80% der Lebensmittelrationen eines normalen Arbeiters/einer normalen Arbeiterin). Als nachher unter der Führung Stalins die russische Staatsbürokratie nach den alten Privilegien des Zarismus strebt, kommt sie nicht umhin, in einer Säuberungswelle nahezu alle Kader dieser Bourgeoisie zu ermorden. Was für eine seltsame und interessante „Bourgeoisie“ Sie da entdeckt zu haben scheinen, Herr Brendel!!!
War die Oktoberrevolution ein Putsch?
In Wirklichkeit war das Proletariat, konkret in der Form der Textilarbeiterinnen von Leningrad, bereits ab den ersten Tag der Februarrevolution der hauptsächliche soziale Träger der Russischen Revolution. Die bürgerliche Revolution verwandelte sich aus ihrer eigenen Dynamik heraus in eine proletarische Revolution. Bereits im Februar ging die tatsächliche politische Macht in Russland in die Hände des Sowjets über. Unter der Führung einer Mehrheit aus Menschewiki und SozialrevolutionärInnen übergab der Sowjet aber die Macht an eine Koalition aus sozialistischen und bürgerlichen Minister. Der Oktoberumsturz brachte in der Form der Sowjets die russische ArbeiterInnenklasse an die Schalthebel der politischen und ökonomischen Macht.
Die Sowjets waren Organe der ArbeiterInnendemokratie, sie umfassten mehr als 10 Millionen ArbeiterInnen, Soldaten und BäuerInnen. 100 Millionen Bauern und Bäuerinnen konnten nicht in das Rätesystem eingebunden werden, weil sie sich über ein Gebiet von der Größe eines Sechstels der Erdoberfläche verstreuten. Alles was am politischen Prozess teilnahm, in den Fabriken, in der Armee und auf dem flachen Land in der Nähe der Zentren war in den Sowjets organisiert. Der Oktoberumsturz war nicht einfach ein Putsch einer bürgerlichen Minderheit, sondern die organisierte Machtübernahme eines Organs der ArbeiterInnendemokratie, des allrussischen Sowjetkongresses auf dem eine Koalition aus Bolschewiki und linken SozialrevolutionärInnen die absolute Mehrheit der Stimmen auf sich vereinigte. Es ist ein unumstößliches Faktum, dass von Februar bis Oktober die im Sowjet organisierte ArbeiterInnenklasse der zentrale Akteur der Revolution war. Als die Bolschewiki im Oktober 1917 die Macht übernahmen, taten sie dies im Einklang mit dem Sowjetkongress und mit der ArbeiterInnenklasse.
Am Sowjetkongress vom 25. Oktober, dem höchsten Gremium aller russischen Sowjets, zählten sich von 670 Delegierten 300 zu den Bolschewiki 193 zu den Sozialrevolutionären (davon mehr als die Hälfte linke SRs), 82 Menschewiki, der Rest waren unabhängige Delegierte. (WOODS, (1999 [17]) S. 614). Wikipedia Deutschland gibt folgende Zahlen an: „Von den 649 Delegierten waren 390 Bolschewiki, 160 Sozialrevolutionäre und 72 Menschewiki.“ (WIKIPEDIA [16])
Auf diesem Kongress bildete sich mit überwältigender Mehrheit eine Regierung aus Bolschewiki und linken SozialrevolutionärInnen.
Die Lokalwahlen von Moskau zeigen wie sich die Stimmung zu den Bolschewiki verschob:
Wahlergebnis der Moskauer Lokalwahlen in Prozent:
Ergebnisse Juni/September 1917
Sozial-Revolutionäre (58%/14%)
Menschewiki (12%/4%)
Kadetten (17%/26%)
Bolschewiki (12%/51%)
(ANWEILER, (1975, [2] S.188))
Brendel schreibt, die Bolschewiki wären den Methoden von Blanqui nähergestanden als den Methoden von Marx. Unter Blanquismus wird die Propagierung der Machtübernahme einer revolutionären Minderheit ohne aktive Unterstützung der Mehrheit der ArbeiterInnenklasse verstanden. Alleine die Unterstützung der Bolschewiki im Sowjet zeigt, dass die Bolschewiki keine BlanquistInnen waren. Die Koalition aus Bolschewiki und linken SozialrevolutionärInnen konnte aber nicht nur die Mehrheit der Sowjets auf ihre Seite ziehen, sondern auch die Mehrheit des russischen Volkes, der BäuerInnen. Dies ganz einfach deshalb, weil das erste Dekret des Sowjetkongresses im Oktober das Land der GroßgrundbesitzerInnen auf die kleinen BäuerInnen aufteilte.
Die Unwahrheit der Legende vom Putsch der Bolschewiki, gaben unter dem unmittelbaren Eindruck der Oktoberrevolution sogar erklärte GegnerInnen der Bolschewiki zu. Der Menschewik Suchanow schreibt beispielsweise:
„Es ist sichtlich unsinnig, von einem Militärputsch zu sprechen, wenn hinter der Partei der überwältigende Teil der Bevölkerung steht und die Partei de facto bereits die gesamte reale Macht und Autorität erobert hat.“ Der französische Historiker Marc Ferro erklärt den Erfolg der Bolschewiki aus der Politik der provisorischen Regierung seit Februar: „Die Bolschewisierung war in erster Linie Ausdruck der Radikalisierung der Massen und somit Ausdruck des demokratischen Willens (…) Die Radikalisierung der Massen erklärt sich ausreichend aus der Wirkungslosigkeit der Regierungspolitik (seit Mai mit sozialistischer Beteiligung), die unter dem Deckmantel, es sei notwendig, Prozeduren zur Versöhnung zwischen den herrschenden Klassen und den Volksmassen einzuführen, agierte. Die Verhandlungen führten nicht zur Veränderung der bestehenden Ordnung, sondern zu deren Verlängerung (…) Daher rührte die Unzufriedenheit, in den Städten wie auf dem Lande.“ (MANDEL, (1992, [18]) S. 20/21)
Die Partei, die bei den Wahlen zur Konstituierenden Versammlung stimmenstärkste Partei wurde – die Sozialrevolutionäre Partei – spaltete sich und ihr linker Flügel, der die überwältigende Mehrheit der Partei verkörperte, schloss sich der Sowjetregierung an. Dies zeigte sich auch bei den Delegierten der SR zum Sowjetkongress.
Die Mehrheit von linken SR und Bolschewiki spiegelte sich jedoch nicht in der Konstituierenden Versammlung wieder. Dort waren die rechten pro-kapitalistischen SozialrevolutionärInnen gegenüber den linken pro-sozialistischen SozialrevolutionärInnen in der Mehrheit. Die Abgeordneten der rechten SR vertraten zu diesem Zeitpunkt aber nicht mehr den Willen der Parteimehrheit und nicht mehr den Willen der BäuernInnenschaft. Der Parlamentsklub der SR spiegelte nicht die Mehrheitsverhältnisse der SR und der SR- WählerInnenschaft wieder.
Formal waren die Bolschewiki und die linken SozialrevolutionärInnen also in der Konstitutionellen Versammlung in der Minderheit. Diese drückte jedoch die Stimmung der Bevölkerung nicht aus. Die Konstitutionelle Versammlung stellte sich gegen die Gesetze des Sowjets, wie das Gesetz zur Aufteilung des Landes unter die Bauern und Bäuerinnen. Als die Bolschewiki darauf die Konstitutionelle Versammlung schlossen, regte sich in der gesamten russischen Gesellschaft kein Widerstand obwohl zu diesem Zeitpunkt das neue Regime noch über keine Repressivkraft verfügte. (Die Rote Armee wurde erst später gegründet und die alte zaristische Armee war durch die Revolution zerfallen.) Dies zeigt die überwältigende Mehrheit mit der die Sowjetregierung im Oktober ausgestattet war.
Waren die Bolschewiki tatsächlich keine VertreterInnen des Proletariats?
„Eine Bemerkung haben wir hier allerdings hinzuzufügen: die Partei, von der hier Lenin spricht (Anm. des Verf.: die Bolschewiki), war weder sozialistisch, noch konnte man behaupten, dass das Proletariat in ihr organisiert wäre.“ (BRENDEL,[3])
„Als Rosa Luxemburg zu Anfang dieses Jahrhunderts diese Auffassungen (Anm. des Verf.: von Lenin von der Partei ) kritisierte, hatte sie recht, gleichzeitig jedoch auch unrecht. Recht hatte sie insofern, als die leninistische Verschwörerorganisation mit den natürlichen – d. h. aus dem, beim Kapitalverhältnis vorausgesetzten, Klassengegensatz emporwachsenden – Organisationsformen der kämpfenden Arbeiter nichts zu tun hatte. Was sie aber übersah – und damals wohl auch übersehen mußte – war, dass es einen solchen Kampf der Proletarier im modernen Sinne in Russland entweder nur in sehr kleinem Ausmaß oder überhaupt nicht gab.(Hervorgehoben vom Verf.)“ (BRENDEL,[3])
Welche Rolle die Bolschewiki wirklich in der russischen ArbeiterInnenklasse spielten, zeigen die Wahlen zur Konstituierenden Versammlung. Die Stimmen verteilten sich unter den ArbeiterInnenparteien folgendermaßen:
Bolschewiki: 9,844,637 Stimmen
Menschewiki: 1,364,826 Stimmen
Andere SozialistInnen und AnarchistInnen: 601,707 Stimmen
(ANWEILER, (1975, [2] S. 220.))
Die Parteimitgliedschaft entwickelte sich explosiv. Im Februar 1917 gab es in Russland gerade einmal ein paar tausend bolschewistische Parteimitglieder. Im April waren es 80.000, und bis August 1917 stieg die Parteimitgliedschaft auf 240.000 (ANWEILER, (1975, [2] S.187f) Im Oktober 1917 betrug die Mitgliedschaft 400.000 (LIEBMANN (1973, [11] S.158). Bei einer ArbeiterInnenschaft von 3 Millionen bedeutet das, dass wahrscheinlich jede/r zehnte ArbeiterIn in der Partei war. Lediglich eine kleine Minderheit der Parteimitglieder waren BäuerInnen.
Am interessantesten ist jedoch der Einfluss der Bolschewiki in den Gewerkschaften. Die Gewerkschaften selbst entwickelten sich ungeheuer zwischen Februar und Oktober. Beispielsweise hatte die Metallarbeitergewerkschaft im Mai 1917 54.000 Mitglieder und im August 138.000 bei einem Beschäftigungsstand in der Metallindustrie von 546.100.
Am Ende des Jahres 1917 hatten die Gewerkschaften insgesamt 544.527 in 236 Teilorganisationen. (KEEP (1963, [10]) S.101)
Um den Einfluss der Bolschewiki zu sehen brauchen wir uns nur die Wahlergebnisse der Gewerkschaftswahlen anzusehen. Im Juni 1917 hatten beim All-Russischen Kongress der Gewerkschaften die Bolschewiki 36,4 % der Delegierten auf ihrer Seite während die Mehrheit bei den Menschewiki war. Im September 1917, bei der demokratischen Konferenz der Gewerkschaften, lagen die Bolschewiki bei 58 %, während Menschewiki und rechte SozialrevolutionärInnen zusammen lediglich 38, 4 % auf sich vereinigen konnten. (ANWEILER (1975, [2]) S.187f)
Angesichts so einer Stimmenverteilung im Proletariat und der Mehrheitsverhältnisse im Sowjetkongress kann niemand mit Recht von einer Diktatur der Partei sprechen.
Es handelte sich um die Diktatur des Proletariats, die im Kampf gegen das alte System und gegen die faschistische Weiße Armee die Mehrheit der Bauern und Bäuerinnen hinter sich versammeln konnte.
Rosa Luxemburg stand trotz einiger Differenzen eindeutig auf Seiten der Revolution und der Bolschewiki. (Vergleich: LUXEMBURG (1918, [12]) So schrieb sie 1918:
„Die Lenin-Partei war somit die einzige in Russland, welche die wahren Interessen der Revolution in jener ersten Periode begriff, sie war ihr vorwärtstreibendes Element, als in diesem Sinne die einzige Partei, die wirklich sozialistische Politik treibt.
Dadurch erklärt sich auch, dass die Bolschewiki, im Beginn der Revolution eine von allen Seiten verfemte, verleumdete und gehetzte Minderheit, in kürzester Zeit an die Spitze der Revolution geführt wurden und alle wirklichen Volksmassen: das städtische Proletariat, die Armee, das Bauerntum, sowie die revolutionären Elemente der Demokratie, den linken Flügel der Sozialisten-Revolutionäre, unter ihrer Fahne sammeln konnten.“ (LUXEMBURG (1918, [12]))
Lag das Konzept von Lenin tatsächlich in einer bürgerlichen Revolution?
Brendel behauptet nicht nur, dass die Bolschewiki in Russland eine bürgerliche Revolution durchführten. Er behauptet auch, dass dies ihr bewusster Plan war. Dazu gibt er folgendes Zitat:
„Lenin hat die Eigentümlichkeit der Russischen Revolution sehr genau erkannt. Die Marxisten“, schrieb er, „sind vom bürgerlichen Charakter der russischen Revolution unbedingt überzeugt. Was bedeutet das? Das bedeutet, dass jene demokratischen Umgestaltungen der politischen Ordnung und jene sozialökonomischen Umgestaltungen, die für Russland notwendig geworden sind, an und für sich nicht nur keine Untergrabung des Kapitalismus, keine Untergrabung der Herrschaft der Bourgeoisie bedeuten, sondern dass sie umgekehrt zum ersten mal gründlich den Boden für eine breite und rasche … Entwicklung des Kapitalismus säubern …“ (BRENDEL,[3])
Dieses Zitat stammt aus dem Jahr 1905. Hier geht Brendel nicht ganz ehrlich vor. Wenn es um eine Einschätzung der Russischen Revolution von 1917 geht, sollte Brendel Lenin aus dem Jahr 1917 zitieren und nicht aus dem Jahr 1905. Die Einschätzung von Lenin änderte sich nämlich zwischen 1907 und 1917 fundamental. Bereits im Februar 1917 war Lenin zum Schluss gekommen, dass das Proletariat in Form der Sowjets die Macht übernehmen müsse, dass zu diesem Zweck auch die ökonomische Machtübernahme des Proletariats, die Beseitigung des Kapitalismus notwendig werden würde.
In den Aprilthesen (LENIN (1917, [8])) von Lenin kann jeder nachlesen, dass die Bolschewiki den „Sturz des Kapitals“ anstrebten, und weiter die „sofortige Verschmelzung aller Banken des Landes zu einer Nationalbank, die der Kontrolle des Arbeiterdeputiertenrates untersteht“ und die „Übernahme der Kontrolle der gesellschaftlichen Produktion und Verteilung der Erzeugnisse durch den Arbeiterdeputiertenrat“ forderte.
Lenin sah aber gleichzeitig in Russland selbst die Bedingungen für einen Sieg des Sozialismus nicht gegeben. Seiner Meinung war die Aufgabe der Russischen Revolution die, einen Startschuss für eine sozialistische Revolution in den fortgeschrittenen Ländern Europas zu setzen. Im Schlepptau der deutschen, französischen oder britischen ArbeiterInnenklasse könnte Russland den sozialistischen Aufbau entwickeln.
Kurz: Lenin nahm 1917 die Haltung von Trotzki an, die dieser bereits 1905 in seinem Buch „Ergebnisse und Perspektiven“ entwickelte – die Theorie der permanenten Revolution.
Lenin und Trotzki hatten eine sehr realistische Auffassung von den begrenzten Möglichkeiten des russischen Proletariats unter den Bedingungen einer ausbleibenden deutschen Revolution.
Lenin und Trotzki waren sich darüber bewusst, dass die russische ArbeiterInnenklasse verloren wäre ohne eine europäische sozialistische Revolution:
„Wir sind weit davon entfernt auch nur die Übergangsperiode vom Kapitalismus zum Sozialismus durchschritten zu haben. Wir haben uns nie der Hoffnung hingegeben, dass wir sie ohne die Hilfe des internationalen Proletariats beenden könnten. Wir hatten nie Illusionen über diesen Punkt. Der Sieg des Sozialismus in einem einzigen Land ist klarerweise unmöglich. Unser Kontingent aus Arbeitern und Bauer, das die Sowjetmacht aufrechterhält, ist nur ein Kontingent einer großen Weltarmee, die zurzeit durch den Weltkrieg gespalten wird, die aber nach Einheit strebt. Wir können heute schon klar sehen wie weit die Entwicklung der Revolution gehen wird. Die Russen begannen sie – die Deutschen, die Franzosen und die Engländer werden sie beenden, und der Sozialismus wird siegreich sein.“ (LCW (1966, [9], Bd. 26, S.465 –472, übersetzt aus dem Englischen, J.F.)
So schrieb Lenin im Jahr 1918. Im Jahr 1919 klang seine Prognose schon viel mahnender:
„Unter allen Umständen, unter allen denkbaren Umständen, wenn die deutsche Revolution nicht kommt, sind wir verloren.“ (LCW, (1966, [9] Bd. 27. S.98, übersetzt aus dem Englischen, J.F.)
„Unsere Rückständigkeit hat uns an die Frontlinie gestellt, und wir werden zu Grunde gehen, wenn es uns nicht gelingt auszuhalten bis wir von den Arbeitern, die sich in anderen Ländern zum Aufstand erheben, machtvolle Hilfe bekommen.“ (Ebenda, S.232)
Lenin selbst war auch die Gefahr der russischen Bürokratie im Falle einer Isolation der Revolution bewusst. Er bezeichnete den „typischen russischen Bürokraten“ des Sowjetstaates im Jahre 1922 als Schurken, Gewalttäter und großrussischen Chauvinisten und zwar in einem Artikel, der sich gegen Stalin richtete. Lenin schrieb weiter die prophetischen Worte:
„Kein Zweifel, dass der verschwindende Prozentsatz der sowjetischen und sowjetisierten Arbeiter in diesem Meer des chauvinistischen Packs ertrinken wird wie die Fliege in der Milch.“ (LENIN (1988, [7]) S.21)
Hier in seinen letzten privaten Aufzeichnungen ist klar ersichtlich worin Lenin seine soziale Basis erblickte, eine Basis, die ihm und der russischen Revolution immer treu ergeben war: Die sowjetisierten ArbeiterInnen des Oktobers 1917, die TrägerInnen der Sowjets, die über die vier folgenden Jahre sich über ganz Russland verteilte, um einen neuen Staat und eine neue Armee aufzubauen.
War Lenins Verhalten, die Führung einer Revolution in Russland zu übernehmen, trotz seines Wissens, dass diese in Isolation scheitern musste, falsch? Aus zwei Gründen sicherlich nicht. Erstens war die Prognose der europäischen Revolution alles andere als falsch. Die Revolutionen gelangten nur auf Grund der konterrevolutionären Rolle der Sozialdemokratie nicht zum Sieg. (Vergleiche BROUE, P (1971, [5]))
Der englische Premierminister Lloyd George schrieb 1918:
„Ganz Europa ist von einem revolutionären Geist durchdrungen. Es gibt ein tiefes Gefühl nicht nur der Unzufriedenheit sondern des Zornes und der Revolte unter den Arbeitern gegen die Vorkriegsbedingungen. Die ganze existierende Ordnung, in ihren politischen, sozialen und wirtschaftlichen Aspekten, wird durch die Bevölkerungsmassen von einen Ende Europas zum anderen in Frage gestellt.“ (CARR (1966, [6]) S.135-6, übersetzt aus dem Englischen J.F.)
Zweitens war die Oktoberrevolution für Russland unbedingt notwendig. Hätten die Bolschewiki die Macht zurückgewiesen, hätte im Zentrum der Faschist Kornilow die Macht übernommen und die sozialistischen ArbeiterInnen zu 100.000den massakriert, wie es später Hitler in Deutschland gemacht hat. Am Land hätten sich Millionen Bauern und Bäuerinnen in anarchischen Aufständen gegen die GutsbesitzerInnen erhoben, die nach einer Zeit des Bürgerkriegs ziellos in sich zusammengebrochen wären. Am Schluss wäre das rohstoffreiche Russland von den imperialistischen Großmächten zerstückelt worden wie China im 19. Jahrhundert.
Wurden die Sowjets von den Bolschewiki gleich geschaltet?
Bis zum Frühjahr 1918 herrschte im roten Teil Russlands die lebendigste ArbeiterInnendemokratie. Alle politischen Strömungen genossen die vollsten demokratischen Rechte. 1920 sprach Lenin selbst davon, Russland sei ein ArbeiterInnenstaat mit Deformationen. Lenin selbst war also im Jahr 1920 der Meinung, Russland sei kein gesunder ArbeiterInnenstaat mehr. Was ist inzwischen passiert?
Kurz nach der Oktoberrevolution wurde die junge ArbeiterInnendemokratie von den imperialistischen Großmächten und der faschistischen Konterrevolution der Weißen Armee angegriffen. Diese beiden Aggressoren konnten nur durch den Aufbau der Roten Armee und durch die Unterordnung der Ökonomie unter die Erfordernisse des Krieges gestoppt werden.
Es ist falsch von einer Gleichschaltung der Sowjets im Frühjahr 1918 zu sprechen. Richtig ist, dass die anfangs autonomen ArbeiterInnenkomitees in den Fabriken der Leitung der Sowjets untergeordnet wurden. Die ArbeiterInnen einer Fabrik konnten nicht mehr autonom ihren Produktionsplan, Löhne und ihre Arbeitszeit bestimmen, sie mussten sich mit dem Sowjet absprechen. Dies war unerlässlich zur Organisation der Kriegsproduktion, zur Organisation der Selbstverteidigung der Revolution.
Erst der Bürgerkrieg führte zu folgenden Erscheinungen, die genauer erläutert werden müssen und die zu einem Zustand führten, in dem die Sowjetdemokratie sich nicht mehr voll entfalten konnte:
1. Der fortgeschrittene, sozialistische Teil der ArbeiterInnenklasse, die Avantgarde der Rätedemokratie, baute gemeinsam mit der Hälfte aller Mitglieder der Kommunistischen Partei die Rote Armee auf.
2. Ein anderer Teil der klassenbewussten ArbeiterInnen vor allem aus Petrograd verteilte sich überall in Russland um den neuen Sowjetstaat aufzubauen.
3. Die Städte entvölkerten sich durch den Zusammenbruch der Industrie. In den Worten von Bucharin kam es zum Zerfall des Proletariats als Klasse.
4. Die oppositionellen Parteien, auch die sozialistischen liefen in das Lager der pro-kapitalistischen Konterrevolution über und mussten bekämpft und verboten werden. Die sozialistischen Parteien abgesehen von den Bolschewiki hörten also auf sozialistisch zu sein.
Kommen wir zum ersten Punkt: Die Rote Armee kämpfte an duzenden Fronten und umfasste sechs Millionen KämpferInnen. Das Rückgrat der Roten Armee war die sozialistisch gesinnte ArbeiterInnenklasse der Industriestädte, in erster Linie die ArbeiterInnen von Petrograd. Es gab 1917 nur 3 Millionen ArbeiterInnen in Russland, mindestens 1,5 Millionen davon – sicherlich die überwältigende Mehrheit der revolutionären ArbeiterInnenklasse – gingen in die Roten Armee. Auf diese Weise verließen die TrägerInnen des Sowjetstaates ihre Fabriken, ihre Städte und damit die Sowjets.
Der zweite wesentliche Punkt betrifft die oppositionellen Parteien. Bereits im Juni 1918 nach der Rebellion der Tschechischen Legion (tschechische Nationalisten, die mit der Weißen Armee und den Alliierten in Verbindung standen) in Westsibirien, traten die Menschewiki und die rechten SozialrevolutionärInnen einer antibolschewistischen Gegenregierung in Ufa bei. Diese Regierung konspirierte mit dem weißgardistischen General Koltschak und mit Japan gegen die Bolschewiki. Die Regierung von Ufa stellte sich offen gegen die Sowjetmacht und trat für die Wiederherstellung des Kapitalismus ein. Gleichzeitig ging in Deutschland die SPD Spitze gemeinsam mit faschistischen Reichswehrtruppen (sogenannte „Freikorps“) gegen aufständische SozialistInnen vor.
Unter diesen Bedingungen des Krieges und des Belagerungszustandes, unter den Bedingungen der Todfeindschaft zwischen Bolschewismus und Menschewismus, war es notwendig die Parteien der rechten Sozialrevolutionäre und Menschewiki zu verbieten: Parteien, die offen gegen die Sowjetmacht auftraten und gewaltsam dagegen agierten. Jede Regierung der Welt verbietet Parteien, die sich mit Waffengewalt gegen die Verfassung und gegen die Grundlagen des Staates an sich stellen. Dies umso mehr, wenn sich der Staat im Zustand des äußersten Überlebenskampfes befindet.
Man muss auch klar feststellen, dass im Jänner 1920 als die Weiße Armee niedergeworfen wurde, das Parteienverbot wieder gelockert und teilweise aufgehoben wurde, dass drei Monate später aber bereits das damals reaktionäre Polen die Sowjetunion attackierte.
Lenin und Trotzki positionierten sich immer klar und deutlich, dass sie im Frieden für die Legalisierung sämtlicher nicht-faschistischer Parteien seien, dass sie das Parteienverbot nur als Kriegsmaßnahme für nötig hielten. (In der Zeit von der Oktoberrevolution bis zum Bürgerkrieg wurden auch nur die faschistischen „Schwarzhunderter“ verboten.)
Die linken SozialrevolutionärInnen stiegen nach den Verhandlungen von Brest-Litowsk im Frühling 1918 aus der Regierung aus, weil sie dafür waren, den Krieg mit Deutschland fortzusetzen und weil sie sich gegen die Nahrungsmittelrequirierungen, auch bei der reichen BäuerInnenschaft, stellten. Sie begannen eine Kampagne mit terroristischen Attentaten gegen die FührerInnen der Revolution und erschossen mehrere bolschewistische Regierungsmitglieder, und unternahmen den Versuch Lenin zu ermorden. Es ist klar, dass eine Partei, die sich mit terroristischen Methoden gegen die Regierung stellt, verboten werden muss.
Unter diesen Bedingungen, dass sich alle oppositionellen Parteien im Bürgerkrieg auf die Gegenseite stellten, dass die gesamte revolutionäre ArbeiterInnenklasse in der Roten Armee kämpfte, war klar, dass die lebendige Rätedemokratie absterben musste.
Unter den konkreten Umständen, in denen die revolutionäre ArbeiterInnenschaft in der Armee war, konnten die Sowjets nicht das Herrschaftsinstrument dieser revolutionären ArbeiterInnenschaft sein. Unter den Bedingungen, dass alle oppositionellen Parteien für eine Wiederherstellung des Kapitalismus eintraten oder wie die linken SR die kleinbürgerlichen Interessen der Großbauern und –bäuerinnen über die Nahrungsmittelversorgung der Städte stellten, wurden die Bolschewiki zur einzigen Partei, die die Interessen der revolutionären ArbeiterInnenklasse vertrat.
Die Regierung Lenin-Trotzki verkörperte weiter die Diktatur des Proletariats. Die überwiegende Mehrheit der ArbeiterInnenklasse vom Oktober 1917, die sich jetzt in der Roten Armee und im neuen Staatsapparat befand, kämpfte wie verbissen um den Sieg der Revolution.
Diese Tatsache kann keine Statistik der Welt beweisen. Wer jedoch daran zweifelt, der soll erklären, wie es möglich gewesen wäre, dass sich die Bolschewiki gegen 21 Interventionsmächte und die Weiße Armee behaupten hätten können, wenn sie nicht die aktivste Unterstützung der Mehrheit der ArbeiterInnenklasse und zumindest meistens die Unterstützung der Mehrheit der Bauern und Bäuerinnen gehabt hätten. Ohne diese wäre es in einem rückständigen Land, das nicht auf einen erneuten Krieg vorbereitet war, nie gelungen einen Bürgerkrieg zu gewinnen, indem schon ein großer Teil des Landes unter feindliche Kontrolle gefallen war. Zum Zeitpunkt des Kronstädter Aufstandes kontrollierten die Bolschewiki nur noch das Gebiet rund um Moskau und Petrograd. Dennoch gelang es den Krieg zu gewinnen, da die Weißen zu klar gegen die Interessen der Mehrheit der armen BäuerInnen handelten: Dort, wo sie siegten, wurden alle Linken, aufständischen BäuerInnen, JüdInnen, etc. erschossen und das Land den früheren BesitzerInnen zurückgegeben.
Was war der Hintergrund des Kronstädter Aufstandes?
Der vierjährige Bürgerkrieg nach drei Jahren Weltkrieg versetzte Russland in einen Zustand der Agonie am Rande der Barbarei. Die Anzahl der IndustriearbeiterInnen lag bereits im Jahr 1919 76 % unter dem Niveau von 1917. Die Einwohnerzahl von Petrograd fiel von 2,400,000 im Jahr 1917 auf 574,000 im Jahr 1920.
Die Produktion der verarbeitenden Industrie lag 1920 bei 12,9 % des Vorkriegsniveaus. Die Ernte ging zwischen 1917 und 1919 um 16% zurück. 1921 erreichte die Ernte nur 42% des Vorkriegsniveaus. 7,5 Millionen RussInnen starben zwischen 1917 und 1922 an Hunger, Seuchen und Kälte. (Vergleiche BROUE (1963, [5]))
Die normalen Austauschbeziehungen zwischen Stadt und Land gestalteten sich in Friedenszeiten so, dass die Stadt verarbeitete Produkte gegen Nahrungsmittel tauschte. Weil aber jetzt die Industrie für die Kriegsproduktion arbeitete bekamen die BäuerInnen von den ArbeiterInnen nichts für die Produkte. Nahrungsmittel, die von reichen BäuerInnen über den Eigenbedarf hinaus gehortet wurden, mussten von den Requirierungskommandos der ArbeiterInnen der Städte beschlagnahmt werden.
Solange sich die Bauern durch die Weiße Armee bedroht sahen, also bis Herbst 1920, tolerierten sie die Nahrungsmittelrequirierungen halbherzig. Sie kämpften überwiegend für die Rote Armee und gegen die Weiße Armee. Gleichzeitig sammelte sich bei vielen Bauern und Bäuerinnen schon die ganze Zeit über ein stiller Hass gegen die „KommunistInnen“, die mit den Nahrungsmittelrequisitionen verbunden wurden.
Im Herbst 1920 entlud sich dieser Hass immer stärker. Riesige BäuerInnenhaufen begannen Städte zu überfallen und führten Pogrome an KommunistInnen und auch an JüdInnen durch. Ab September 1920 gibt es große BäuerInnenaufstände in Sibirien. Es folgen die Aufstände von Makhno in der Ukraine. Angehörige der Schwarzen Armee des Bauernführers Makhno begannen Versorgungszüge der Städte und der Roten Armee zu überfallen und zu plündern. Ende 1920 gab es in ganz Russland über 50 bäuerliche Aufstandsherde. Der Sozialrevolutionär Antonov versammelte eine Armee von 50.000 Bauern in Tambov gegen die Bolschewiki. (Vergleiche: BROUE (1963, [5]))
Was sich hier abzeichnet ist ein Konflikt zwischen ArbeiterInnenklasse und BäuerInnenschaft, ein Konflikt zwischen Stadt und Land. Die Bauern und Bäuerinnen vertraten in diesem Zusammenhang keine direkten konterrevolutionären Interessen, sondern, in den Worten von Lenin, „demokratisch-kleinbürgerliche Interessen“. Doch ihr Aufstand hatte einen antisozialistischen Charakter. Es war klar, dass der größte Profiteur einer Destabilisierung der bolschewistischen Herrschaft die Weiße Armee wäre. Der Aufstand der Bauern und Bäuerinnen richtete sich gegen das Proletariat und gegen die Stadt an sich, denn ein Stopp der Nahrungsmittelrequirierung bedeutete den Hungertod der Städte. Dieser Konflikt zwischen ArbeiterInnenklasse und BäuerInnen bildet den Hintergrund der Revolte von Kronstadt.
Die Hauptsorge der Bolschewiki bestand darin, dass ein siegreicher Aufstand in Kronstadt den Startschuss für einen allgemeinen gesamtrussischen Bauernaufstand darstellen würde. Die Folge wäre ein allgemeines Chaos gewesen, das die Weiße Armee und vor allem das konterrevolutionäre Polen für einen Vormarsch auf Moskau und Petersburg nutzen hätte könnten.
Die Hauptforderungen der Bauern und Bäuerinnen bestanden in der Forderung nach der Abschaffung der Requirierungen, nach der vollen Verfügungsgewalt des Bauern über sein Land, nach der vollen Handelsfreiheit für die BäuerInnen mit den Städten.
Brendel behauptet in seinem Text, die Rebellion von Kronstadt sei Höhepunkt einer allgemeinen proletarischen Revolution gewesen, der so genannten dritten Revolution, die sich gegen die bürgerlichen Bolschewiki richtete. Er behauptet, dass die Rebellion von Kronstadt in Zusammenhang mit einer allgemeinen Unruhe steht, die das ganze Land erfasst hat, dass sie in Zusammenhang mit der Streikwelle in Petrograd und Moskau steht, und dass aus dieser Unruhe als politische Kraft die ArbeiterInnenopposition hervorging, die für die Ausschaltung der bolschewistischen Partei eintrat.
Brendel hat Recht mit der allgemeinen Unruhe, die das Land um die Jahreswende 1920/21 erfasst hatte. Doch handelte es sich nicht um eine proletarische, sondern um eine bäuerliche Unruhe. Die BäuerInnenschaft kämpfte gegen den Kriegskommunismus, um freie Verfügung über das eigene Land und freien Handel mit der Stadt. Der Kriegskommunismus und die Versorgung der Städte mit Nahrungsmittel waren beide aber ein unbedingtes Erfordernis des Krieges gegen die faschistische Weiße Armee, gegen das konterrevolutionäre Polen und die imperialistische Intervention, sie waren ein unbedingtes Erfordernis der Selbstverteidigung der russischen Revolution.
So weit zur allgemeinen Unruhe, aber wie sieht es mit den anderen Argumenten von Brendel aus, mit den Streiks in Petrograd und der ArbeiterInnenopposition?
Welche Rolle spielte die ArbeiterInnenopposition in Kronstadt? Welche Rolle spielten die Streiks in Petrograd?
„Am 24. Februar 1921 streiken die Petrograder Arbeiter. Sie fordern: Freiheit für alle Werktätigen; Aufhebung aller Sonderdekrete; freie Wahlen für die Sowjets. Es sind die gleichen Forderungen wie die, die nur wenige Tage später auch in Kronstadt erhoben werden. Eine allgemeine Unruhe hat das Land erfasst. Um die Jahreswende 1920/21 ist das bolschewistische Russland der Schauplatz einer tiefen Auseinandersetzung. Unmittelbar geht daraus die von zwei ehemaligen Metallarbeitern geführte „Arbeiter-Opposition“ hervor. Sie verlangt die Ausschaltung der bolschewistischen Partei, Aufhebung der Parteidiktatur und ihre Ersetzung durch die Selbstregierung der produzierenden Massen. Mit einem Wort: sie verlangt Rätedemokratie und Kommunismus!“ (BRENDEL,[3])
Ab Februar 1921 kommt es zu Streiks und Demonstrationen in Petrograd und Moskau. Die erste Hauptforderung der Streikenden ist eine Erhöhung der Nahrungsmittelrationen. Es liegt auf der Hand, dass diese nur möglich gewesen wäre, wenn die Requirierungen erhöht werden hätten können. Die ArbeiterInnen konnten nur befriedigt werden indem der Druck auf die BäuerInnen erhöht werden würde. Diese Streiks haben jedoch einen anderen Charakter als die Unruhen der BäuerInnenschaft. Die Bauern und Bäuerinnen kämpften gegen die KommunistInnen mit tödlichem Hass in der Brust. Die Streiks der ArbeiterInnen konnten sowohl in Moskau als auch in Petrograd ohne Blutvergießen friedlich beendet werden, meistens durch Reden führender Bolschewiki. Die Streiks der ArbeiterInnen waren teilweise von der ArbeiterInnenopposition beeinflusst. Diese war eine Strömung der Bolschewistischen Partei, die zum Beispiel für die sofortige Durchsetzung der 40 Stundenwoche und für Lohnerhöhungen auch unter den Bedingungen des Bürgerkriegs eintrat. Diese ArbeiterInnenopposition war aber gleichzeitig der schärfste Gegner der bäuerlichen Unruhen, sie trat offen für eine Besserstellung der ArbeiterInnen auf Kosten der BäuerInnen ein. Die ArbeiterInnenopposition verurteilte konsequenterweise auch den Aufstand der Kronstädter Matrosen und beteiligte sich sogar an der Erstürmung von Kronstadt. Es ist eine blanke Unwahrheit, dass die ArbeiterInnenopposition in dieser Zeit eine Ausschaltung der Bolschewistischen Partei verlangte. Sie betrachtete sich als Strömung der Bolschewistischen Partei. Der Kronstädter Aufstand führte zu einer Beruhigung der Situation in den Fabriken. Nachdem die ArbeiterInnen von Petrograd ihre Stadt durch die Weiße Armee bedroht sahen, stellten sie ihren Widerstand völlig ein und gingen an die Arbeit.
Die ArbeiterInnenstreiks übernahmen teilweise die oben aufgezählten Forderungen der BäuerInnen und forderten auch Neuwahlen für die Sowjets, sie nahmen jedoch nie Forderungen wie „Nieder mit den Kommunisten!“ auf, wie es die BäuerInnen zum Teil taten.
Selbst wenn wir die ArbeiterInnenstreiks in einer Einheit mit den bäuerlichen Unruhen sehen wollen ist klar, dass die Initiative in der Bewegung 1920/21 von den BäuerInnen ausgeht, dass die BäuerInnen der entschlossene Teil waren und die ArbeiterInnen den schwankenden und hinterher treibenden Teil darstellten. Die BäuerInnen kämpften verbissen bis aufs Blut, die ArbeiterInnen ließen sich meist durch Reden beschwichtigen. Die BäuerInnen begannen im September mit Unruhen, die ArbeiterInnen folgten im Februar.
Genau das ist aber nicht die logische Definition einer proletarischen Bewegung, einer „dritten proletarische Revolution“. Während der Russischen Revolution, also von Februar bis Oktober, kämpften die ArbeiterInnen immer wieder todesmutig für den Umsturz, während der Bauernaufstand erst gegen Ende richtig begann.
Eine andere Tatsache müssen wir uns noch vor Augen führen. Die wichtigsten ökonomischen Kernforderungen der gesamten Bewegung von 1920/21 waren die Forderung nach der vollen Verfügbarkeit der BäuerInnenschaft über das eigene Land und die Ernte und die Forderung des freien Austauschs zwischen Stadt und Land. Diese Forderung, die sich gegen die Requirierungen richtete, war keinesfalls eine proletarische Forderung. Das Proletariat konnte nur durch Requirierungen am Leben erhalten werden. Die meisten ArbeiterInnen hatten nichts was sie gegen Lebensmittel am Land eintauschen konnten. Lediglich besser gestellte ArbeiterInnen oder Leute, die individuell auf irgendeine Weise zu Gütern gelangten, konnten am Austausch mit dem Land und an der Abschaffung der Zwangseintreibung von Nahrungsmittel für die Städte ein Interesse haben. Die ökonomischen Forderungen der Bewegung waren also in der Tendenz kleinbürgerlich und richteten sich sogar direkt gegen den ärmsten Teil der ArbeiterInnenklasse.
Es ist seltsam, dass im Fall der Russischen Revolution Brendel von einer bürgerlichen Revolution spricht, während er die allgemeine Unruhe der Jahreswende 1920/21, die von bäuerlichen Aufständen ausging, als proletarische Bewegung sieht. Hier geht es nicht darum Behauptung gegen Behauptung zu stellen, sondern die innere Logik der Behauptungen einer genauen Überprüfung zu unterziehen.
War die Kronstädter Garnison tatsächlich die Avantgarde der russischen ArbeiterInnenklasse?
Brendels Hauptthese ist, dass die Kronstädter Aufständischen die Avantgarde des Proletariats verkörperten. Er vertritt die These, die Kronstädter von 1921 wären dieselben „Reinsten der Reinsten“ Bolschewiki, die 1917 eine entscheidende Rolle im Oktoberumsturz spielten. Diese These ist unhaltbar.
Kronstadt war aufgrund seiner schweren Artillerie ein fast 100% sicherer Wall gegen einen Seeangriff auf Petrograd. Umgekehrt konnte Petrograd, im Fall einer Eroberung von Kronstadt durch eine feindliche Flotte, kaum gehalten werden.
Wegen seiner relativen Sicherheit und der Zuverlässigkeit der Einheiten wurden schon ab 1918 die revolutionären Einheiten von Kronstadt in die Zentren des Bürgerkrieges verlegt. In Kronstadt selbst wurden die abgezogenen revolutionären Einheiten durch neue bäuerlich dominierte Rekruten ersetzt. Bereits 1919 war die Garnison in Kronstadt stark bäuerlich geprägt. 1921 waren ¾ der Garnison in Kronstadt neue Rekruten bäuerlicher Herkunft. (AVRICH, S.134). Viele Rekruten wie beispielsweise auch Petritchenko, der Führer der Rebellion selbst, waren ukrainische Bauern, die vom letzten Fronturlaub voller Hass gegen die „KommunistInnen“ und deren Nahrungsmittelrequirierungen zurückkehrten. (WIKIPEDIA,[15])
Selbst wenn es stimmen würde, dass die russische Revolution eine bürgerliche Revolution gewesen wäre, so stimmt es sicherlich nicht, dass Kronstadt wie Cajo Brendel behauptet ein proletarischer Ausläufer sei. Das hätte sicherlich nicht einmal Petritschenko höchstpersönlich behauptet.
Was geschah tatsächlich in Kronstadt?
Bevor wir auf die Chronologie der Ereignisse eingehen, müssen wir noch eine militärische Hintergrundinformation liefern. Der Aufstand von Kronstadt begann Anfang März. Der finnische Meerbusen war bis Ende März vereist. Nach der Eisschmelze Ende März hätte die französische Flotte in Kronstadt landen können. Keinesfalls konnten es die Bolschewiki unter den Bedingungen des Krieges zulassen, dass ein eisfreies Kronstadt auch nur für einen kurzen Moment nicht unter der Kontrolle der Roten Armee lag. Aber beginnen wir mit der Chronologie der Ereignisse:
Am 28. Februar 1921 beschließt eine Versammlung der Matrosen der Panzerkreuzer Sewastopol und Petropawlowsk unter dem Eindruck der eben beendeten Streikwelle in Petrograd und von Gerüchten, dass diese blutig niedergeschlagen worden wäre, ein 15 Punkteprogramm gegen die Politik der Kriegskommunismus.
Das 15 Punkte-Programm war nicht gegen die Kommunistische Partei an sich, sondern nur gegen besondere kommunistische Abteilungen gerichtet, die nicht der Petrograder Partei, sondern der Pubalt, der politischen Verwaltung der Flotte und der Roten Armee unterstanden. Den Kampf gegen diese besonderen Abteilungen betrieben auch manche Führer der Kommunistischen Partei wie beispielsweise Sinowjew. (Das 15 Punkte Programm findet sich unter (WIKIPEDIA [14]).)
Am 1. März fand eine Massenversammlung von 15.000 Teilnehmern in Kronstadt statt. Die hochrangigen Mitglieder der bolschewistischen Regierung, die als Vermittler geschickt worden waren, Kalinin und Kusmin, wurden ausgebuht und es wurde die Resolution der 15 Punkte angenommen. Kalinin machte einen entscheidenden Fehler. Er drohte den „Konterrevolutionären mit der eisernen Faust.“ Trotzki und Lenin haben sich in ähnlichen Situationen immer wieder als Vermittler bewährt. Nie hätten sie die Dummheit begangen eine aufgebrachte Masse zu provozieren. Aber trotz diesen Drohungen blieb am 1. März die Lage noch in friedlichen Bahnen.
Die eigentliche Rebellion beginnt am 2. März auf einer Kronstädter Konferenz zur Vorbereitung der Wahlen, die aus 300 Deputierten bestand und die in äußerster Unruhe stattfand. Dort wurde plötzlich, das Gerücht verbreitet, es würde in Petersburg eine ArbeiterInnenerhebung ausbrechen, und es wäre zu blutigen Zusammenstößen mit der Roten Armee mit Tausenden Toten gekommen. Daraufhin wurde der politische Kommissar Kusmin gemeinsam mit 300 Kronstädter Kommunisten verhaftet. Gleichzeitig ernannte sich das Präsidium der Vorbereitungskonferenz mit dem Matrosen Petritschenko an der Spitze zum provisorischen Revolutionskomitee von Kronstadt und ließ alle strategisch wichtigen Punkte der Insel besetzen.
Damit hat die offene Rebellion begonnen. Keine Regierung der Welt kann es tolerieren, dass ein zentraler Flottenstützpunkt beginnt Angehörige der Regierungspartei zu verhaften und sich der Leitung durch die Armee entzieht.
Am 5. März stellte Trotzki ein Ultimatum an die Kronstädter den Aufstand zu beenden und bietet allen, die sich ergeben eine Amnestie an.
Am 6. März bietet der Petrograder Sowjet an, eine Delegation der Kronstädter zu Verhandlungen zu empfangen. Das Revolutionskomitee von Kronstadt verweigert die Verhandlungen und gibt die neue Losung von „Sowjets ohne Kommunisten!“ aus. Diese Losung wurde sofort auch von bürgerlichen Kräften in Russland wie der bürgerlichen Kadettenpartei unterstützt. Es liegt auf der Hand dass unter den 1920/21 herrschenden Umständen des Bürgerkriegs und eines Erstarkens menschewistischer und sozialrevolutionärer Strömungen, die offen für die Wiederherstellung des Kapitalismus eintraten eine Zerschlagung der Bolschewistischen Partei gleichbedeutend mit einem Sieg der Konterrevolution sein hätte müssen.
Am 7. März beginnt der Angriff der Roten Armee auf Kronstadt der am 17. März mit der Einnahme von Kronstadt endet. Es handelt sich um ein einmaliges Ereignis in der gesamten Kriegsgeschichte. Eine Armee von 50.000 Elitesoldaten der Roten Arme greift ohne Deckung über eine Duzende kilometerlange Eisfläche eine Festung an, die so umfassend mit schwerer Artillerie bewaffnet ist, dass sie den Angriff der ganzen imperialistischen Flotte zurückschlagen hätte können. Am Sturm auf Kronstadt nahmen sogar 300 Delegierte zum X. Kongress der Kommunistischen Partei Russlands teil, daher ¼ aller Delegierten von denen einige ihr Leben ließen. Soviel zum Vorwurf, die KommunistInnen jener Zeit wären eine bürokratische Kaste gewesen. Welche bürokratische Kaste beteiligt sich an einem militärischen Sturm von Eliteeinheiten über eine dutzende kilometerlange deckungslose Eisfläche auf eine vor Artillerie strotzende Festung unter ständigem Maschinengewehrfeuer und Granatenbeschuss?
Die traurige Bilanz sind laut dem amerikanischen Historiker Paul Avrich 10.000 Tote auf Seiten der Roten Armee, 600 Tote auf Seiten der Kronstädter. Mehr als 8.000 Kronstädter konnten über das Eis nach Finnland flüchten. (AVRICH, (1970, [1]) S.200)
Es ist übrigens eine Legende die Person Trotzki mit allen Einzelheiten der Niederschlagung des Kronstädter Aufstands in Verbindung zu bringen. Trotzki unterschrieb das Ultimatum vom 5. März in seiner Eigenschaft als Kriegskommissar, als solcher übernahm er auch am Ende die Verantwortung für das gesamte Manöver. Die Niederschlagung wurde aber vom Verteidigungskomitee des Petrograder Sowjets ohne Trotzki organisiert (und hatte offensichtlich die Zustimmung des X. Parteitags, der sogar unterbrochen wurde, um den Delegierten die Teilnahme am Angriff auf Kronstadt zu ermöglichen).
Gab es eine Verbindung zwischen der Kronstädter Rebellion und der Weißen Armee?
Lenin und Trotzki bezeichneten den Aufstand der Kronstädter als kleinbürgerliche Rebellion. Sie glaubten, dass die Masse der Aufständischen gegen eine Intervention der Weißen Armee war, wie auch die Masse der aufständischen Bauern. Sie waren aber davon überzeugt, dass ein Sieg dieser Aufstände die Rote Armee entscheidend zu Gunsten der Weißen Armee, der polnischen Reaktion und der imperialistischen Großmächte destabilisieren würde. Deshalb schätzten sie die Bedeutung der Aufstände als konterrevolutionär ein.
Die Matrosen selbst waren sicherlich in der überwältigenden Mehrheit ehrliche Menschen deren Zorn sich gegen den Kriegskommunismus richtete:
Bucharin drückte es so aus:
„Wer sagt Kronstadt sei weiß geworden? Nein. Wir wurden gezwungen die Revolte unserer irregeleiteten Brüder wegen unserer Ideen, wegen unserer Aufgabe niederzuschlagen. Wir können die Matrosen von Kronstadt nicht als unsere Feinde betrachten. Wir lieben sie wie unsere Brüder, wie unser Fleisch und Blut.“
Heute, vor allem nach einer Untersuchung des amerikanischen Historikers Paul Avrich und dessen Durchsicht der Weißen Archive gibt es viele Indizien, dass zwar die Masse der Kronstädter nicht mit den Weißen sympathisierte, dass es aber eine tatsächliche Verbindung zwischen einzelnen ProponentInnen der Rebellion in Kronstadt und der Weißen Armee gab. Diese betreffen vor allen den ehemaligen weißen General Koslowski und den Führer des Revolutionskomitees Petritschenko.
Koslowski, ein ehemaliger General der Zarenarmee, spielte keine untergeordnete Rolle, sondern war Befehlshaber der Artillerie von Kronstadt. Er ergriff am 2. März das Wort gegen die Bolschewiki und spielte so eine Rolle bei deren Verhaftung. Dann arbeitete er die militärischen Aktionspläne des Revolutionskomitees aus. (Vergleiche: AVRICH (1970, [1]) S.100)
In den Archiven fand Avrich v. a. eine Verbindung zwischen der Weißen Armee und Petritschenko, dem Sprecher und Anführer der Rebellion. Avrich fand, dass sich Petritschenko nach 1919 den Weißen anschließen wollte, dass ihm dies aber nicht erlaubt wurde, weil er zuvor Mitlied der Bolschewiki gewesen war.(Ebenda, S.95). Im finnischen Exil nahm er sofort Verbindung mit dem Nationalen Zentrum auf, einer weißen Organisation. Am 31. Mai 1921 schrieb er sogar einen Brief an den weißen General Wrangel über die Bedeutung der Slogans „Sowjets ohne Kommunisten“ und „Alle Macht den Sowjets und nicht den Parteien“ als schlagkräftigsten Slogan für einen Sturz der kommunistischen Herrschaft. (Ebenda, S.125).
Am Gewichtigsten ist jedoch ein Dokument, das in den Archiven des Nationalen Zentrums an der Universität von Columbia liegt mit dem Titel „Denkschrift zur Frage der Organisation eines Aufstandes in Kronstadt.“ (Ebenda, S.103)
Der Französische Historiker Pierre Broué schreibt über dieses Dokument:
„Dieser Text kündigt einen baldigen, für das Frühjahr – nach der Eisschmelze – vorgesehenen Aufstand der Garnison an und drängt auf die Notwendigkeit, ein schnelles Eingreifen mit der Entsendung von Truppen des Generals Wrangel und einer Versorgung der Festung durch französische Schiffe zu organisieren. Nach diesem Plan sollte Kronstadt der Stützpunkt für eine Landung auf dem Festland sein, die die Totenglocke für die sowjetische Herrschaft einleiten sollte. (…)
Der Verfasser der Denkschrift weist zudem auf das Bestehen einer Verbindung zu einer Gruppe von Organisatoren des in Vorbereitung befindlichen Aufstandes hin.“ (BROUE, (2005 [4] S.326))
Die Bolschewiki entschieden sich im Zusammenhang mit Kronstadt für einen schnellen Angriff, weil sie in jedem Fall einer Eisschmelze zuvor kommen wollten.
Paul Avrich schreibt bezüglich einer drohenden Eisschmelze:
„Um dies zu verhindern, musste man schnell handeln: das hatten die Bolschewiki verstanden. Welche Regierung hätte sich den Luxus erlaubt, in ihrer wichtigsten strategischen Basis, umgeben von Feinden, die nur zu sehr wünschten, daraus ein Sprungbrett für eine neue Invasion zu machen, eine längere Meuterei der Marine zu dulden?“ (AVRICH, (1970, [1]) S.134)
Cajo Brendel und die NÖP
Am 8. Februar 1921, also über einen Monat vor dem Aufstand von Kronstadt, legte Lenin dem Politbüro einen Entwurf für eine grundlegende Veränderung der Wirtschaftspolitik vor. Der Kriegskommunismus soll zu Gunsten einer neuen ökonomischen Politik aufgegeben werden, um das Bündnis zwischen BäuerInnenschaft und ArbeiterInnenschaft wieder herzustellen.
Das bedeutet, dass die Nahrungsmittelrequirierungen dem freien Handel zwischen Stadt und Land weichen sollen. Die Industrie sollte leichtindustrielle Güter produzieren und diese gegen Lebensmittel tauschen.
Das bedeutete, dass Lenin und die Kommunistische Partei auf die ökonomischen Kernforderungen der Aufstandsbewegungen Rücksicht nehmen wollten. Die NÖP konnte aber erst während des X. Kongresses der KPR verabschiedet werden, der genau während der Ereignisse in Kronstadt stattfand.
Genau in der Beurteilung der NÖP wird Brendel regelrecht zynisch. Zuerst prangert er die kommunistischen UsurpatorInnen an und genau in dem Moment, in dem die Regierung Lenin anfängt, auf die ökonomische Hauptforderung der BäuerInnenschaft und des Kronstädter Aufstandes einzugehen, beschimpft er die Regierung als konterrevolutionär.
Er nimmt den Leninschen Kompromiss mit den BäuerInnen als Beispiel für den bürgerlichen Charakter der Bolschewiki, dem er den proletarischen Aufstand von Kronstadt gegenüberstellt. Er vergisst dabei, dass die Aufständischen von Kronstadt eben die Kernpunkte der NÖP forderten, und dass es die Bolschewiki waren, die so lange wie möglich versuchten den Kriegskommunismus gegen die NÖP aufrechtzuerhalten und nur unter dem Druck der Ereignisse und der bäuerlichen Aufstände umschwenkten.
Brendel würde eben so gerne in Kronstadt den „proletarischen Ausläufer“ sehen, dass „leuchtende Fanal“ einer „dritten Revolution des Proletariats“. In dieses Bild passt der im Prinzip bäuerliche Charakter des Matrosenaufstandes leider schlecht.
Gab es eine Alternative zwischen Rot und Weiß?
Der langjährige Anarchist Victor Serge schrieb über Kronstadt folgendes:
„Die Konterrevolution verwandelte die Forderung nach der freien Wahl der Sowjets zu einer der ´Sowjets ohne Kommunisten´. Wäre die bolschewistische Diktatur gescheitert, wäre es nur mehr ein kleiner Schritt zum Chaos gewesen und zu erneuten Bauernunruhen, einem Massaker an Kommunisten, der Rückkehr der Emigranten und schließlich durch reinen Druck der Ereignisse zu einer anderen Diktatur, diesmal aber anti-proletarisch, gekommen. Depeschen aus Stockholm und Talinn zeigten, dass dies eine kurzfristige Perspektive der Emigranten war: dies bestärkte die Bolschewiki Kronstadt so schnell wie möglich zu unterwerfen, was immer es auch koste.“ (SERGE (2002, [13]))
Diese These von Serge wird indirekt auch von Cajo Brendel bestätigt:
„Die Cronstädter setzten ihre Hoffnung auf „die dritte Revolution“, so wie tausende von Proletariern in Rußland auf Kronstadt hofften. Was aber als „die dritte Revolution“ bezeichnet wurde, war im agrarischen Rußland jener Tage, mit seiner verhältnismäßig geringen Arbeiterschaft und mit seiner primitiven Wirtschaft, nichts als eine Illusion. „In Kronstadt“, sagte damals Lenin zu einem Zeitpunkt, als der Aufbau der bolschewistischen Kronstadtlegende noch kaum begonnen hatte, „will man die Weißgardisten nicht, will man unsere Macht nicht – eine andere Macht gibt es aber nicht.“ Lenin hatte insofern Recht, als es sie tatsächlich in jenem Moment nicht gab, jedenfalls nicht in Russland.“ (BRENDEL,[3])
Brendel gibt also zu, dass der Kronstädter Aufstand keine neue Ordnung schaffen hätte können. Brendel gibt also zu, dass eine erfolgreiche „dritte Revolution“ gegen die Bolschewiki, die Ordnung der Bolschewiki destabilisiert hätte, diese jedoch nicht durch eine neue Ordnung ersetzen hätte können. Der Aufstand konnte also nur die Rolle spielen die Bedingungen für eine weiße Konterrevolution gegen die Rote Armee zu verbessern.
Am Schluss bilanziert Brendel über die Kronstädter:
„Sie, nicht die Bolschewiki, haben mit ihrer Kommune und mit ihrem frei gewählten Sowjet das Vorbild einer proletarischen Revolution und einer Arbeitermacht gegeben.“ (BRENDEL,[3])
Dieser Satz ist in jeder Hinsicht falsch. Es hat nie einen frei gewählten Sowjet in Kronstadt gegeben, da es nie zu einer Neuwahl des Sowjets kam. Das Revolutionskomitee ernannte sich selbst und ließ als erste Amtshandlung die Kornstädter KommunistInnen verhaften. Der Führer der Kommune von Kronstadt, Petritschenko, wollte sich vor der Kronstadtrebellion erwiesenermaßen den Weißen anschließen und nahm sofort nach der Rebellion im Finnischen Exil wieder Verbindung zur Weißen Armee auf. Ein schönes Vorbild für die proletarische Revolution und die ArbeiterInnenmacht haben sie sich da ausgedacht, Herr Brendel!
Schluss
Zusammenfassend müssen alle Vorwürfe Brendels zurückgewiesen werden. Die Russische Revolution war eine vom Proletariat des Jahres 1917 angeführte Revolution, der es gelang die Mehrheit der Bauern und Bäurinnen Russlands im Kampf gegen die Konterrevolution für sich zu gewinnen. Die russische Revolution hatte in erster Linie die bürgerlich demokratischen Aufgaben im Kampf gegen den feudalen Absolutismus zu erfüllen, sie war jedoch gezwungen, weit darüber hinaus zu gehen und den Kapitalismus in Russland durch die ökonomische und politische Herrschaft der Sowjets zu ersetzen. Zwischen Herbst 1917 und Sommer 1918 existierte in Russland der einzige gesunde ArbeiterInnenstaat, den es jemals gab (3), oder besser das einzige Staatsgebilde der Weltgeschichte in dem die ausgebeutete Klasse selbst an der Macht war. Nachher wurde diesem Staat der Unterdrückten der grausamste Bürgerkrieg der modernen Zeit aufgezwungen. Keine siegreiche Revolution des Westens kam ihm zu Hilfe. Die sozialdemokratischen Spitzen von heute zeigen angewidert mit dem Finger auf die schmutzigen Seiten der Russischen Revolution, dabei haben gerade ihre VorgängerInnen 1918 bis 1923 in einer Einheitsfront mit dem Kapital teils friedlich, teils militärisch, gegen die Machtübernahme der ArbeiterInnenklasse gekämpft und den Sieg der Revolution in Europa verhindert. Der Bürgerkrieg verbunden mit der Isolation in einem rückständigen Land hatte alle revolutionären Kräfte der russischen ArbeiterInnenklasse ausgelaugt. Am Ende siegte die Rote Armee über die Weiße Armee. Aber dieser Sieg erforderte zuerst, dass das Proletariat von 1917 im Kampf für die siegreiche Verteidigung der Revolution von 1917 sich selbst in seiner Gesamtheit – als Erbauer eines neuen Staates, einer neuen Wirtschaft und einer neuen Armee – in die Waagschale warf. Das Proletariat von 1917 löste sich in diesem Prozess selbst als Klasse auf. In der Dynamik des Bürgerkrieges wurden die antibolschewistischen Gruppierungen ins Lager der pro-kapitalistischen Konterrevolution gespült. Sie wandten sich mit der Waffe in der Hand gegen die Revolution. Die Sowjets verloren durch die Dynamik des Bürgerkrieges und allem was sie mit sich brachte ihren Charakter als Werkzeuge der Herrschaft der revolutionären ArbeiterInnenklasse über die antisozialistischen Kräfte, als Organe der Selbstorganisation des Proletariats.
Am Ende, nach der Isolation der Revolution in einem rückständigen Land, war von dem gesunden ArbeiterInnenstaat von 1917 und 1918 nur mehr die neue Produktionsweise übrig, eine Produktionsweise, die es im Laufe des Jahrhunderts einem verelendeten Hungerstaat erlauben sollte zur ökonomischen, wissenschaftlich-technischen und seit den 1960er Jahren auch sozialen Supermacht aufzusteigen.
Was wir an der Russischen Revolution feiern ist zum Einen dieser Sieg einer nicht-kapitalistischen Produktionsweise, eines ersten unvollkommenen Vorläufers einer wahrhaft sozialistischen Produktionsweise.
Zum Anderen bedeutet die Russische Revolution die erste wirkliche Machteroberung einer unterdrückten Klasse in der gesamten Weltgeschichte. Sie bedeutet für die ArbeiterInnen und Jugendlichen des 21. Jahrhunderts mehr als einen Mythos oder ein Symbol. Dieser Sieg bedeutet das größte bis heute existierende Zeichen der Kraft, der Fähigkeit und des Potentials der ArbeiterInnenklasse ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Der gesunde ArbeiterInnenstaat von 1917 bis 1918, und die Organisation seines Überlebenskampfes 1918 bis 1923 ist auch eine Ankündigung von zukünftig Möglichem. Wenn drei Millionen ArbeiterInnen in einen 100 Millionen starken feudalen Hungerstaat den Beginn des neuen Lebens und seine Verteidigung organisieren können, was ist dann heute möglich, wenn sich 200 Millionen ArbeiterInnen Lateinamerikas zum Kampf um den Sozialismus des 21. Jahrhunderts erheben, wenn 100 Millionen ArbeiterInnen der USA, 100 Millionen ArbeiterInnen Europas und 500 Millionen ArbeiterInnen Asiens bemerken, dass sie es sind, die bereits jetzt die Macht in Händen halten. Genau diese kollektive Erkenntnis ist das Wesen einer jeden Revolution. Im Vergleich dieser noch nicht vorstellbarer Ereignisse der Zukunft wird die Russische Revolution wie ein titanischer Urkampf der Vorzeit wirken, dessen Bedeutung darin liegt, eines das erst Mal gezeigt zu haben: dass die Herrschaft der Arbeiterklasse möglich ist.
Fußnoten
(1) Streng genommen unterschied sich die Weiße Armee vom wirklichen Faschismus dadurch, dass sie keinen Massenanhang in der Bevölkerung hatte. In der politischen Überzeugung ihrer Führer, in ihren Methoden des brutalen Terrors gegen Juden und Jüdinnen, gegen KommunistInnen und die Zivilbevölkerung waren die Weißen eine faschistische Kraft. Das Ergebnis eines Sieges der Weißen Armee wäre zweifelsohne eine dem Franco-Regime ähnliche Militärdiktatur gewesen.
(2) Staatskapitalismus bezeichnet meist einen staatlich organisierten Kapitalismus. Die KapitalistInnen organisieren die Produktion mit Hilfe des Staates, das Privateigentum und die private Aneignung bleiben aber bestehen. Klassisches Beispiel dafür ist die Organisierung der Kriegsproduktion in Deutschland während des Ersten Weltkrieges oder das heutige Putin´sche Russland.
(3) Ab 1919 denke ich müssen wir von Deformationen am Sowjetstaat sprechen, die jedoch nicht aus der Politik der Regierung Lenin – Trotzki und der Bolschewistischen Partei resultierten, sondern aus den Bedingungen des aufgezwungenen BürgerInnenkrieges. Die Regierung Lenin – Trotzki versuchte vor allem mit ihrer Orientierung auf die internationale Revolution den Kräften der Vergangenheit zu trotzen. Ab 1923 trat insofern eine Wende ein, als dass mit der Troika Stalin/Kamenew/Sinowjew die Regierungspolitik anfing, die Deformationstendenzen zu repräsentieren und aktiv zu fördern.
Bibliographie:
[1] AVRICH, P. (1970): Kronstadt 1921, Princeton University Press: Princeton, NJ
[2] ANWEILER, O. (1975): Los Soviets en Russia, 1905 – 1921, Zero: Bilbao
[3] BRENDEL, Cajo: Kronstadt: proletarischer Ausläufer der Russischen Revolution (zuletzt abgefragt: 27.3.2007)
[4] BROUE, P. (2005): Trotzki, Neuer ISP Verlag GmbH: Köln
[5] BROUE, P. (1971): (zuletzt abgefragt: 27.3.2007)
[5] BROUE, P (1963) Kapitel VII: La crise de 1921 (zuletzt abgefragt: 27.3.2007)
[6] CARR E.H. (1966): The Bolshevik Revolution, 1917-1923, Pelican Books: London
[7] LENIN, V (1988): die letzten Briefe und Artikel, Dietz –Verlag: Berlin
[8] LENIN, V: Aprilthesen (zuletzt abgefragt: 27.3.2007)
[9] LENIN, V (1966) Lenin Collected Works, Progress: Moskau
[10] KEEP, J.L.H.(1963): The Rise of the Social Democracy in Russia Oxford University Press: Oxford.
[11] LIEBMANN, M (1973): Leninism under Lenin, Cape: London
[12] LUXEMBURG, R. (1918): “Zur Russischen Revolution (zuletzt abgefragt: 27.3.2007)
[13] SERGE, V. (2002), Memoirs of a revolutionary, University of Iowa Press: Iowa
[14] WIKIPEDIA: Kronstädter Matrosenaufstand (zuletzt abgefragt: 27.3.2007)
[15] WIKIPEDIA: The Kronstadt Rebellion (zuletzt abgefragt: 27.3.2007)
[16] WIKIPEDIA: Der 2. Allrussische Sowjetkongress (zuletzt abgefragt: 27.3.2007)
[17] WOODS, A (1999) Bolshewism, Road to Revolution Wellred Publications: London
[18] MANDEL, E.(1992) Oktober 1917, Staatsstreich oder soziale Revolution Köln