„Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ | Meine Motivation zum Lesen | Neue Ortsgruppe in St.Pölten! | Kommunistische Zeitung statt Fundraising
„Lehrjahre sind keine Herrenjahre“
Ich habe mich für eine Gärtnerlehre entschieden, weil man an der frischen Luft arbeitet, kreativ sein kann und für das Interesse an der Natur Geld bekommt. Doch die Realität sieht ganz anders aus.
Nicht nur mache ich Arbeit, für die ich gar nicht eingesetzt werden darf, sondern ich werde auch ständig mit Sprüchen wie „Du musst mehr arbeiten, weil Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ unter Druck gesetzt.
In der Firma hat man mir beigebracht, wie man einen Radlader fährt, ohne dass ich auch nur einen Mopedführerschein habe. Vielleicht ist ihnen das einfach egal, denn wenn ich jemanden überfahren würde, oder irgendwas zerstöre, dann wäre ich der Schuldige. Man hat mir nur gezeigt, wie man das tonnenschwere Ding einschaltet, Gas gibt, die Schaufel wechselt und bremst. Mehr muss ich anscheinend nicht wissen.
Ein Mitarbeiter, der eine mentale Beeinträchtigung hat, wird ständig vom Chef manipuliert und ausgenutzt. Er arbeitet länger und räumt auf, wenn alle eigentlich in die Mittagspause gehen.
Außerdem werden wir alle verpflichtet, dem Chef bei seinen privaten Projekten zu helfen, wie Betonarbeiten an seinem Haus. Ich musste auch schon in meiner Freizeit Dinge reparieren, die ich angeblich kaputt gemacht habe, und dafür vor Arbeitsanfang kommen.
Die Lehre lehrt mich also nichts, außer dass man hart arbeiten muss, damit einer sich bereichert. Was ich auf alle Fälle gelernt habe ist, dass der Kapitalismus versagt hat. Wir Arbeiter können uns nicht darauf verlassen, dass die Unternehmer und ihre verrottete Regierung sich um unser Wohl kümmern. Wir selbst müssen uns zusammentun, um eine lebenswerte Zukunft zu erkämpfen – den Kommunismus.
Peter (Feldkirch)
Meine Motivation zum Lesen
Für mich, wie für viele andere neue Genossen, war es am Anfang schwer, gut ins Lesen hineinzukommen. Weil Theorie und Bildung aber unausweichlich für Marxisten sind, ist es wichtig, dieses Problem möglichst schnell zu lösen. Mir zum Beispiel hat es extrem geholfen, mich in einen Zug zu setzen (mit oder ohne vorher festgelegtes Ziel und mit Klimaticket), weil dadurch mögliche Ablenkungen auf ein Minimum reduziert werden und man sich extrem gut konzentrieren kann.
Alternativ kann man auch noch andere Genossen für eine direkte Diskussion des Gelesenen mitnehmen und auch zufällige Diskussionen mit Sitznachbarn sind nicht unüblich. In dem Monat den ich diese „Lesehilfe” jetzt schon teste habe ich 1 1/2 Klassiker und viele kleine Texte lesen können.
Flo (Graz)
Neue Ortsgruppe in St.Pölten!
Wir freuen uns, mitteilen zu können, dass wir mittlerweile eine stabile Basis von fünf Genossen in St. Pölten sind mit mehreren Kontakten und uns seit Oktober als Ortsgruppe treffen, bei der bis zu sieben Leute erscheinen.
Die „Bist du Kommunist”-Kampagne hat uns wirklich geholfen. Anfangs waren wir skeptisch, ob das Sticker kleben wirklich etwas bewirkt, aber nachdem wir uns mehrmals den halben Tag lang quer durch die Stadt gestickert haben und nebenbei Zeitungen verkauft haben, meldeten sich bereits zwei Personen über die Sticker.
Diese sind mittlerweile extrem engagierte und motivierte Genossen, lesen viel und konnten auch mit richtig guten Beiträgen bei der eintägigen Marxist Day School, die der Funke am 8. Dezember 2023 in Wien organisiert hat, etwas beitragen.
Die meisten Genossen sind nicht direkt aus St.Pölten, sondern aus den umliegenden Dörfern und Städten, wobei auch direkt vor Ort fleißig gestickert wird, z.B. in Krems.
Bei den Ortsgruppentreffen legen wir sehr viel Wert auf Bildung. Meistens dauern sie über drei Stunden, damit wir viele Themen besprechen können und es auch möglich ist, auf alles gründlich einzugehen.
Ziel ist es, dass jeder motivierte Genosse in seiner eigenen Region eine Ortsgruppe aufbaut. Jeder Genosse soll Kader werden und dann selbst in seinem Ort eine Ortsgruppe aufbauen können, damit wir überall in Niederösterreich präsent sind und bei den kommenden Klassenkämpfen intervenieren können. An alle anderen Genossen vom Land: Wenn es in St.Pölten funktioniert, muss es doch auch in Krems, Zwettl, Amstetten, usw…. möglich sein!
Severin (St.Pölten)
Kommunistische Zeitung statt Fundraising
Bevor ich zum Funke gekommen bin, habe ich begonnen, als Fundraiser zu arbeiten. Auf den ersten Blick ist diese Arbeit sehr ähnlich, wie Kommunistische Zeitungen auf öffentlichen Plätzen zu verkaufen.
Doch beides könnte nicht unterschiedlicher sein. So wurde mir beim Fundraising beigebracht, „charmant penetrant” zu sein, um möglichst viele zum Spenden zu überreden. Beim Zeitungsverkauf hingegen geht es darum, Kommunisten zu organisieren und die Begeisterung kommt von selbst aus Überzeugung. Wer kein Interesse hat, ist auch nicht interessant für uns, wenn es unzählige andere gibt, die genau nach uns, einer revolutionären kommunistischen Organisation, suchen.
Ein weiterer Faktor beim Fundraising ist der Stress, unter dem man steht. Man muss ein Ziel erreichen und wenn man dieses nicht schafft, muss man Überstunden machen. Dieses Gefühl hat man beim Zeitungsverkauf nicht.
Einer der größten Unterschiede ist der Grund, warum Passanten mitmachen. Beim Fundraising ist es bei vielen Selbstgefälligkeit, damit sie sich denken können, dass sie einen großen Beitrag geleistet haben. Beim Funken hingegen machen Personen mit, weil sie überzeugt sind und etwas verändern wollen. Im Endeffekt lösen Hilfsorganisationen keine systematischen Probleme, sondern helfen nur einzelnen Individuen. Im Gegensatz zu uns Kommunisten, die die Probleme an der Wurzel bekämpfen.
Mika (Graz)
(Funke Nr. 220/26.1.2024)