Auch wenn uns die großen Zeitungen den Eindruck vermitteln wollen, dass Österreich trotz Preissteigerungen und Börsencrash ein reiches Land ist, so ist das nur die halbe Wahrheit. Während die Kapitalerträge auch in der Krise nicht gelitten haben, sind immer mehr Menschen arm, auch arbeitende. Folgender Artikel der SJ Vorarlberg beleuchtet die Situation im westlichsten Bundesland Österreichs.
Das Vorarlberger Medienhaus hat die Tatsache entdeckt, daß in Vorarlberg nicht alles Eitel Wonne ist. Trotz der üblichen Jubelmeldungen über die Erfolge von Vorarlbergs Wirtschaft ist die Armutsgefährdungsquote bei 11%. Ein kurzer Überblick über Ursachen und Lösung des Armutsproblems.Zu erst zu den Fakten. Als arm gilt:
+ Wer weniger als 60% des Medianeinkommens aller Österreicher verdient.
+ Wer sich mindestens zwei der folgenden Dinge nicht leisten kann:
– Angemessene Beheizung
– Begleichung regelmäßiger Zahlungen
– Notwendige Arztbesuche
– Unerwartete Rechnungen (Reparaturen,…)
– Ordentliche neue Kleidung
– Jeden 2. Tag Fleisch oder Geflügel,..
– Einmal im Monat Freunde oder Verwandte zu sich einladen.
Unter mindestens eines dieser Kriterien fällt also mehr als jeder zehnte Vorarlberger.
Das heißt im ach so reichen Vorarlberg ist Armut allgegenwärtig.
Bezeichnend ist, daß Armut gerade erwerbstätige trifft. Laut der Studie der Arbeiterkammer zu den „Working poor“ sind 7% aller Erwerbstätigen armutsgefährdet. Wir haben aber aufgrund bestimmter Umstände an zu nehmen, daß dieser Anteil in Vorarlberg weit höher ist.
Auch wenn der Mythos von Vorarlberg als reiches Bundesland durch die aktuelle Armutsdebatte vielleicht ein bisschen wackelt, „gesamtgesellschaftlich“ sind wir reich.
Diesen Reichtum haben aber nur die, die in den letzten 20 Jahren Rekordgewinne ein gesackt haben während unsere Reallöhne drastisch gesunken sind. Nirgends in Österreich, außer in Wien geht die Schere zwischen Arm (Arbeiter) und Reich (Unternehmer) so weit auseinander wie bei uns. Seit der Krise haben die Unternehmer aber ihr eigenes Wunschprogramm am Arbeitsmarkt umgesetzt, wohlgemerkt ohne nennenswerten Widerstand. Die Arbeit wurde zu erst auf wenige Schultern verteilt, diese mussten und müssen nun bis über 50 Stunden in der Woche arbeiten. Bezahlte und unbezahlte Überstunden werden zu Hauf geleistet, während sich ein Viertel der Arbeitnehmer mit Teilzeitbeschäftigungen über Wasser halten muss.
Dies, die sinkenden Reallöhne und die steigende Inflation graben den Lohnabhängigen das Wasser ab und stürzt sie in die Armutsfalle.
Doch ist das auch der Grund, warum Vorarlberg wirtschaftlich besser vom Fleck kommt als andere Länder.
Diese Entwicklungen am Arbeitsmarkt werden sich nicht etwa entspannen. Die nächste Welle der Krise rollt auf uns zu, und es ist klar, daß die Unternehmer alles tun werden um ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen, also ihren Profit zu sichern.
Nur so können sie, in der Krise oder nicht überleben. Nur die weitere verstärkte Ausbeutung der Arbeitskraft und damit die automatisierte Verarmung lassen die Unternehmen Konkurrenzfähig sein!
Deshalb:
– Wo sind die Profite der letzten Jahre hin? Wir fordern die Offenlegung der Geschäftsbücher im Falle von Entlassungen.
– Es ist genug für alle da! Für die Einführung der 32-Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich. Verteilen wir die vorhandene Arbeit auf alle Hände und Köpfe!.
– Arbeit muss sich wieder lohnen! Für die Einführung eines Mindestlohns von 1.500 Euro Netto!
– Für die Wahl und jederzeitige Abwählbarkeit der Manager durch die Belegschaft. Die Belegschaften wissen selber am besten, wie der Betrieb zu führen ist und sollen deshalb auch die Produktion kontrollieren.
Damit Jugendliche nicht als Hilfskräfte missbraucht werden:
– für eine hochwertige, wissenschaftliche Ausbildung in einer Gesamtschule für alle Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 18. Kostenlose Polytechnische Gesamtschule für alle bis 18!
– für Lehrwerkstätten in öffentlicher Hand, um den Lehrstellenmangel zu beheben und die Defizite der betrieblichen Ausbildung auszugleichen.
– Übernahme der Ausbildungskosten durch die Unternehmen!
– Verbot von Überstunden!
– Für eine „Lehrlingsentschädigung“, von der man leben kann! 1000€ für jeden Lehrling!
– Weg mit der Probezeit für Lehrlinge! Diese stellt ein reines Druckmittel gegen kritische Jugendliche dar!
Es gibt natürlich von den Oppositionsparteien auch massive Schelte an der ÖVP, speziell an der Wohnbaupolitik. Was an dieser Kritik dran ist klären wir im Folgenden. Die ÖVP predigt seit jeher ein konservatives Familienbild. Zu diesem gehört auch der von jedem guten Vorarlberger zu hegende Wunsch nach einem Haus, am besten mit Garten und einem eigenem Auto.
In den Jahren des rasanten und scheinbar ungebremsten Wirtschaftsaufschwungs war es denn auch den meisten Arbeitern in Vorarlberg vergönnt, diesem Bild nach zu kommen. Die Löhne stiegen ebenfalls, dies wirkte sich gut auf die Kreditwürdigkeit aus und so konnte sich (fast) jeder sein Haus hin stellen (und dies bis ans Ende seiner beruflichen Laufbahn sogar bezahlen). Dass schon zu dieser Zeit relevante Teile der Bevölkerung vom Vorarlberger Traum ausgeschlossen waren fiel den wenigsten auf. Arbeitsmigranten, die zu Tausenden angeworben wurden bewohnten die meisten Siedlungen. Sie waren aufgrund ihrer Jobs nie in der Lage sich am Häuselbau zu beteiligen.
Inzwischen hat sich der Traum für viele ausgeträumt. Die Anzahl der Wohnblöcke steigt stetig, die Bewohner sind genau so „Alteingesessene“, vor allem aber Alleinerziehende, junge Arbeiter und Arbeiterinnen oder Pensionisten. Doch auch wer jetzt ein Haus abzuzahlen hat, hat ein Problem. Die Löhne halten mit der Steigerung der Lebenshaltungskosten nicht mit, die Währungskursproblematik mit den Franken-Krediten tut sein übriges.
Auch die Mieten sind enorm, Wohnen ist auch ohne Kauf extrem teuer: Ein Schnäppchen, wenn eine 70m² Wohnung nur 700€ kostet. Ein Drittel des Lohnes allein für die Miete mit BK ist das Mindeste was zu rechnen ist.
In Vorarlberg jedoch führt der Soziale Wohnbau ein absolutes Schattendasein. Lang wurden die Bewohner der Vogewosi von der Mehrheitsbevölkerung schief beäugt. Gleichzeitig wurden und werden massiv neue Wohnungen gebaut, diese sind jedoch preislich einem anderem Einkommenssegment der Bevölkerung vorenthalten.
Die Situation ist also folgende:
Häuselbauen, das viele Vorarlbergern Schuldenberge verursacht wird finanziell und ideologisch gefördert, während keine Anstrengungen unternommen werden den Sozialen Wohnbau anzukurbeln oder die Mietpreise zu regulieren.
Deshalb:
– Massive Investitionen in den öffentlichen sozialen Wohnbau, finanziert durch eine Wohnungssteuer des Landes auf Vermögen über 700.000€
– Begrenzung der Mietpreise auf maximal 6€ pro m² auch im privaten Bereich. Keine Wohnungen sollen leer stehen nur um die Profite der Eigentümer zu vermehren und Spekulation zu begünstigen.
Für diese Forderungen gegen die Krise, die Krise der Arbeiterklasse kämpfen wir, im Betrieb, in der Gewerkschaft und in der Sozialdemokratie.
Organisiere dich!
Gegen Armut!
Gegen Ausbeutung!
Gegen Wucher!