Nein zur Hetze gegen Teilzeitbeschäftigte!

ÖVP-Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer erklärte Teilzeit für „zu attraktiv“ und fordert ein „Comeback von Fleiß und Leistungsbereitschaft“. Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) schloss sich an: „Lifestyle-Teilzeit“ sei „unfair und ungerecht“, und generell müsse „man den Gürtel enger schnallen.“ Von Gloria Ifkovits.
In Österreich arbeitet fast jeder Dritte Teilzeit, 2024 waren das 13,7% der Männer und 51,1% der Frauen. Seit 2019 nahm Teilzeitarbeit stark zu – die durchschnittliche Wochenarbeitszeit sank von 32 auf 30 Stunden. Das führt dazu, dass zwar die Anzahl der Menschen in Beschäftigung steigt, aber die geleisteten Arbeitsstunden sinken. Für den österreichischen Kapitalismus ist das ein Problem, intensiviert durch die sinkende Produktivität. Die Kapitalisten investieren nämlich nicht in neue Technologien. Im Gegensatz dazu würde eine sozialistische Planwirtschaft eine massive Steigerung der Produktivität bei gleichzeitiger Arbeitszeitverkürzung mit vollem Lohnausgleich ermöglichen.
Befragt man die Menschen, warum sie Teilzeit arbeiten, bekommt man ein aussagekräftiges Bild über das Arbeiten im Kapitalismus in der Krise: Neben dem Wunsch nach mehr Freizeit, steht „Vollzeit würde ich mental (38 %) oder körperlich (37%) nicht schaffen“ auf Platz zwei und drei der Gründe für Teilzeitarbeit. 31 % der Teilzeitbeschäftigten geben an, dass Betreuungsmöglichkeiten für Kinder oder pflegebedürftige Angehörige fehlen, 26 % dass ihr Arbeitgeber keinen Bedarf an mehr Vollzeitkräften hätte. 30 % fragen: „Wofür mehr arbeiten, wenn meine großen Träume (Eigenheim / Auto) unleistbar sind?“
Die Bedürfnisse des österreichischen Kapitalismus stehen also jenen von Arbeiterinnen und Arbeitern und der Weiterentwicklung der Produktivkräfte diametral entgegen. Wenn Hattmannsdorfer „Verantwortung gegenüber der gesamten Gesellschaft“ einfordert, meint er nicht Kinder, Pflegebedürftige oder die eigene Gesundheit, sondern die Profitabilität der ATX-Konzerne.
Dieser Vorstoß der ÖVP muss als das begriffen werden, was er ist: Eine Vorbereitung auf weitere Angriffe auf die Arbeiterklasse und die Lebensgrundlage von mehr als 1,4 Millionen Menschen, die in Österreich Teilzeit arbeiten. Wir wollen kein System erhalten, das uns ausbeutet, die Krisen auf uns abwälzt und die Profite der Kapitalisten unangetastet lässt! Wir sagen:
(Funke Nr. 236/28.08.2025)