Metall-KV: Die Kette brach am schwächsten Glied

Der größte Reallohnverlust seit drei Jahrzehnten! Inhalt und Form des Metall-KV-Abschlusses sind eine Frechheit. Arbeiter müssen radikale Schlussfolgerungen ziehen.
Von Emanuel Tomaselli
Der Beginn der Herbstlohnrunde in der Wirtschaftskammer war nur ein Täuschungsmanöver für die Arbeiter. Bereits zuvor war vereinbart, dass die Löhne in den kommenden Jahren sinken sollen. Für das vergangene Jahr wird nur die Hälfte der Inflation abgeglichen. Bei einer aktuellen Inflation von 4,1 % wurde auch schon für 2027 eine Abgeltung von 1,9 % fixiert. Nach über einem Jahrzehnt Kampf um die Metaller-KVs haben die Spitzengewerkschafter im Hinterzimmer kapituliert – niemand fragte die Arbeiter, die eigentlichen Eigentümer der Gewerkschaft, um ihre Meinung.
Nein! Der Anteil der Löhne am den Gesamtkosten der österreichischen Industrie beträgt weniger als 19%. Selbst eine Lohnsteigerung von 5% – was wir dringend brauchen würden! – würde den Preis der von den Arbeitern erzeugten Waren nur um ein Prozent erhöhen. Ein Unternehmer, der diese Steigerung nicht am Markt unterbringen kann, hat schon Jahre lang nichts investiert und will seinen Reichtum anders vermehren.
Kein industrielles Großunternehmen beschäftigt Arbeiter jemals aus Dankbarkeit. Wenn Aufträge da sind, glühen nicht nur Maschinen, sondern auch Hände, Rücken und Nerven der Arbeiter. Wenn die Krise in den Betrieb kriecht, schließt sich das Werktor für die „Überzähligen“, jene die schon kränklich und ausgearbeitet sind, für immer. 10.000 wurden allein in der metalltechnischen Industrie im vergangenen Jahr nach Hause geschickt. Nein, Löhne haben noch nie ein Industrieunternehmen umgebracht, und umgekehrt: kein einziger Arbeitsplatz wird durch den Lohnraub „gerettet“ werden. All dies ist Unternehmerpropaganda, Drohungen gegen die Arbeiter. Die Spitzengewerkschafter kapitulierten, weil sie sich im Hinterzimmer einschüchtern haben lassen.
Österreich steckt in der Krise: Handelskrieg, Energiesanktionen, Chinas Aufstieg, … Und trotzdem: 40 % der Metallerbetriebe steigern in diesem Jahr den Umsatz. Und selbst in den Krisenunternehmen stimmt oft die Kohle: KTM-Eigentümerin Pierer Mobility steigerte im ersten Halbjahr den Gewinn auf 739 Mio. Euro! Kollege Binder, schau genauer. So nackig wie du glaubst, sind die Unternehmer gar nicht. Kein Wunder, dass dem Gewerkschaftschef jetzt die Herzen der Bosse, der Wirtschaftsexperten und Journalisten zufliegen und die Lobgesänge auf die Sozialpartnerschaft erklingen. Immer mehr Arbeiter begreifen den Kapitalismus als Verschwörung gegen ihr Leben.
In den großen Werken rechneten die Arbeiter mit einer Lohnrunde ähnlich wie 2023, ein Kampf zum Erhalt der Kaufkraft. Dementsprechend groß ist die Verwirrung und Wut in den Betrieben. Betriebsräte verbarrikadieren sich nach Bekanntgabe der Kapitulation in ihren Büros und trauen sich nicht durch die Hallen. Zweifellos überlegen jetzt tausende sich den Mitgliedsbeitrag zu sparen. Das ist ein Fehler. Wir sagen: In der Gewerkschaft bleiben, aber den Betriebsräten und der PRO-GE Spitze jedes Vertrauen entziehen. Ein Arbeiter an einem obersteirischen Stahlstandort informierte uns über eine Idee unter den Arbeitern, dem Betriebsrat ein Ultimatum für seinen Rücktritt zu stellen.
Betriebsräte verteidigen sich, indem sie sich auf das Manöver der Gewerkschaftsspitze ausreden. Dies ist eine halbe Wahrheit, sie konnten seit Monaten erkennen, dass kein Kampf vorbereitet wird. Und was es braucht ist nicht nur Lohnkampf, sondern Schutzmechanismen gegen Arbeitsdruck und ein Riegel vor jede Massenentlassung. Die Gewerkschaft schläft auch hier. „Massenentlassung bedeutet Massenkampf um die Verstaatlichung unter Arbeiterkontrolle!“ Ist das mal klar, lässt sich alles andere bewältigen.
Die Kette riss an der Spitze. Wir brauchen mutige Leute und v.a. neue Ideen, nicht die Abgesänge mit denen die PRO-GE und GPA jetzt auf den nachträglichen Betriebsratskonferenzen ihre Leute einlullen. Daher: sich zusammentun, eine neue Art von Betriebsrat und Gewerkschaft durchsetzen. Wir brauchen die Solidarität unter allen Arbeitern, und wir müssen klar feststellen: Die jetzige Art von Gewerkschafterei organisiert das Gegenteil.