Dieser Leitfaden zum Kommunistischen Manifest hilft dir dabei, die wichtigsten Ideen dieses klassischen marxistischen Textes von Karl Marx und Friedrich Engels zu verstehen.
Von der Kommunistischen Liga in London in Auftrag gegeben und von Karl Marx und Friedrich Engels in den Jahren 1847-1848 verfasst, legt dieses Dokument die grundlegenden Prinzipien und Taktiken der aufkommenden kommunistischen Bewegung jener Zeit dar; das ganz Europa heimsuchende „Gespenst“.
Im Gegensatz zu vielen anderen Werken dieser Zeit bleibt das Kommunistische Manifest eines der einflussreichsten Werke der Literatur, das jemals veröffentlicht wurde. Obwohl es vor über 170 Jahren geschrieben wurde, bleiben die darin enthaltenen Ideen, Methoden und politischen Lehren bemerkenswert frisch. Zwar sind einige Verweise auf politische Persönlichkeiten der Zeit und einige (aber nicht alle) der konkreten politischen Forderungen am Ende des zweiten Kapitels durch die historischen Ereignisse überholt.
Dennoch fühlt sich der Großteil des Textes an, als sei er erst gestern geschrieben worden. Die Erklärung der Funktionsweise der erdrückenden Macht des kapitalistischen Weltmarktes, die Kommodifizierung [vom englischen Begriff commodity (Ware) abgeleitet. Die Kommodifizierung beschreibt einen Prozess, bei dem eine Sache oder Dienstleistung zur Ware wird, die vorher keine Ware war.] der Arbeit und Dienstleistungen, die immer größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich – all das ist heute aktueller denn je. Ungeachtet des Datums seiner Veröffentlichung ist das Kommunistische Manifest immer noch eine wichtige Waffe im Arsenal von Revolutionären auf der ganzen Welt.
Die Aussagen des Kommunistischen Manifests sind heute wohl noch aktueller als zu seiner Entstehungszeit. Im Jahr 1848 stand Europa selbst an der Schwelle zu einer Reihe demokratischer Revolutionen, die die alte absolutistische Ordnung erschüttern würden, aber noch nicht die Arbeiterklasse an die Macht bringen konnten. Heute, da sich das globale kapitalistische System in einer tiefen Krise befindet, hat sich die letzte Zeile des Manifests noch nie so kraftvoll und dringend angefühlt: „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“
I. Kapitel: Bourgeois und Proletarier
Für Marx und Engels ist „die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft die Geschichte von Klassenkämpfen“. In diesem Kapitel legen sie eine umfassende Geschichte der Klassengesellschaft dar, insbesondere den Kampf der Bourgeoisie gegen das verrottete Feudalsystem. Sie erklären wie die Bourgeoisie, nachdem sie in einem Land die Macht übernommen hat, durch ihr eigenes System gezwungen wird die Produktion im Weltmaßstab zu revolutionieren und damit „ihre eigenen Totengräber“ hervorbringt: das Proletariat.
Diskussionsfragen:
- Wie definieren Marxisten „Klasse“?
- Was sind die Bourgeoisie und das Proletariat?
- Wie kam es zur Entstehung des Kapitalismus?
- Welche Beziehung besteht zwischen der wirtschaftlichen Entwicklung und dem
politischen Kampf? - Können wir Beispiele dafür in der heutigen Gesellschaft finden?
- Was meinen Marx und Engels, wenn sie schreiben: „Die Bourgeoisie hat in der Geschichte eine höchst revolutionäre Rolle gespielt“?
- Wie sagt dieses Kapitel die Globalisierung voraus?
- In welchem Sinne gleicht der Kapitalismus „dem Hexenmeister, der die unterirdischen Gewalten nicht mehr zu beherrschen vermag, die er heraufbeschwor“?
- Wie wird das Proletariat im Kapitalismus gebildet?
- Welche Rolle spielen die Gewerkschaften für Marx und Engels?
II. Kapitel: Proletarier und Kommunisten
In diesem Kapitel erläutern Marx und Engels zunächst die Rolle der Kommunisten im Klassenkampf und setzen sich mit einigen der Hauptvorwürfe auseinander, die von ihren bürgerlichen Gegnern der Zeit gegen die Kommunisten erhoben wurden. Indem sie ihren Kritikern antworten, bieten Marx und Engels auch eine Klärung und Erklärung ihrer eigenen Ideen an, zum Beispiel in der Frage, was mit der „Abschaffung des Privateigentums“ und der „bürgerlichen Familie“ gemeint ist: Fragen, die bis heute aufgeworfen werden. Schließlich stellen Marx und Engels eine Liste von Forderungen auf, die von den in der Bewegung aktiven Kommunisten erhoben werden sollen.
Diskussionsfragen:
- Welche Lehre(n) sollten wir aus der Aussage ziehen, dass „die Kommunisten keine besondere Partei gegenüber den andern Arbeiterparteien sind“?
- Wie können die Kommunisten „in den verschiedenen nationalen Kämpfen der Proletarier die gemeinsamen, von der Nationalität unabhängigen Interessen des gesamten Proletariats hervorheben und zur Geltung bringen“?
- Was ist „Kapital“? Was ist „Lohnarbeit“? Wie stehen beide zueinander in Beziehung?
- Welchen Platz würde das Individuum in einer kommunistischen Gesellschaft haben?
- Was meinen Marx und Engels mit der „Abschaffung der Familie“?
- Was ist die Rolle des Staates, und welche Form würde der Staat in einer kommunistischen Gesellschaft annehmen?
III. & IV. Kapitel: Sozialistische und kommunistische Literatur & Stellung der
Kommunisten zu den verschiedenen oppositionellen Parteien
In den letzten Kapiteln des Kommunistischen Manifests analysieren Marx und Engels andere in der Gesellschaft vorhandene sozialistische Strömungen. Dabei geben uns Marx und Engels noch mehr Einblick in die spezifischen Merkmale ihrer eigenen Ideen. Einige der kritisierten Strömungen sind verschwunden und haben daher heute wenig Relevanz. Einige, insbesondere der „Bourgeoissozialismus“, spielen jedoch weiterhin eine sehr mächtige (und schädliche) Rolle in der Arbeiterbewegung und so behält die Kritik von Marx und Engels bis heute ihre volle Kraft.
Diskussionsfragen:
- In welchem Sinne ist der kleinbürgerliche Sozialismus „sowohl reaktionär als auch utopisch“?
- Was ist der „wahre“ Sozialismus? Was gab ihm so eigentümliche Eigenschaften?
- Welche modernen Beispiele des „Bourgeoissozialismus“ finden wir in den jüngsten politischen Ereignissen? Welchen Standpunkt sollten Kommunisten zu dieser Entwicklung einnehmen?
- Was können wir Positives über den „kritisch-utopischen“ Sozialismus sagen? Was sind seine Schwächen?
- Warum haben Marx und Engels sowohl bürgerlich-demokratische und nationalistische Parteien in bestimmten Ländern als auch proletarische Bewegungen wie die Chartisten unterstützt?
Leseempfehlungen
Warum sind wir Marxisten? – Alan Woods
Ein Manifest für das 21. Jahrhundert – Alan Woods