Der Umgang mit jenen, die die Leistungen im Gesundheits- und Sozialbereich erbringen – meist hochqualifizierte Arbeitskräfte, die harte Arbeit am Menschen erbringen – spottet oft jeder Beschreibung von Wertschätzung, Unterstützung und Menschlichkeit. Aktuell wehren sich allerdings auch mehrere Belegschaften gegen Lohndumping, Verschlechterungen und Entwürdigungen. Wir berichten von zwei Beispielen: VKKJ Wien und Niederösterreich Gesmbh und Caritas Wien. Wir sind solidarisch! Von Emanuel Tomaselli.
Vereine und Firmen im Sozial- und Gesundheitsbereich erbringen Leistungen für Menschen in akuten oder permanenten Notlagen. Der Leistungskatalog wird meistens von öffentlichen Kassen bezahlt (Krankenkassen, Sozialfonds,..). Das soziale Image der Branche hält aber bei genauerer Hinsicht nicht stand: während auf der einen Seite ein humanistisches Leitbild propagiert wird, werden auf der anderen Seite die Arbeitsbedingungen so geändert, dass eine menschenwürdige Behandlung/Betreuung fast verunmöglicht wird. Waren früher im Vorstand und in der Geschäftsführung oft Personen, die selber aus dem Feld kamen und die Gehälter abgesehen von eine kleinen Leitungszulage fast vergleichbar waren, nimmt nun der Trend zu, sich als Managern zu begreifen und dementsprechend hohe Gehälter und Boni-Zahlungen zu erlauben. Zudem kann beobachtet werden, dass Leistungen an Firmen ausgelagert werden, an denen Vorstandsmitglieder selbst beteiligt sind. Der Profit aus der der öffentlichen Daseinsversorgung wandert in privaten Taschen.
Das alljährliche Ringen, inklusive Demos und Streiks um die Kollektivvertragsverhandlungen in der „Sozialwirtschaft Österreich“, sind Ausdruck dieses sich zuspitzenden Konfliktes zwischen Arbeitgebern und Beschäftigten im Sektor. Aktuell wehren sich zwei Belegschaften gegen ihre Bedingungen:
VKKJ GesmbH
An den VVKJ Einrichtungen in Wien und Niederösterreich bieten 300 Fachkräfte multidisziplinäre medizinische, psychologische und therapeutische Leistungen für Kinder, Jugendliche und Familien mit besonderen Bedürfnissen an. Das fast vollständige weibliche Therapie-Personal versucht seit fünf Jahren mit der Geschäftsführung eine ihrer Tätigkeit entsprechende Entlohnung zu verhandeln. Die heutige Entlohnung liegt in fast allen Berufsgruppen hunderte Euro unter dem Branchenschnitt, trotz der hohen Qualifikation haben viele Kolleginnen finanzielle Probleme. Hinzu kommt das sich verschlechternde Betriebsklima, da die Verhandlungen mit dem Betriebsrat trotz guter Zahlen und „Auftragslage“ nach all den Jahren voller Verzögerungen und Versprechungen ins Leere liefen. Deshalb hat nun die Belegschaft auf zwei stimmungsvollen und erfolgreichen Betriebsversammlungen geschlossen für einen öffentlichen Aktionstag gestimmt hat. Unterstützt wird dieser von der Gewerkschaft GPA-djp Wien als auch KollegInnen aus dem Sozial- und Gesundheitsbereich. Hier die Details.
Caritas der Erzdiözese Wien – Armutslöhne für Reinigungsfrauen
Die Initiative „Wir sind sozial aber nicht blöd“ berichtet auf ihrer Seite:
„Stell dir vor, du kommst wie immer an deinen normalen Arbeitsplatz und erledigst die gleiche Arbeit wie sonst auch – nur von heute auf morgen bekommst du dafür bis zu €200 weniger! So was geht doch nicht! Oder?
Doch, denn genau das plant die Geschäftsführung der Caritas Wien mit unseren Caritas-Reinigungskräften! Und zwar sollen die noch direkt bei der Caritas angestellten Reinigungskräfte zukünftig zu Magdas, einem Tochterunternehmen der Caritas Wien ausgelagert werden. Damit sind sie aber nicht mehr im Caritas Kollektivvertrag, sondern werden nach einem für sie ungünstigeren Kollektivvertrag entlohnt. Das bedeutet gleiche Arbeit, weniger Lohn!“
Mittlerweile ist klar, dass die Reinigungsfrauen gekündigt werden sollen und sich bei der Sub-Firma der Caritas neu bewerben müssen. Statt 900 € sollen die Reinigungsfrauen in Zukunft nur noch 700 € im Monat verdienen, einen fixen Arbeitsplatz sollen sie in Zukunft keinen mehr haben. Gegen diese Armutslöhne und Kollektivvertragsflucht organisiert der Betriebsrat am kommenden Montag, den 17.6. zwei Betriebsversammlungen.
Schluss mit der Ausbeutung, Spaltung und Entmenschlichung! Für Löhne von denen man leben kann, und Arbeitsbedingungen die nicht krank machen!
Wir sind solidarisch mit den kämpfenden Belegschaften bei der VKKJ und der Caritas Wien!
Kundgebung:
Soziale Arbeit ist mehr wert
VeranstalterIn: GPA-djp Wien und Betriebsrat der VKKJ Wien/Niederösterreich GesmbH
Ort: Graumanngasse 7, 1150 Wien
Datum: 18.06.2019
Uhrzeit: 16:45 – 18:15 Uhr