Dem Koch Nikolaus Lackner, der als einfaches Gewerkschaftsmitglied in seiner roten Kochjacke ans Podium treten und zum ÖGB-Bundeskongress sprechen wollte, wurde der folgende Redebeitrag untersagt. Wir finden, die Rede soll einem größeren Publikum zugänglich werden.
Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, Mein Name ist Nikolaus Lackner, ich bin Koch aus Krems an der Donau. Ich bin vor kurzem der Gewerkschaft vida beigetreten. Und zwar völlig freiwillig.
Zum Thema EU und Internationales gehört meiner Meinung nach auch die Beurteilung der tatsächlichen Lage im Inland, denn wenn wir uns mit großen Worten solidarisch mit Gewerkschaften in anderen Ländern erklären sei die Frage erlaubt: Wie sieht es denn mit der Solidarität bei uns aus?
Einer meiner Vorredner bezog sich stolz auf die Tatsache, dass wir eine hohe Kollektivvertragsabschlussrate hätten. Ja welche Kollektivverträge denn? Zum Beispiel solche wie der Gastgewerbe KV.
Seit Jahrzehnten schon hinken die Lohnabschlüsse der Beschäftigten im Gastgewerbe denen in der Industrie hinterher.
Obwohl der Tourismus und die Gastronomie zu den größten Exportbranchen zählen (da sie Devisen ins Land bringen) und de facto die Grundlage für den Aufstieg des an Rohstoffen armen Österreich nach dem verheerenden Weltkrieg waren, ist die Situation der Beschäftigten in dieser Branche nur für eine kleine Minderheit rosig.
Im Gegensatz zu den Beschäftigten in der Stahlindustrie, die organisiert und selbstbewusst für mehr Rechte und höhere Löhne kämpften, blieb die Gastronomie eine weitgehend gewerkschafts- und betriebsratsfreie Zone, und jeglicher »Arbeitskampf« ist ein persönlicher, »Chef« gegen »Mitarbeiter«. Fast immer zieht Letzterer den Kürzeren – da hinter ihm oft schon Ersatzmitarbeiter zur Verfügung stehen, und so entwickelt sich ein negativer Lohnwettbewerb nach unten. Diese völlig unterschiedliche Lebensrealität von jenen, die Stahl, und jenen, die Suppen kochen, ist jedoch nur wenigen bewusst.
Genau deshalb Kolleginnen, bin ich der Gewerkschaft beigetreten. Um dagegen anzukämpfen, dass das Gastgewerbe weiterhin ein Nischendasein in der Gewerkschaftsbewegung fristet. Denn gerade im internationalen Vergleich gesehen kann man mit Fug und Recht behaupten das unsere Tourismusindustrie einen erstklassigen Ruf hat.
Und die Löhne? Die Arbeitsbedingungen? Welchen Ruf haben die? KollegInnen ihr wisst genauso gut wie ich, dass beides nicht im Geringsten als angemessen bezeichnet werden kann. Darum fordere ich auch den hohen ÖGB Bundeskongress dazu auf, vergesst nicht die Beschäftigten im Tourismus! Sie sind unser internationales Aushängeschild und sehr oft prägen sie das Bild, welches unsere Gäste von uns ÖstereicherInnen mit nach Hause nehmen. Seid auch mit jenen solidarisch, die im Inland Exporte erwirtschaften! Nur weil der Organisationsgrad im Gastgewerbe nahe Null liegt heißt das noch lange nicht, dass man sich bei den entsprechenden KV Verhandlungen von den Kapitalisten über den Tisch ziehen lassen darf!
Ich erinnere an jene Zeiten, als Rudolf Kaske, selbst ein Koch, im Zillertal Demonstrationen von Köchen organisiert hat, was für Aufsehen sorgte. Aber heute ist er eben nicht mehr im Kochgewand sondern im feinen Zwirn.
Abschließend möchte ich auch noch darauf verweisen, dass mittlerweile viele Beschäftigte im Tourismus aus dem EU Raum kommen. Auch hier gibt es ein weites Betätigungsfeld für die Gewerkschaft: Die drohende Abwärtsspirale bei den Löhnen wirksam zu bekämpfen heißt, die ArbeiterInnen aus dem EU Raum gezielt ansprechen und informieren! Gewinnen wir auch die Herzen unserer SaisonarbeiterInnen.
Kämpfen wir für die Beschäftigten in der Gastro endlich bessere Löhne heraus bei den Verhandlungen, und zeigen so unsere Solidarität auch mit jenen, die noch nicht in der Gewerkschaft sind. Ich bin zutiefst davon überzeugt, wir würden dadurch letztlich auch neue Mitglieder gewinnen.
Glück auf!