Leserbriefe – Funke Nr. 230
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Passiert etwas auf deiner Schule, deiner Uni, deinem Arbeitsplatz? Hast du einen Kommentar zu einem unserer Artikel? Dann schick uns einen Leserbrief an post@derfunke.at!
In meinem Freundeskreis außerhalb der RKP wird selten politisiert. Es wissen zwar alle, dass ich Kommunistin bin, aber es stößt selten auf Interesse, wenn ich über unsere Arbeit in der RKP erzähle. Seit den Turbulenzen rund um die Regierungsbildung hat sich das geändert. Ich merke wie sich in den Köpfen der Menschen lauter Fragen auftun. Die politische Lage erfüllt viele mit Pessimismus. Jeder weiß, dass ausschließlich bei uns ArbeiterInnen gespart werden wird. Meine FreundInnen und KollegInnen gehen plötzlich aktiv auf mich zu, um mich nach meiner Meinung zu fragen.
Ich erkläre ihnen, dass die Politik der Arbeiterparteien und die Logik des kleineren Übels diese Situation vorbereitet haben und dass nur der Klassenkampf und die Mobilisierung der Arbeiterklasse Kickl und die Nationalisten besiegen wird. Meistens können sich die Leute nur wenig unter Klassenkampf vorstellen aber aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre scheint vielen unsere Position nicht so abwegig. Immerhin haben wir mehr zu bieten als eine Menschenkette und Bitten an Van der Bellen. Ich merke, wie die politische Instabilität und die Sorgen um die Zukunft Menschen in meinem Umfeld zum Nachdenken zwingen. Wir sind die einzige Kraft mit konzisen Antworten auf die vielen Fragen, die sich aufdrängen. Wir werden in den nächsten Wochen einige Menschen treffen, die offen für unsere Ideen sind, auch wenn sie es bisher nicht waren. GenossInnen, seid nicht schüchtern! Die Zeit für den Aufbau unserer Partei ist gut. Der Marxismus wird viele aus dem Pessimismus holen.
Lisa aus Wien
Vor zwei Monaten machte ein Zeitungsartikel in unserer Firma die Runde, in dem ein Geldtransportfahrer über die Arbeitsbedingungen in der Branche auspackt. Allen Mitarbeitern war klar, dass es sich um unsere Firma handelte. Der Fahrer berichtete von extrem hoher Fluktuation unter den Mitarbeitern. Das liegt an der hohen Verantwortung trotz schlechter Bezahlung. Die Geschäftsleitung wandte sich später selbst an die Kronenzeitung und berichtete, sie versuche nun, Verbesserungen für die Mitarbeiter zu erzielen. Die beiden Artikel sind immer wieder Gesprächsthema. Mit zwei Kollegen hab ich schon über Streiks gesprochen. Doch insgesamt herrscht eine abwartende Stimmung, ob irgendetwas herauskommen wird. Tatsächlich haben wir vor kurzem Bescheid bekommen, dass statt des verhandelten KVs von 3,8% nun 4% mehr bezahlt wird. Alle wussten, dass dies unmittelbar durch den Druck des Whistleblowers entschieden wurde.
Doch 4% mehr ist nicht viel bei einem Gehalt um die 2000€. Die Kollegen von Loomis stehen unter enormem Druck. Bei wenig Personal mussten Mitarbeiter eine Filiale über Monate hinweg 14 Stunden am Tag arbeiten. Wenn den Fahrern ein Fehler passiert, sie Geld verlieren oder falsch zustellen, müssen sie den Schaden selbst bezahlen. Die Autos gehen im Monats- bis Wochentakt kaputt, was die Mitarbeiter neben Zeitdruck zusätzlich gefährdet. Loomis ist ein börsennotiertes, internationales Unternehmen, dass im Jahr 2023 Rekordgewinne erzielt hat (Tendenz steigend). Geld für mehr Gehalt, Personal und funktionierende (!) Autos wäre reichlich vorhanden. Doch lieber werden Gewinne an Aktionäre ausgeschüttet. Die Arbeitsverhältnisse bleiben prekär. Um dem etwas entgegenzusetzen, können wir Arbeiter uns nur auf uns selbst verlassen. Gewerkschaftliche Organisierung und Streiks sind unser Hebel um gegen den Druck anzukämpfen und unsere Arbeitsbedingungen zu verbessern!
Ein Loomis-Mitarbeiter
Wie zehntausende andere auch, war ich auf der großen Demo gegen die FPÖ-ÖVP Regierung in Wien. Trotz riesiger wartender Menge und Demorufen war keine einzige Rede mit Perspektive und Ausweg aus der Situation zu hören. Man hat am ganzen Leib die Unsicherheit und Perspektivlosigkeit gespürt, die die Linke heimsucht und gleichzeitig, dass trotzdem viele nicht einfach daneben stehen wollen.
Aber was können wir tun? Die Logik des kleineren Übels ist kläglich gescheitert, die Gewerkschaften stehen da, wie der erste Dodo, der je einen Kochtopf zu blicken bekommen hat, während ein schlechter Abschluss nach dem anderen hinter verschlossenen Türen gemacht wird, und die SPÖ damit beschäftigt ist, der ÖVP nachzujammern.
Was es jetzt braucht, ist eine starke Stimme, die mit einem ordentlichen Knall den passiven Pessimismus der Linken durchbricht und einen klaren Weg vorwärts zeigt! Die Rechten werden uns solange das Leben schwer machen, bis sich ihnen jemand entgegenstellt. Aber das können wir nur mit klarer Taktik und gebündelter Kraft. Mit anderen Worten: wir brauchen eine starke Führung, die nicht auf halbem Weg stoppt und weiß was zu tun ist und das finden wir nur bei der RKP!
Sophie aus St.Pölten
Am 11. Jänner fand in Bruck an der Mur eine Demo der SPÖ gegen einen weiteren Schritt des Kaputtsparens der steirischen Gesundheitsversorgung statt: die Verlegung der Akutambulanz für Unfallchirurgie von Bruck nach Leoben.
Auf der Demo waren ca. 600 Personen, wirklich Stimmung gab es jedoch keine. Die SPÖ hatte keine Rufe parat, sondern lediglich ein paar Pfeifen und vereinzelte Plakate, die schweigend in die Luft gehalten wurden. Die Demo war eher eine Fotokulisse für die Zeitungen als eine gute Demonstration. Trotzdem konnten wir in den Diskussionen die Wut unter der Oberfläche finden. Für etwa 100.000 Menschen bedeutet die Verlegung: längere Wartezeiten, Fahrzeiten und höhere Kosten. Und das, nachdem die Menschen in der Region schon hart von Sparmaßnahmen getroffen wurden: Ärzte und Pflegepersonal fehlen, Station und Krankenhäuser werden verlegt oder geschlossen, für guten Nahverkehr fehlt natürlich auch Geld. Als Sanitäter weiß ich, dass die längeren Fahrzeiten einfach mehr Schmerzen für Patienten bedeuten.
2 Jahre ist diese Verlegung bereits in Planung. Die SPÖ mobilisierte jedoch nun das erste Mal die Bevölkerung, nachdem sie aus der Landesregierung ausgeschieden war. Warum wir nicht vor dem Krankenhaus demonstrieren und versuchten, direkt mit Personal zu reden, verstand niemand. Von der RKP gab es einen Infotisch auf der Demo, wobei wir mit 4 Genossen vor Ort waren, fünf Zeitungen verkaufen konnten und einen neuen Kontakt, einen jungen Kommunisten, gewinnen konnten, der seitdem unsere Ortsgruppe in der Obersteiermark besucht.
Sebastian aus der Obersteiermark
Meine Ortsgruppe war diese Woche mit politischem Material vor einer Schule. Mehrere Jugendliche blieben auf unsere Frage “Möchtest du was gegen die FPÖ machen?” stehen. Die meisten wollten nur Sticker und Flyer mitnehmen, aber zwei 14-jährige Schüler wollten ein längeres Gespräch führen. Sie stellten durchdachte und spezifische Fragen zur Regierung und dem Kapitalismus. Wir erklärten, dass wir davon überzeugt sind, dass man mit Klassenkampf den Kapitalismus stürzen kann und dass wir mit unserer eigenen Bürgerblock-Regierung anfangen sollten.
Sie erzählten uns, dass die Situation an ihrer Schule jetzt schon prekär ist: Die Heizungen sind aus und es ist arschkalt, Sanitäranlagen sind kaputt und werden nicht ersetzt und jetzt hat die Regierung angekündigt, dass sie bei der Bildung besonders sparen will. Auch der Rassismus sei an der Schule spürbar, immer mehr rechte Sticker hängen am Klo. Wir boten ihnen an, sich bei uns zu organisieren und sie meinten, dass sie es sich überlegen. Aus der Erfahrung wissen wir: Alle Schulen zusammen, gemeinsam mit den Lehrkräften, das ist der Rammbock, der diese Sparpläne durchkreuzen wird. Wenn ihr euch an eurer Schule organisieren wollt oder was machen wollt gegen den elenden Rassismus der FPÖ und ÖVP: Meldet euch bei uns!
Moritz aus Wien
(Funke Nr. 230/22.01.2025)