Bei der diesjährigen Pride gingen Hunderttausende gegen LGBT+ Unterdrückung auf die Straße. Doch sichtbar waren vor allem heuchlerische Konzerne, die sich mit Partytrucks und in Regenbogenfarben ein progressiven Anstrich gegeben wollten. Dagegen organisierte derFunke einen lauten gut sichtbaren Block – gegen Pinkwashing und gegen Kapitalismus.
Die Wiener Pride stellt seit einigen Jahren eines der größten politischen Events des Jahres dar. Auch heuer haben 300.000 Menschen an der Demonstration teilgenommen, wobei der politische Charakter von den Veranstaltern und den vertretenen Konzernen so gering wie möglich gehalten wurde. Die Botschaft von Bank Austria, Starbucks und Co. lautet: Wir machen zwar Rekordprofite während die breite Masse unter steigenden Preisen, sinkenden Löhnen und einem krachendem Gesundheits- und Sozialsystem leidet, aber einen Tag im Jahr könnt ihr Party machen und ihr dürft euch dabei sogar so anziehen wie ihr wollt.
Jedoch wurde in den zahlreichen Gesprächen, die wir auf der Pride führten, deutlich, dass dies vielen der Teilnehmenden sauer aufstößt. Es tut zwar gut, zu zehntausend auf der Straße zu stehen, die alltägliche Isolation zu durchbrechen und das Gefühl zu haben, endlich mal als eine Gesellschaft gemeinsam gegen die Unterdrückung und Ausgrenzung einzustehen, die uns täglich umgibt. Gleichzeitig ist die Limitierung aber glasklar: Spätestens am Montag gehen wir wieder zurück an unsere Arbeitsplätze, Schulen und Unis und stellen fest, dass Unterdrückung nach Sexualität, Herkunft und Geschlecht nach wie vor in der Gesellschaft tief verankert sind.
Tatsache ist, dass die Konzerne gerade für die Ausbeutung und Unterdrückung stehen, die wir eigentlich bekämpfen wollen. Das kapitalistische System braucht die Kleinfamilie und dort vor allem die Rolle der Frau im Haushalt, der Kinder- und Altenpflege, um sicherzustellen, dass die Arbeiterklasse am nächsten Tag wieder ihrer Arbeit nachkommen kann, um die kapitalistische Verwertung aufrecht zu erhalten. In der zugespitzten Krise des Systems, die wir durchleben, hat die Diskriminierung auch eine wichtige ideologische Funktion: Der sogenannte „culture war“ wird von Rechten wie Liberalen bewusst eingesetzt, um davon abzulenken, dass beide Lager keine Antwort auf die brennenden Probleme der Arbeiterklasse und Jugend haben.
Auch wenn der Partycharakter den Tag dominiert hat, war es nicht schwer in Gespräche zu kommen über diese Scheinheiligkeit der Kapitalisten, die sich durch ihr Pinkwashing ein progressives Image geben wollen.
Der vom Funke initiierte antikapitalistische Block trug den Slogan „Gegen Pinkwashing – für den Sturz des Kapitalismus“ lautstark und gut sichtbar auf die Straße. Etwa 100 Antikapitalisten beteiligten sich daran mit Slogans wie „One Solution – Revolution“, „Brecht die Macht der Banken und Konzerne“ und „Hoch die internationale Solidarität“. Damit waren wir der einzige Block, der offen antikapitalistisch auftrat. Immer wieder schlossen sich einzelne Gruppen spontan an und Leute die am Rand standen riefen unsere Slogans mit.
Die Einladung an die restliche Linke, diese Botschaft gemeinsam in die Pride hineinzutragen, wurde nicht angenommen. Stattdessen orientierten die meisten antikapitalistischen Organisationen auf eine Gegendemonstration gegen den „Marsch für die Familie“, der von Konservativen und Rechten organisiert wurde. Wir halten dies für einen falschen Zugang. Dadurch isolierte sich ein großer Teil der antikapitalistischen Kräfte von den zehntausenden Leuten, die man für die Notwendigkeit einer klassenkämpferischen Pride gewinnen kann. Dabei sollte das unsere wichtigste Aufgabe sein, erst recht in Zeiten, in denen sich ein immer größerer Teil der Jugend gegen das herrschende System stellt und der Klassenkampf zurück auf die Tagesordnung kommt.
Das gestiegene Interesse am Marxismus und Kommunismus durch die Erfolge der KPÖ und der Wahl von Andi Babler zum SPÖ-Vorsitzenden war auch auf unserem Infotisch und beim Verkauf unserer Zeitung spürbar. Auf dieser Basis konnten wir etwa 150 Ausgaben unserer aktuellen Zeitung und dutzende marxistische Bücher verkaufen. Ebenso meldeten sich etwa 40 Personen bei uns, mit dem Interesse, gegen den Kapitalismus aktiv zu werden. Nächstes Jahr gilt es an diesem Erfolg anzuknüpfen und ihn weiter auszubauen!