„Schön, überwältigend, beeindruckend, monumental, sehr stimmig“, so beschreibt Janca, Freizeitpädagogin, gegenüber dem „Funke“, wie sie die große Demo der Elementarpädagogik empfunden hat. Ähnlich die Stimmung unter Kindergärtnerinnen, mit denen wir auf und nach der Demo gesprochen haben. Mehr als 10.000 waren diesmal auf der Straße. Das war die bei weitem größte Mobilisierung in diesem Bereich seit Menschengedenken.
Zum dritten Mal sind nun die Elementar- und Hortpädagoginnen in Wien auf die Straße gegangen, um für bessere Arbeitsbedingungen und damit auch höhere pädagogische Standards im Interesse der Kinder zu protestieren. Seit Jahren sind die Arbeitsbedingungen in diesem Bereich grenzwertig, um es nett auszudrücken. Dies ist eine Folge der chronischen Unterfinanzierung durch den Staat. Den Anfang machten die Kolleginnen in den privaten Kindergärten. Die erste Demo war ein richtiger Befreiungsakt. „Endlich tut sich was“, war damals der einhellige Tenor.
Aber es hat sich nichts getan. Bund und Land rühren keinen Finger und weigern sich, das Budget im notwendigen Maß anzuheben. Auch bei den jüngsten Finanzausgleichsverhandlungen wurde an dieser Misere nichts geändert. „Bei diesen Verhandlungen hätte der Wiener Bürgermeister zeigen können, dass ihm die Finanzierung von Kindergärten, Schulen, Spitälern wirklich ein Anliegen ist. Aber davon hat man nicht viel gemerkt“, so ein SPÖ-Insider im Funke-Interview.
Die Führung der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten younion hat sich bislang geweigert, gemeinsam mit den Betriebsrätinnen der Privatkindergärten zu mobilisieren, obwohl auch dort die Situation alles andere als rosig ist. Dass diesmal auch die Mehrzahl der Gemeindekindergärten zu hatte, kann als wichtiger Schritt nach vorne gesehen werden und hat zur zahlenmäßig so erfolgreichen Mobilisierung beigetragen.
Sonia, Kindergärtnerin und Funke-Unterstützerin, beschrieb die Stimmung so: „Insgesamt herrschte nach der Demo große Begeisterung vor, weil so viele streikten. Vor der Demo haben mir alle gesagt, dass es unmöglich ist, etwas zu ändern, trotzdem müssen wir streiken. Nach der Demo sind einige zu mir gekommen und meinten, vielleicht schaffen wir doch was.“
Leider wurde die öffentliche Betriebsversammlung, die intern aber von allen als Streik gesehen wird, sehr von oben herab und bürokratisch organisiert. So durften bei der Gemeinde nur Gewerkschaftsmitglieder streiken, Nichtmitglieder haben sich einen Urlaubstag nehmen müssen. Überzeugungsarbeit über die Notwendigkeit einer starken Gewerkschaft schaut anders aus.
Was die Organisierung des Arbeitskampfes anlangt, sind die Freizeitpädagoginnen eindeutig am weitesten. Janca erklärt uns ihre Methode: „Der Betriebsrat versucht alle Kolleginnen einzubinden. An jedem Standort haben wir Delegierte gewählt, die vor Ort den Betriebsrat unterstützen.“
Wir müssen uns bewusst sein, dass dieser Kampf erst am Anfang steht. Die Demo hat gezeigt, wie viel Potential besteht, und dass die Kolleginnen den Willen haben, gehört zu werden. Jetzt muss man schauen, dass diese Kampfbereitschaft nicht wieder im harten Kindergartenalltag verpufft.
(Funke Nr. 218/25.10.2023)