Der heutige Terroranschlag in Kabul, der 80 Menschen das Leben kostete und über 300 weitere verletzte, sticht nur durch seine Schwere heraus. Denn im von Kurz als „sicherer Herkunftsstaat“ bezeichneten Land sind terroristische Anschläge Teil des täglichen Lebens. Das hindert die Regierung nicht daran, Asylsuchende abzuschieben. Ein Genosse aus Afghanistan berichtet.
Am 23. Mai wurden 23 Polizisten in Kandahar getötet. Kandahar ist eine der größten Städte in Afghanistan. Am 22. Mai wurde eine Mädchenschule in Ghazni verbrannt. Am 21. Mai haben bewaffnete Männer ein schwedisches Gasthaus in der Hauptstadt Kabul attackiert, eine Deutsche und ein Sicherheitsmann verloren dabei ihr Leben. Am selben Tag wurde in Zabul 20 Polizisten getötet. Am 20. Mai wurde in Paktika eine Bank attackiert und am 19. Mai wurden in Logar 11 Zivilisten umgebracht.
Es ist eine lange Kette von Attacken, die jeden Tag stattfinden, seit die USA und ihre internationalen kapitalistischen Freunde in dem Land einmarschiert sind. Selbstmordattentate sind so normal geworden, dass die Medien sogar manchmal gar nicht darüber berichten, wenn nur wenige Menschen dabei sterben.
Helmand, eine der Provinzen, in der schon seit 17 Jahren (seitdem die US-Truppen in Afghanistan sind) tausende Taliban gekämpft haben, wurde im Jahr 2014 von den USA verlassen, aber nachdem die Taliban dort immer stärker geworden sind, hat die US-Regierung letzten Monat wieder entschieden, 300 Marinesoldaten dort hinzuschicken.
In so einer Lage hat Österreich entschieden, afghanische AsylwerberInnen, die keine positive Antwort bekommen haben, nach Afghanistan und damit in den Krieg abzuschieben. Es herrscht eine große Angst unter den AfghanInnen, die momentan in Österreich keinen Asylstatus haben.
Gegen diese unmenschliche Asylpolitik und Abschiebungsentscheidung haben am 20. Mai viele linke Organisationen in Österreich mit der Kooperation von afghanischen Vereinen eine Demonstration veranstaltet. Noch vor 40 Jahren gab es keine afghanischen Flüchtlinge.
Die Flucht aus Afghanistan hat erst dadurch begonnen, dass das Land Schlachtfeld für die Interessen der Großmächte der Welt wurde. Die Intervention der imperialistischen Mächte ist der Grund, dass es heute so viele afghanische Flüchtlinge gibt. Sie wissen sehr genau, was in Afghanistan los ist. Die aktuelle Regierung von Afghanistan ist eine der korruptesten der Welt. Sie kann weder selbst wirklich Fuß fassen, noch die Taliban effektiv bekämpfen. Ihre Mitglieder sind nur an ihrem eigenen Fortkommen interessiert. Die meisten der hochrangigen Beamten sind ehemalige Kämpfer gegen die Sowjetunion und sind schon damals von den Amerikanern trainiert und unterstützt worden. Diese reaktionären Warlords sind abgehärtete Verbrecher, sie alle haben tausende Menschen in Afghanistan auf dem Gewissen.
Als der „demokratische Westen“ unter Führung der USA nach dem Sturz der Taliban in Afghanistan eine neue Regierung installierte, haben sie diese Menschenrechtsverbrecher an die Macht gebracht. In der Folge wurden dann Milliarden von Dollar in die Regierung gepumpt, um sie zu stabilisieren. Es wurde immer betont, dass dieses Geld für den Aufbau der Infrastruktur war, aber in Wirklichkeit hat die USA ihre Marionetten, die für sie schon gegen die Sowjetunion im Namen des Islam gekämpft hatten, mit diesem Geld zu Millionären gemacht. Diese Menschen regieren jetzt in Afghanistan.
Der normale Mensch in Afghanistan, die Bauern, die Armen und die ArbeiterInnen, haben in diesen Konflikten keinen Ausweg für ihre immer schlechter werdende Lage: Auf der einen Seite steht eine korrupte Regierung, die aus Milliardären besteht, und auf anderen Seite gibt es die Taliban. Damit sie in dieser Lage eine Alternative dazu erkämpfen können, braucht es die aktive Solidarität auf der ganzen Welt gegen die imperialistischen Interventionen und gegen den Versuch, die Flüchtlinge zu Sündenböcken für diese Politik zu machen!