Stephanie aus Wien berichtet, wie sie anhand des Kampfes gegen Antisemitismus den Marxismus als einzigen Weg vorwärts erkannt hat und wie der Kampf gegen jede Form von Unterdrückung gelingen kann.
Mich hat die Geschichte der Shoah von klein auf beschäftigt. Ich habe meine vorwissenschaftliche Arbeit in der Schule darüber geschrieben, in der Universität nahm ich an einem Extracurriculum „Antisemitismus bekämpfen“ teil und leistete 10 Monate einen Gedenkdienst in einem jüdischen Museum. Ich habe mich intensiv mit der Geschichte des Antisemitismus auseinandergesetzt, aber suchte vergebens nach Antworten, warum er noch heute existiert und wie man ihn wirklich bekämpfen kann.
Erst als ich mich tiefer mit marxistischer Theorie auseinandergesetzt hatte, realisierte ich, dass wir Antisemitismus, wie alle anderen Unterdrückungsmechanismen, an der Wurzel beseitigen müssen – dem Kapitalismus.
Nach dem 7. Oktober kam es zu einer enormen Hetzkampagne gegen alle, die dem Staat Israel gegenüber kritisch waren. Menschen, die wussten, dass ich mich intensiv mit der Bekämpfung des Antisemitismus auseinandergesetzt hatte, konnten nicht einsehen, dass ich die Befreiung der Juden und Jüdinnen nicht in dem Staat Israel sehe, sondern im gemeinsamen Kampf der Arbeiterklasse für die sozialistische Revolution.
Die Gleichsetzung des Judentums mit dem Zionismus bedeutete nicht nur, dass jede israelkritische Äußerung automatisch mit Antisemitismus gleichgesetzt wird, es ist auch eine gefährliche Annahme, dass jeder Jude und jede Jüdin Israels Massaker unterstützt. Hier nehmen die westlichen Herrschenden willentlich in Kauf, den Antisemitismusbegriff zu verwaschen.
Ich kämpfe für eine Welt, in der jede Person, egal welcher Nationalität oder Religion, frei leben kann. Juden und Jüdinnen müssen auf der ganzen Welt sicher sein können. Ich stehe stolz im Erbe der Kommunisten vor mir, die stets gegen die Spaltung in der Arbeiterklasse gekämpft haben. Historisch war der Befreiungskampf der Juden immer eng mit revolutionären Kämpfen verbunden. Nach den grauenhaften Pogromen des Zaren haben sich die Juden in Russland nicht durch ihre Migration nach Israel emanzipiert, sondern indem sie sich organisierten und mit der russischen Arbeiterklasse gemeinsam kämpften! In dieser Tradition stehen wir als Kommunisten! Darum: Freiheit für Palästina!
Stephanie, Wien
(Funke Nr. 224/30.05.2024)