Ein altes Vorurteil behauptet, im Kommunismus würden die Menschen nur noch auf der faulen Haut liegen und niemand würde mehr arbeiten. Doch in Wahrheit ist es der Kapitalismus, der einige wenige reich werden lässt, ohne dafür zu arbeiten.
Eine kritische Frage hören wir immer wieder: „Was ist genau der Kommunismus? Verdienen dort nicht alle genau gleich viel und ist das nicht ungerecht?“ Es herrscht ein Bild des Kommunismus vor, bei dem eine kommunistische Partei auf nicht näher bezeichnete Weise die Macht übernimmt, einen allumfassenden „Sozialstaat“ errichtet und allen einfach alles gratis gibt. Dadurch würden die Menschen jede Arbeitsmoral verlieren, die „Fleißigen“ würden bestraft und die „Faulen“ belohnt. Niemand würde mehr arbeiten wollen, und die gesellschaftliche Versorgung würde zusammenbrechen.
In Wahrheit ist es der Kapitalismus, in dem eine kleine Gruppe an Menschen durch „Nichtstun“ unvorstellbar reich wird, während die Arbeiterklasse immer mehr leisten muss und immer weniger davon hat. Kapitalisten arbeiten absolut gar nichts, schöpfen aus unserer Arbeit aber immense Profite ab, verdienen dadurch Milliarden und leben in unbeschreiblichem Luxus. Die ArbeiterInnen verdienen unterschiedlich viel, die allermeisten aber viel zu wenig und Millionen erhalten einen Hungerlohn. Manche Menschen haben gar keine Arbeit und leben (oder sterben) im Elend. Amazon Chef Jeff Bezos besitzt ein Vermögen von 150 Mrd. Dollar – diesen Reichtum hat nicht er, sondern „seine“ hunderttausenden Arbeiter hart erarbeitet.
Wer sich also vor einem System fürchtet, in dem wenige Menschen ohne jede Leistung der Allgemeinheit auf der Tasche liegen, die eigene harte Arbeit nicht belohnt wird, wo aber gleichzeitig die Versorgung der Gesamtbevölkerung permanent bedroht ist, der muss sich vor dem Kapitalismus und nicht dem Kommunismus fürchten.
Um das zu ändern, brauchen wir eine sozialistische Revolution: Wir müssen den Kapitalisten die Produktionsmittel entreißen und beginnen, die Produktion anhand eines demokratischen Plans aller ArbeiterInnen weiterzuführen. Die ArbeiterInnen entscheiden im Sozialismus selbst, ob sehr schwierige oder risikoreiche Tätigkeiten ein wenig besser entlohnt werden sollen oder nicht. Es wird demokratisch entschieden, wer welche Aufgaben machen kann und will. Natürlich werden sie das nicht im luftleeren Raum entscheiden können, sondern unter Berücksichtigung der Möglichkeiten der Produktion, die sie aus dem Kapitalismus übernommen haben.
Im Unterschied zu den Kapitalisten aber – für die es z.B. des Öfteren sehr viel profitabler ist, ungelernte Arbeiter zu verfeuern als Arbeit zu mechanisieren oder automatisieren – haben die ArbeiterInnen ein Interesse daran, ihre Technologie zur Arbeitszeitreduktion zu nutzen und sie allen Ländern optimal zur Verfügung zu stellen. In dieser rationalen Wirtschaft wird es keine Arbeitslosigkeit, keine Faulenzer und keine Raffgier mehr geben und die vorhandene Arbeit ist besser aufgeteilt. So kann weltweit der größte Wohlstand für alle, bei immer geringerem Aufwand sichergestellt werden und eine immer effizientere, harmonische Planwirtschaft etabliert werden. Dieser globale kulturelle Sprung bereitet den Kommunismus vor: eine Gesellschaft des Überflusses für alle, in der die Arbeitszeit massiv reduziert wird und kein Leistungsdruck, kein Neid mehr bestehen muss. „Arbeit“ und „Lohn“ lösen sich auf in die freie Kooperation aller Menschen.
(Funke Nr. 219/06.12.2023)