Lehren des „wilden Streiks“ der spanischen Metaller

Zu Beginn des Sommers kam es in Teilen der spanischen Metallindustrie zu einer beeindruckenden Streikbewegung. Hauptschauplatz des Streiks waren die kleinen Subunternehmen in Cádiz und Cartagena, die für Großunternehmen wie Airbus, Acerinox und Navantia arbeiten. Von Severin Haiden.
Im Juni hatte die sozialistische Gewerkschaft UGT hinter dem Rücken dieser Arbeiter einen katastrophalen Kollektivvertrag mit 8 (!) Jahren Laufzeit abgeschlossen. Neue Arbeiter sollten nur noch 75% des KV-Lohns erhalten. Die Forderungen der Arbeiter wurden komplett ignoriert: Wiedereinführung der „Giftzulage“ für das Arbeiten mit gesundheitsschädlichen Materialien; Verbot von „schwarzen Listen” für kämpferische Arbeiter in den Werften; Krankengeld; rückwirkende und indexgebundene Inflationsabgeltung; Arbeiterkontrollausschüsse zur Durchsetzung der Kollektivverträge.
Am Höhepunkt der Streikbewegung waren an beiden Orten 28.000 Arbeiter aus über 3.000 Betrieben beteiligt. Die Aufgabe der Gewerkschaften wäre es, all diese Streiks zu koordinieren und die Belegschaften in den großen Unternehmen zu mobilisieren, um die volle Schlagkraft entfalten zu können. Die Streikenden wurden aber von den großen Gewerkschaften (UGT und CCOO) im Stich gelassen. Die traditionellen Gewerkschaften stützen sich auf die besserverdienenden Stammbelegschaften der Großbetriebe und überlassen die Arbeiter in den kleinen Subunternehmen ihrem Schicksal. Kein Wunder, dass die am stärksten ausgebeuteten Schichten der Klasse diese Gewerkschaften verachten. Nur die kleineren linken Gewerkschaften (CGT und CTM) führten den Kampf.
Die Streikenden versammelten sich täglich zur Bewertung der aktuellen Lage des Arbeitskampfes, sie hielten permanente Streikposten an den Werkstoren der großen Metallfabriken ab und sammelten Spenden für den Streikfonds. Die Solidarität mit den Streikenden war vor allem angesichts der massiven Polizeirepression gegen die Streikenden riesig. So haben in Cartagena 2000 Fans des Efesé-FC Cartagena, die gegen die Krise ihres Vereins protestierten, ihren Marsch vor dem Zelt von 20 Arbeitern im Hungerstreik unterbrochen, ihnen applaudiert und erklärt:
„Euer Kampf ist wichtiger als unserer, er ist für die Würde der Arbeiterklasse, ihrer Familien und für die industrielle Zukunft von Cartagena.“
Von den großen Gewerkschaften allein gelassen standen die Streikenden letztlich aber einem zu starken Gegner gegenüber. Die Kapitalisten hatten die volle Unterstützung der Medien, die sie finanzieren und kontrollieren, sowie der bürgerlichen Institutionen, die für eine Rückkehr zur „Ordnung” appellierten – eine Ordnung geprägt von massiver Ausbeutung und schlechten Arbeitsbedingungen, die zu jährlich über 350.000 Arbeitsunfällen führt. Nach 13 Tagen sahen sich die Metaller gezwungen, zur Arbeit zurückzukehren.
Die Bewegung erreichte die meisten ihrer Ziele nicht, nur die 25%-Lohnkürzung für junge Arbeiter konnte verhindert werden. Dennoch war dieser Kampf nicht umsonst. Eine neue Generation von Arbeitern hat wichtige Erfahrungen im Klassenkampf gesammelt und gesehen, dass es zur Durchsetzung ihrer Interessen nicht nur einen gewerkschaftlichen, sondern auch einen politischen Kampf braucht. Eine zentrale Forderung der Gewerkschaftsbewegung sollte, so David Rey von der spanischen Sektion der RKI, die völlige Gleichbehandlung von Stammbelegschaften und Mitarbeitern von Subunternehmen bzw. überhaupt ein Ende der Auslagerungspraxis an Subfirmen sein. Damit könnte die künstliche Spaltung der Arbeiter überwunden werden, und in einem solchen Kampf würde sich sehr leicht zeigen lassen, dass die Profitlogik der Kapitalisten und die sozialen Interessen der Arbeiterklasse nicht miteinander in Einklang zu bringen sind.
(Funke Nr. 236/28.08.2025)