Vorarlberg. Ein Lehrling einer Vorarlberger Lehrwerstatt berichtet über die Situation, in der er tagtäglich mit Frauen-, Ausländer- und Homosexuellenfeidlichkeit konfrontiert wird, und was man als Lehrling dagegen tun kann.
Ich arbeite seit zwei Jahren in einer Lehrwerkstatt in der Vorarlberger Metallindustrie, von denen es vergleichbar viele gibt. Die Lehrlinge dort sind mit einer Flut von Frauen-, Ausländer- und Homosexuellenfeindlichkeit konfrontiert. Früher gab es viele Lehrlinge, die dabei einfach mitliefen, weil sie keine andere Meinung hörten, als die bereits vorherrschende. Ein Arbeitskollege und ich entschlossen nach intensiver Auseinandersetzung auf folgende Fragen Antworten zu geben:
- Wieso verdienen MigrantInnen unterm Strich weniger als andere?
- Wieso arbeiten Frauen nur in bestimmten Abteilungen, in denen sie weniger verdienen als andere?
- Wieso spielt es keine Rolle, was ich denke, aber sehr wohl, was andere über mich denken?
Unsere Antwort darauf
Der einzige Punkt, der uns trennt, sind soziale Unterschiede, die erzeugt werden. Es gibt Leute, die von diesen Unterschieden profitieren und deshalb ein Interesse daran haben, dass wir uns nicht einig sind.
Dabei können wir aber nur auf uns selbst vertrauen. Selbst wenn unsere Ausbildner und Vorgesetzten nur das Beste für uns wollten, sind ihre Arbeitsplätze davon abhängig, dass sie ihre Vorgaben erfüllen. Das führt z.B. dazu, dass sie uns Lehrlinge als billige Hilfskräfte heranziehen, wenn es darum geht Auftragsspitzen auszugleichen.
Die Gewerkschaft und der Betriebsrat versuchen bestenfalls zu vermitteln und werden deshalb von den meisten KollegInnn als unnütz empfunden. Uns bleibt daher keine andere Wahl, als dies offen unter den Lehrlingen selbst zu diskutieren. Und das zeigt auch Wirkung. Inzwischen ist es so, dass niemand mehr über rassistische oder frauenfeindliche Witze des Ausbildners lacht, sich niemand auf diese rohen und primitiven Ansichten einlässt. Mein Arbeitskollege und ich sind nicht mehr alleine. Ob es uns gelingt Dinge zu verändern, ist eine Frage des Kräfteverhältnisses. Unsere Vorgesetzten sind beunruhigt, weil sie spüren, wie ihr Einfluss schwindet und wie die Lehrlinge beginnen sich selbst Gedanken zu machen.
Kämpfen wir heute um eine bessere Ausbildung und Gleichheit in der Werkstatt, verbinden wir dies mit den Anliegen aller unterdrückten Lehrlinge. Damit morgen die Interessen aller wichtiger sind als die Geldgier einiger weniger!
Die SJ Vorarlberg setzt sich für die Anliegen der Lehrlinge ein. Falls du auch etwas ändern möchtest, dann unterstützen wir dich dabei!
Komm zu unseren regelmäßigen ArbeiterInnenstammtischen und diskutier mit KollegInnen.
Infos: florian.keller@sj-vlbg.at