Leserbriefe – Funke Nr. 235

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Serbische Studenten-Aktivisten kamen zum Austausch nach Wien. Einige Wiener Genossen besuchten das Event, um ein Gespür für die Stimmung und Perspektiven der Bewegung in Serbien zu bekommen.
Es gab starke Zurückhaltung, offen über politische Perspektiven und Meinungen zu diskutieren, die wie ein Mosaik verschieden waren. Das widerspiegelt den Stand der Bewegung – Einheit trotz politischer Differenzen. Die liberaleren Elemente waren dabei weniger zurückhaltend, weil ihre Position zur herrschenden Sichtweise der Rechtmäßigkeit innerhalb der bürgerlichen Demokratie passt. Das Event wurde von „Blokada Beč“ organisiert.
Dasselbe Kollektiv hetzte auf einer Demonstration in Wien die Polizei auf uns und beschuldigte uns, dass unsere Position nicht in die „apolitische“ Bewegung passte. Bei derselben Demonstration durfte dann die österreichische Außenministerin, das Gesicht des Imperialismus am Balkan, eine Rede auf der Bühne halten.
Doch einer der Studenten aus Beograd sprach uns an. Er stimmte unserer Perspektive, dass die Bewegung sich auf eine breitere Arbeiterrevolution ausweiten müsste ganz zu. Wir hatten eine lange und tiefe Diskussion. Er kaufte auch eine Zeitung und wir setzten ihn mit unseren jugoslawischen Genossen in Kontakt.
Nur ein klares revolutionäres Programm kann den Sieg der Bewegung in Serbien sicherstellen. Unsere Ideen sind gefragt, vor allem von einer Schicht von radikalen Jugendlichen. Wir müssen diese Schicht für unsere Partei gewinnen, um den Sozialismus zu unseren Lebzeiten zu erkämpfen!
Toni aus Wien
Der Männernotruf wird in der Zeit der kapitalistischen Krise und Barbarei von immer mehr Männern in Anspruch genommen. Ohne Perspektive, Hoffnung oder die Aussicht auf eine bessere Zukunft verzweifeln viele Menschen oder sacken unter dem Druck im kapitalistischen System zusammen. Es ist kein Zufall, dass in den letzten Jahren inmitten der tiefen Wirtschaftskrise auch psychische Krankheiten zugenommen haben. So wurde der Notruf dieses Jahr im Vergleich zum Vorjahresmonat Mai um 80% häufiger gewählt. Die meisten Anrufer sprachen von Gewaltfantasien und Suizidwünschen. Aufgrund der Kürzungen im Sozialministerium fehlt jetzt Geld dafür, es geht um 200.000. Der Notruf muss „eine Sommerpause“ einlegen und die Mitarbeiter nach Hause schicken. Diese Nachricht kam nur wenige Tage nach dem Amoklauf an einer Grazer Schule, wo ein junger Mann 11 Menschen erschoss. Danach hörte man von Politikern aller Parteien Statements, wie sehr sie nicht trauern und bestürzt sind.
Bereits zuvor wurde bekannt, dass die staatliche Förderung für die Spanische Hofreitschule in Wien von 2,5 auf 4,5 Mio. € erhöht werden soll. Man sieht also, wo die Prioritäten der Bürgerlichen liegen. Und es scheint fast so, als wären die Statements der Politiker zum Amoklauf nichts mehr als Krokodilstränen. Wie kann man noch ein Wort dieser Leute ernst nehmen? Die Nachricht der Kommunisten lautet: Willst du gegen die Barbarei des Kapitalismus kämpfen? Dann organisier dich bei uns und kämpf mit uns für eine bessere Welt, für den Sozialismus!
Elias aus St. Pölten
„Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt.“ So beginnt das Theaterstück und ebenso endet das kafkaeske Hamsterrad wieder. Die Inszenierung spielt mit Verschachtelungen, Vervielfachung, bedrohlicher Soundkulisse mit Live-Geräuschen sowie dem ständigen Wechsel zwischen Schauspielern und Puppen. Dies erzeugt wahrlich ein beklemmendes Erlebnis, wie es so bestimmend für Kafkas Werke ist.
War Gregor Samsa, der Sohn, einst die finanzielle Rettung der Familie, so verwandelt er sich plötzlich in sein Gegenteil, eine Last, die es loszuwerden gilt. Dies ist nicht nur die Tragik des Stücks, sondern auch die Logik unserer Zeit, des Kapitalismus: Wer nicht mehr produktiv ist, verliert seine Daseinsberechtigung.
In der Verwandlung von Mensch zu Kakerlake und im Wechsel von Beziehung zu Feindschaft steckt der grundlegende Mechanismus der Entfremdung. Es resultiert ein Individuum in Isolation, eine Person, die sich selbst nicht mehr wiedererkennt, oder im ökonomischen Sinne: ein Mensch, für den Arbeit nur mehr ein Mittel zum Zweck ist, ein Zwang, welcher von der Profitlogik der herrschenden Klasse diktiert wird.
Während auf Social Media dieses Stück vielen Jugendlichen aus der Seele spricht und ihrer Perspektivlosigkeit und Ohnmacht im Kapitalismus Ausdruck verleiht (wie die Schweizer Genossen im letzten Jahr schrieben), trifft das Stück hier in Wien wohl kaum auf vergleichbare Betrachter. Ich saß zwischen feinen Damen und Herren, für die ein Theaterbesuch erschwinglich ist und zu einem gutbürgerlichen Leben dazugehört – „schön gemacht“, sagt jemand mit Leichtigkeit beim Herausgehen. Stimmen wie „So fühle ich mich auch” oder „Wie bekämpfen wir denn diese Ohnmacht?” höre ich nur in meinem Kopf.
Solange Kunst ein Luxusgut ist, kann sie kaum ihr revolutionäres Potential entfalten und Menschen zum Handeln motivieren, im Gegenteil: Sie verkümmert und dient nur noch der Unterhaltung einer kleinen Minderheit. So wurde auch Sophokles’ Antigone ihrer politischen Kraft beraubt, wie wir in der Ausgabe Nr. 233 aufgezeigt haben.
Lasst uns für ein Theater kämpfen, das die brennenden Themen der Zeit lebendig verkörpert und uns zum Durchbruch in eine neue Gesellschaft verhilft, in der Leichtigkeit und Unterhaltung in bester Qualität für alle gegeben sind.
Franz aus Wien
Vor kurzen fand die erste Intervention der neuen RKP-Zelle Salzburg bei einer Palästinademo, organisert von der Jugendfront, statt. Es war unser Ziel als RKP mehr Präsenz zu zeigen, wozu Genossen aus München und Linz angereist sind. Das Ziel haben wir auch erreicht, unsere Flaggen waren unübersehbar und unsere Sprüche wurden sehr schnell übernommen. Bei den Redebeiträgen fehlte eine revolutionäre kommunistische Perspektive, was wir in Zukunft mit eigenen Reden ändern wollen. Die KPÖ war an der Demo gar nicht vertreten, außer ein einziges Mitglied, das inoffiziell und ganz ohne Fahne anwesend war.
Im Allgemeinen merkte man aber eine mutige Energie in der Demo und Solidarität von Kurden, Türken und Syrern. Unter den jungen Salzburgern gab es einen Wunsch nach mehr politischem Ausdruck und unter den etwas Älteren Hoffnungslosigkeit gegenüber dem Kommunismus, da sie sich aufgrund eines Fehlens einer standhaften revolutionären Organisation alleingelassen fühlten. Wir konnten 10 Zeitungen verkaufen und 3 Kontakte machen.
Mian aus Salzburg
Wir haben gemeinsam mit Students For Peace (das ist eine autonome, von RKP-Genossen mitbegründete Gruppe an der Uni) eine Palästina-Demo auf die Beine gestellt! Die Demo war ein voller Erfolg. Obwohl wir sie erst 3 Tage zuvor angemeldet hatten, waren ganze 40 Menschen dort. Für Klagenfurt eine Menge! Die Demo wurde von den Genossen der KPÖ Villach unterstützt. Wir konnten 3 Zeitungen verkaufen, viele neue Kontakte machen und hatten tolle Debatten mit den Genossen aus Villach.
In Kärnten stellen wir einen enormen Anstieg beim Bewusstsein der Jugendlichen und Studenten im Zusammenhang mit den Angriffen auf den Iran fest. Die Studenten begannen davon zu reden, dass der Staat uns nicht vertritt und wir die Sachen selbst in die Hand nehmen müssen. Die Menschen verlieren das Vertrauen in die bürgerliche Demokratie. Dies ist ein enormer Sprung im Bewusstsein, den wir aufgreifen müssen!
Tim aus Klagenfurt
(Funke Nr. 235/09.07.2025)